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SCHWEINFURT
Welchen Wein trinkt man zum Hund?
Was brät Paetz? Der Kabarettist gab in der Disharmonie Einblick in seine Ernährungsgewohnheiten.
Foto: Uwe Eichler | Was brät Paetz? Der Kabarettist gab in der Disharmonie Einblick in seine Ernährungsgewohnheiten.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 24.10.2015 03:34 Uhr

So schnell kanns gehen: Einmal nicht aufgepasst, und statt „Chili con Carne“ lag „Chili sin Carne“ im Einkaufswagen. Dank Tofumischung statt Hackfleisch in der Dose war er bestens vorbereitet, der Reporter, auf den kabarettistischen Ausflug von Holger Paetz ins Thema „Vegetarismus“, im nicht ganz vollen Saal der Disharmonie. Das Private is(s)t das Politische: Hier ging es mal nicht um hohe Staatskunst, sondern um unser aller Ernährungsgewohnheiten, Titel: „Auch Veganer verwelken“.

Von Gicht geplagt ist der der Münchner Kabarettist, bekannt als Westerwelle vom Nockherberg-Singspiel, vor einiger Zeit zum Arzt geeilt. Der hat ihn zum Verzicht auf Fleischeslust geraten. Seitdem ist für Paetz jeden Tag Veggie Day, mit entsprechenden Vorurteilen der Außenwelt a la: „Eine Katze frisst Gras, wenn sie kotzen will.“ Wer sich fleischlos nährt, wird von Mangelerscheinungen verzehrt, heißt es – ziemlich schlank wirkt er schon, der „Joe Cocker des Kabaretts“, Jahrgang 1952, bekannt für körperliche wie sprachliche Verrenkungen. Buntschillernd kommt die Szene daher. Der Ovo-Lacto-Vegetarier etwa isst auch Milch oder Ei, aber weder Fleisch noch Fisch, der Pisco-Vegetarier verzehrt wenigstens Meeresgetier.

Fructaner warten auf das, was irgendwann vom Baum herunterfällt, wieder andere, die Freeganer, nähren sich von Abfall. Doch: „Einer schwebt aber über allem: Der Veganer.“ Der verzichtet auf fast alles.

Dann das Totschlagargument aller fanatischen Fleischvertilger: „Auch Hitler war Vegetarier.“ Nein, so asketisch war der Führer nicht, auch da hat er gemogelt. Wahnsinn hat nicht automatisch mit einer Überdosis Grünzeug zu tun. Sondern ist in der Lebensmittelindustrie und Massentierhaltung Alltag, mit entschnabelten Hennen, entmannten Ferkeln, 100 000-Liter-Hochleistungs-Kühen. Merke: „Kalb ist ein Kollateralschaden der Milcherzeugung, deswegen muss man es dem Gulasch zuführen.“ Auch die Jagd aufs Wild gilt als „Nebenform menschlicher Geisteskrankheit“ (hat zumindest Bundespräsident Theodor Heuss mal gesagt). Nicht, dass Paetz der Abschied vom Fleisch leicht gefallen wäre, wenn überall Leberkäs und andere Verlockungen gelauert haben: „Du kommst aus der Vegetariermesse und da steht dieser Bratwurststand. Der Typ hat das Geschäft seines Lebens gemacht.“ Menschen sind eben von Natur aus Omnivoren: Allesfresser.

Veggie-Kabarett: Das klingt erst mal blass und fad. Für Würze ist gesorgt, wenn Paetz, ebenso schnoddrig wie souverän, das Thema „Smoothies“ abwatscht, die „grünen Schmusis“, diese Trendgetränke aus Obst und Gemüse. Oder sich mit Schweizer Ernährungsgewohnheiten befasst, wo auch Haustiere im Teller landen: „Welchen Wein trinkt man eigentlich zum Hund?“ Dazu gibt's schräge Gesangseinlagen des Schauspielers und Song-Poeten. Außerdem die Erkenntnis, dass die Dänen mal vor Gesundheit gestrotzt haben, als sie im Ersten Weltkrieg zu Zwangsvegetariern wurden. Woraufhin ihre Sterblichkeitsrate sank. Nach der Rückkehr zu Wurst, Schinken und Braten wars damit aber wieder vorbei.

Kraftlos oder frisch? Der spezielle Humor ist manchmal Geschmackssache. Paetz ist übrigens wirklich Vegetarier, Motto „Fleisch – für mich gestorben.“ Das Chili sin Carne vom Mittag war jedenfalls ganz lecker.

(huGO-ID: 30003711) Was brät Paetz? Der Kabarettist gab in der Disharmonie Einblick in seine Ernährungsgewohnheiten. FOTO Uwe Eichler
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