
„Schön, dass ihr auch gekommen seid.“ Es gibt kaum jemanden, der von Henriette Dornberger nicht herzlich begrüßt oder umarmt wird. Dieser persönliche Empfang spiegelt die Atmosphäre eines etwas anderen Weihnachtsmarktes wider. Die Waldweihnacht in und um das alte Forsthaus hat einen familiären Charakter.
Man kennt sich, fühlt sich mitverantwortlich, und der Besuch gehört schon zum festen Ritual in der Vorweihnachtszeit. Mit dem Ende des Glockenschlags, der von der nahe gelegenen barocken Martinskirche tönt, setzt das Flötenensemble der Volkshochschule ein. Instrumente nur aus Holz, das passt zur Waldweihnacht, stellt Dornfelder fest.
Sie begrüßt ihre Mitstreiter, die außer aus ihrer Familie noch aus der Dorfgemeinschaft kommen. Es gibt kaum jemanden in dem 130-Seelen-Dorf, der nicht irgendwie mit anpackt und vor Ort ist. Und so wundert es auch nicht, dass bereits beim zweiten Lied des Blockflötenensembles ein Chor aus vielen Stimmen„Macht hoch die Tür“ singt.
„www“ sei heute ja überall wichtig, stellt Dornberger fest, die Wald-Weihnacht-Wetzhausen aber sei einmalig. Zum sechsten Mal lud die Dorfgemeinschaft heuer dazu ein, und Dornberger mahnt, „achtsam und behutsam“ mit diesem Fest umzugehen. Und so wird diese Weihnacht wohl auch weiterhin ein Geheimtipp bleiben. Zur familiären Atmosphäre gehören die alten Familienrezepte. Es gibt es eben nicht nur die traditionellen Weihnachtsmarktspezialitäten, sondern auch „Linseneintopf von der Tochter, zu dem die Oma die Spatzen“ gemacht hat.
Zur Achtsamkeit gehört auch die Tatsache, dass nur Waren und Lebensmittel aus der Region angeboten werden, heuer beispielsweise erstmals Waldhonig aus dem Haßbergtrauf. Auch der Blick in die eigene Geschichte und Kultur fehlte nicht. Hilmar Gräf gab einen Einblick in die Kirche mit ihren 31 Epitaphien und ihrer Historie. Johannes von Truchseß bot eine Führung durch das Schloss seiner Familie an, dem Stammsitz des uralten fränkischen Rittergeschlechts der Truchsesse von Wetzhausen.
Mit der Gemeindeglocke kündigte die stellvertretende Landrätin Christine Bender die Waldweihnacht an. Selbst ein Dorfkind, freute sie sich „endlich auch einmal die Glocke schellen zu dürfen“. Sie dankte Dornberger dafür, dass sie das „alte Forsthaus wachgeküsst und es mit Leben gefüllt hat“. Mit der Waldweihnacht setze sie dem Ganzen „die Krone auf“.
Nicht nur für den Landkreis, auch für den Markt Stadtlauringen sei das neue alte Forsthaus ein Gewinn, stellte der stellvertretende Bürgermeister Winfried Reß fest. Er lobte vor allem das Miteinander und das Zusammenspiel der Dorfgemeinschaft und damit auch deren Leiter, seinen Kollegen im Gemeinderat, Herbert Unger. Dieser erklärte die Waldweihnacht dann offiziell für eröffnet.