Die Initiative kommt aus Obbach selbst heraus, von zwei Grundbesitzern, und nicht von einem auswärtigen Investor: Die neu gegründete Windpark Obbach GmbH & Co. KG mit der ÜZ Lülsfeld als einer von drei festen Kommandisten will sechs Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von 135 Metern und einem Rotordurchmesser von 101 Metern am Rainberg bei Obbach, nördlich der Greßthaler Straße aufstellen. Dort, wo der Regionale Planungsverband das Vorranggebiet WK 23 vorsieht.
Für das privilegierte Bauvorhaben läuft das baurechtliche Genehmigungsverfahren am Landratsamt Schweinfurt bereits. Die Gemeinde Euerbach ist rein rechtlich lediglich bei der Benutzung der Zufahrtswege gefragt. Das machte Bürgermeister Arthur Arnold in der Gemeinderatssitzung klar, in der die Windpark-Gesellschafter das Projekt erstmals öffentlich vorstellten.
„Die Windkraft wird kommen, ob wir sie wollen oder nicht“, sagte Arnold in dem gut gefüllten Rathaussaal. Daher sei er froh, dass jetzt eine regionale Lösung gefunden sei. Die sechs Windräder sind genau in dem Gebiet geplant, das die Gemeinde bereits 2005 – im Vorfeld einer möglichen Flächennutzungsplanänderung aufgrund einer Windkraft-Anfrage – untersuchen ließ und das die objektiven Kriterien für ein Vorranggebiet des Regionalen Planungsverbandes erfüllt.
Immer wieder hatten Investoren bei den Obbacher Grundstückseigentümern angeklopft, lukrative Pachten versprochen, auch einige Vorverträge wurden unterschrieben. „Die Angebote waren verlockend“, erklärte Bernhard Schreyer, Verwalter des landwirtschaftlichen Schlossgutes Obbach im Besitz der Schäfer-Erben. Aber man hätte sich in Abhängigkeit von einem Investor begeben, der die Windkraftanlagen ohne Rücksprache mit dem Grundstückseigentümer verkaufen könne. „Wir wollten es nicht aus der Hand geben“, sagte Schreyer.
Gleichgesinnte fand er in den Obbacher Grundeigentümern Jochen und Jürgen Bienmüller, die Idee, selbst etwas zu unternehmen, reifte. Gespräche mit verschiedenen Projektierern hätten nur ergeben, dass diese durch den Verkauf der Anlagen „das meiste Geld verdienen“. Nichts für den überzeugten Öko-Landwirt, der auf regionale Wertschöpfung setzt und daher die Überlandzentrale Lülsfeld ins Boot holte, die Anlagen nicht nur projektiert und baut, sondern auch selbst betreibt.
Gegründet wurde die Windpark Obbach GmbH & Co. KG mit den Gesellschaftern ÜZ eG mit derzeit 40 Prozent, der Schäfer GbR mit 30 Prozent und der Bienmüller GbR mit 30 Prozent. Sitz der Gesellschaft und damit Nutznießer der Gewerbesteuer ist die Gemeinde Euerbach.
Die ÜZ beabsichtigt, zehn Prozent ihres Anteils als Bürgerbeteiligung weiterzugeben. „Die Beteiligungsmodelle werden derzeit entwickelt“, erläuterte Alexandra Weber, Geschäftsführerin der ÜZ-Windverwaltungs GmbH. Im Zusammenhang mit den fünf Windrädern bei Schonungen würden Möglichkeiten wie Klimasparbrief oder eine neue Genossenschaft überlegt. Bevölkerung und Grundstückseigentümer würden noch gesondert informiert.
Entschieden hat sich die Gesellschaft für den Anlagentyp Enercon E 101, Marktführer in Deutschland. Der sei zwar teurer, so Weber, aber qualitätsvoller und – weil getriebelos – auch leiser sowie wartungsärmer. Die Gesamthöhe eines Windrades beträgt 186 Meter (135 Nabenhöhe plus gut 50 Meter Rotor-Radius). Aufgrund seiner Leistung – drei Megawatt pro Anlage, insgesamt 18 MW – wäre der Obbacher Windpark der größte der ÜZ im Kreis.
Der Abstand des Windparks zur Obbacher Wohnbebauung beträgt ein, beziehungsweise 1,5 Kilometer, so Weber. „Wenn die Gemeinde keine Möglichkeit hat, Windkraft zu unterbinden, dann war es dem Gemeinderat wichtig, vor allem die Belästigung für die Bevölkerung durch Geräusche und Schatten zu minimieren“, sagte zweiter Bürgermeister Ewald Schirmer.
Die Anlieferung der Windräder soll über die A 7, Anschluss Wasserlosen, und die B 303 erfolgen. 700 Meter nach Rütschenhausen wird der Schwertransport auf kommunalen Wegen und Feldwegen fahren. Dazu müssen diese ausgebaut werden. Betroffen ist die Gemeinde Euerbach als Baulastträger mit dem „Franzosenweg“ von der Greßthaler Straße Richtung Reichthalshof. Mit der Gemeinde wird die Gesellschaft einen Nutzungsvertrag abschließen.
Mit den versetzt stehenden sechs Windrädern im Abstand von bis zu 500 Metern ist das WK 23 verbaut, so die ÜZ-Vertreterin. Dass die Anlagen ausschließlich auf den Äckern der beiden Kommandisten stehen, sei deren Recht, schließlich trügen sie das volle unternehmerische Risiko.
Angeschlossen werden soll der Windpark nach Möglichkeit, so Gerd Bock, geschäftsführender ÜZ-Vorstand, über ein neues Umspannwerk unterhalb der nahen zwei 110-KV-Hochspannungsleitungen.
Das Genehmigungsverfahren soll laut neuem Bayerischem Windenergieerlass innerhalb von drei Monaten abgeschlossen sein. Je nach Lieferfristen sei es realistisch, dass 2013 der Windpark steht, sagte Weber.