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SCHWEINFURT
Welt und Kirche ein neues Gesicht verleihen
Regionalbischöfin Gisela Bornowski (links) sprach auf Einladung von Dekan Oliver Bruckmann (rechts) bei der Dekanatssynode über den Ablass und Luthers 95 Thesen.
Foto: Siegfried Bergler | Regionalbischöfin Gisela Bornowski (links) sprach auf Einladung von Dekan Oliver Bruckmann (rechts) bei der Dekanatssynode über den Ablass und Luthers 95 Thesen.
Bearbeitet von Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 25.03.2017 03:33 Uhr

Auch die Frühjahrssynode des Evangelisch-Lutherischen Dekanats kam am Reformationsjubiläum nicht vorbei. Im Zentrum der Tagung mit 50 Teilnehmenden im Evangelischen Gemeindehaus stand der Vortrag von Regionalbischöfin Gisela Bornowski – vom Präsiden Herbert Ludwig (Schwebheim) als „ausgewiesene Expertin“ angekündigt: „Luthers 95 Thesen. Die Reformation und ihre heutige Aktualität“.

Die Bischöfin hob insbesondere drei Erkenntnisse Luthers hervor: Zum einen seine Wertschätzung der Heiligen Schrift, die er als „Richtschnur der Theologie“ ansah und der das kirchliche Lehramt untergeordnet sein müsse. Er forderte eine existenzielle Beschäftigung mit ihr, denn nur so könne man dem lebendigen Gott und Christus als Mitte der Schrift begegnen.

Reformer nicht Reformator

Zum anderen sein „Allein aus Gnade“ (sola gratia): dass der Mensch von Gott ohne vorherige Werke gerecht gesprochen werde. Diese Erkenntnis steht laut Bischöfin Bornowski der säkularisierten Selbstoptimierung, dem heutigen gnadenlosen Ablass – kaufen, richtig investieren –, diametral entgegen. Denn: „Ich bin wertgeschätzt, weil Gott sich mir freundlich und leidenschaftlich voller Liebe zuwendet.“ Der Gnade vonseiten Gottes habe der Glaube aufseiten des Menschen zu entsprechen.

Schließlich der Appell „Den Aufbruch wagen“: Luther habe mit dem Thesenanschlag keine Separierung beabsichtigt. Er habe sich als Reformkatholik, aber nicht als Reformator verstanden. Luther wollte die Kirche vom Evangelium her erneuern. Wirkliche Reformation sei allein Aufgabe Gottes und nicht die unsere. Wohl aber „können wir zur Besserung der Kirche beitragen, indem wir Zeugnis von der Mensch gewordenen Liebe Gottes geben und unser Leben am Evangelium ausrichten." Von daher forderte die Bischöfin nicht nur Erinnerungskultur, sondern auch den Aufbruch, um der Welt und Kirche „ein neues Gesicht zu verleihen“.

Anhand von Impulsfragen folgte eine Aussprache in Gruppen, unter anderem: „Wo brauchen wir einen Aufbruch, eine Reform unserer Kirche?“ Als positives Beispiel wurde die Vesperkirche St. Johannis genannt, wo man Kirche neu und angenehm empfinden könne.

Sodann: „Wo erfahren wir, dass wir angenommen sind – ohne Bedingungen?“ Antwort: etwa bei unserem (Ehe-)Partner oder bei vertrauten Freunden, – worauf die kritische Nachfrage kam: Fühlen wir uns auch im Gemeinde-leben bedingungslos angenommen? Ein Synodaler meinte, man solle nicht immer nur den schwachen Kirchenbesuch bekritteln, sondern mehr Vertrauen in das Wort Gottes haben.

Kommen und Gehen

Am Ende der Synode stand der Geschäftsteil: Dekan Bruckmann stellte neue Synodale vor, gedachte des Todes von Pfarrer i.R. Manfred Herbert, der von 2004 bis 2014 Seelsorger an der Gustav-Adolf-Kirche gewesen war, und informierte über den Dienstantritt neuer Geistlicher: Pfarrerin Corinna Bandorf in Obbach (zum 1. März), Pfarrer Johannes Ziegler auf der zweiten Stelle in Schwebheim (zum 1. Juni) und Pfarrer Martin Bauer in Euerbach (zum 1. August). Leider verlasse im Sommer Pfarrerin Christhild Grafe (Kreuzkirche-Oberndorf) das Dekanat, um eine Auslandspfarrstelle in Bogotá anzutreten.

Nach Bekanntgabe des Haushaltsplanansatzes in Höhe von 500 801 Euro beschloss der Dekan die Sitzung mit dem Reisesegen.

 
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