zurück
Schweinfurt
Wegweiser für Bauherrn: Damit das Haus zum Dorf passt
Eine moderne Holzfassade kleidet die ehemalige Scheune in Oberschwarzach, die zum Wohnhaus wurde.
Foto: Pascal Rohé | Eine moderne Holzfassade kleidet die ehemalige Scheune in Oberschwarzach, die zum Wohnhaus wurde.
Silvia Eidel
 |  aktualisiert: 09.02.2022 02:19 Uhr

Wer ein altes Haus sanieren oder umbauen will, sollte nicht einfach in den Baumarkt gehen und loslegen. Er sollte erst einmal fachlichen Rat holen oder wenigstens im Handbuch des guten Bauens im Landkreis Schweinfurt blättern. "Altes schätzen und Neues schaffen" nennt sich der 135 Seiten starke kostenfreie Wegweiser, der jetzt aufgrund der hohen Nachfrage in dritter Auflage vom Landratsamt herausgegeben wurde.

Offenbar kommt das Thema Bauen und Sanieren im Altort, das der Landkreis seit vielen Jahren unterstützt, an, meint Regionalmanager David Wald. Denn ihn erreichen immer wieder Anfragen von Bürgern, die ältere Anwesen besitzen oder umbauen, aber auch von Fachleuten. Selbst die Bundesstiftung Baukultur in Potsdam wurde auf den Ratgeber in Sachen Baukultur aufmerksam.

"Der Landkreis Schweinfurt ist führend bei der Verbreitung solcher Informationen", unterstreicht Landschaftsarchitekt Klaus Neisser (Bad Kissingen), bis vor kurzem im Vorstand der Bayerischen Architektenkammer. Als deren unterfränkischer Vertreter beteiligte er sich an der Erstellung des Baukulturhandbuches.

Dieses schmuckvolle, sanierte Frackhaus in Euerbach - mit unterschiedlich tiefen Dachseiten - drückt den Respekt vor der Geschichte und vor handwerklichem Können aus.
Foto: Silvia Eidel | Dieses schmuckvolle, sanierte Frackhaus in Euerbach - mit unterschiedlich tiefen Dachseiten - drückt den Respekt vor der Geschichte und vor handwerklichem Können aus.

Darum geht es ihm: Wer ein altes Haus saniert, neu erweitert oder im Ortskern neu baut, sollte darauf achten, dass der Charakter des Hauses mit dem Umfeld übereinstimmt. Damit die spezifische Eigenart der Dörfer erhalten bleibt und positiv weiterentwickelt wird.

Grundsätzlich sei es immer besser, einen Altbau zu retten, auch damit die Energie, die darin steckt, nicht verloren gehe, sondern wieder genutzt werde. Wichtig sei es, das Gesicht eines Hauses nicht zu verfremden. Es dürfe nicht verlieren, was es einmal ausgestrahlt habe, sagt er. Die Hilfe eines guten Architekt zahle sich dabei immer aus, sowohl bei der Bauleitung, als auch bei der Materialauswahl und der Qualität überhaupt.

Als typisch für die Region gelten Fluglöcher als Belüftungsöffnung in der Fassade, hier in Werneck.
Foto: Silvia Eidel | Als typisch für die Region gelten Fluglöcher als Belüftungsöffnung in der Fassade, hier in Werneck.

Um das Gesicht zu wahren, sollten bei Bestandsgebäuden daher Fensterrahmungen aus Naturstein oder Putz, Schnitzereien am Fachwerk, Fensterläden oder Fassadenbegrünung erhalten werden, appelliert das Baukulturhandbuch. Auch wenn ganze Fassaden wegen einer Wärmeisolierung von außen verdeckt würden, verliere das Gebäude seinen Ausdruck, weiß Architekt Neisser. Besser sei es, auf Innendämmung zu setzen.

Ein regionaltypisches Haus in Kolitzheim, dessen Fassade durch Natursteinrahmungen von Fenstern und Türen, durch Fensterteilungen und durch Fassadengrün gegliedert ist.
Foto: Pascal Rohé | Ein regionaltypisches Haus in Kolitzheim, dessen Fassade durch Natursteinrahmungen von Fenstern und Türen, durch Fensterteilungen und durch Fassadengrün gegliedert ist.

Diese Außenhülle, das Gesicht des Hauses, ist es, worauf Bauherren achten sollten. Die Fassade sollte mit gleichmäßigen Fenster- und Türöffnungen gegliedert sein, heißt es im Handbuch-Kapitel "Gesichter unserer Häuser". Auch ein ausgewogenes Verhältnis von Öffnungs- und Wandanteilen, von vertikalen und horizontalen Achsen sei anzuraten, wenn die Fassade regionaltypisch und lebendig gestaltet werden soll – bei Sanierung wie beim Neubau.

Gleichmäßige Fensteröffnungen mit Läden als Akzente prägen dieses Haus in Grafenrheinfeld.
Foto: Pascal Rohé | Gleichmäßige Fensteröffnungen mit Läden als Akzente prägen dieses Haus in Grafenrheinfeld.

Möglichst wenige verschiedene Fensterformate, die gut aufeinander abgestimmt sind, sollten verwendet werden. Regionaltypisch sind hier stehende Fenster.

Dieser Dreiseithof mit Sichtziegelmauerwerk in Schwemmelsbach zieht auch durch sein Steintor mit Pfeilern, Kugeln und Bekrönung die Blicke auf sich.
Foto: Silvia Eidel | Dieser Dreiseithof mit Sichtziegelmauerwerk in Schwemmelsbach zieht auch durch sein Steintor mit Pfeilern, Kugeln und Bekrönung die Blicke auf sich.

Holz als Material für Fenster und Türen sollte bevorzugt werden. Bei ihrer Herstellung brauche es weniger Energieaufwand als bei Kunststoff- oder Aluminiumfenstern. Außerdem ist Holz langlebig und verleiht der Fassade ein hochwertiges Aussehen.

Dezente Fassadenfarbe, aber kräftige Farbakzente an Fensterläden und Haustür kennzeichnen dieses sanierte Wohnhaus in Bergrheinfeld.
Foto: Silvia Eidel | Dezente Fassadenfarbe, aber kräftige Farbakzente an Fensterläden und Haustür kennzeichnen dieses sanierte Wohnhaus in Bergrheinfeld.

Was die Fassadenfarbe anbelangt, appelliert das Handbuch für natürliche Farbgebung und Materialien. Das Farbspektrum sollte sich an den Natursteinen orientieren. Flächen sollten eher dezent, Details und Schmuckelemente eher mit kräftigen Farben gestaltet werden.

Das Handbuch der Baukultur schärft den Blick für wesentliche Elemente und zeigt mit vielen Beispielen, wie qualitätsvolles, regionales Bauen geht.

Schmückende Elemente wie das Fachwerk und der Treppengiebel zieren die Fassade dieses sanierten Gebäudes in Gerolzhofen.
Foto: Pascal Rohé | Schmückende Elemente wie das Fachwerk und der Treppengiebel zieren die Fassade dieses sanierten Gebäudes in Gerolzhofen.

Baukulturhandbuch für den Landkreis

Das Handbuch "Gutes Bauen im Landkreis Schweinfurt – Altes schätzen und Neues schaffen", das das Landratsamt in dritter Auflage herausgibt, wird über das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie gefördert. Auf 135 Seiten geht es unter anderem um das Verständnis für Ortsgrundrisse und Siedlungsstrukturen, um die Formensprache bei Dorf, Haus und Hof, um Bauweisen und Materialien im Zeitverlauf, um die Gesichter der Häuser, um Schmuckelemente sowie um Begrünung und Freiräume am Haus. Der Wegweiser für Bauherren ist kostenlos beim Regionalmanagement des Landkreises Schweinfurt erhältlich, Bestellungen per E-Mail an regionalmanagement@lrasw.de oder telefonisch unter (09721) 55-564. Auch in den Rathäusern der Landkreisgemeinden wird das Buch ausgegeben. Darüber hinaus steht es online unter www.landkreis-schweinfurt.de/baukultur zum Download zur Verfügung.
Quelle: sia
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Silvia Eidel
Bauherren
Charakter
Handbücher
Landschaftsarchitekten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top