Es ist ein guter Zeitpunkt für eine Neuhängung der Dauerpräsentation in der Kunsthalle. Wegen der Ausstellung Gunter Sachs war das gesamte Erdgeschoss ohnehin ausgeräumt, außerdem sind seit der Eröffnung des Hauses nun schon wieder fünf Jahre vergangen und inzwischen kamen einige neue Werke in die Sammlung der Museen und Galerien. Zeit also für eine Neukonzeption. Statt auf „Diskurse“ setzen die Kuratoren Erich Schneider und Andrea Brandl nun auf „Wegmarken“.
Die Hängung ist chronologisch und beginnt im ersten Raum mit dem Thema „Zwischen den Weltkriegen“. Mit Werken von Albert Birkle und Wilhelm Kohlhoff wird die Anknüpfung an die Sammlung Joseph Hierling mit Werken des Expressiven Realismus im Tiefparterre noch deutlicher sichtbar als bisher. Ein Werk von Fritz Griebel von 1948 zeigt schon auf, wie es weitergehen wird. Auch wenn immer von 1945 als einer Zäsur gesprochen wird, „die Stunde Null“ gab es nicht.
Schwerpunkt im Westflügel ist das deutsche Informel, das ja auch Schwerpunkt der städtischen Sammlung ist. Trotzdem zeigen Brandl und Schneider zwei Wege: nur der eine führte in die Abstraktion, der andere in die Figuration. Als „Väter der Abstraktion“ gelten Max Ackermann, Fritz Winter und Willi Baumeister, denen nun mit Isi Huber ein Maler gegenübersteht, der nahe am Gegenstand geblieben ist.
Natürlich gibt es in diesen Räumen ein Wiedersehen mit Werken, die vielen Schweinfurtern schon aus der Alten Reichsvogtei vertraut sind. Dazwischen aber hängen nicht nur Ankäufe und Schenkungen, sondern ganz prominent vier Leihgaben aus der Sammlung der Bundesrepublik Deutschland. Besucher können sich auf ein furioses, frühes Gemälde von Karl Otto Götz freuen, bei dem er mit einem großen Rakel Farbe auf der Leinwand verteilt hat. Götz, Otto Greis, Heinz Kreutz und Bernard Schultze gründeten 1952 die Künstlergruppe Quadriga, eine der ersten avantgardistischen Gruppen im Nachkriegs-Deutschland. Greis und Kreutz sind in der Sammlung vertreten.
Unter dem Motto „Künstlerisches Aufbegehren und neue Figuration“ richten die Kuratoren einen Blick auf weitere Künstlergruppen wie WIR, SPUR und GEFLECHT. Die Gruppe SPUR ist dank einer Leihgabe der Bundesrepublik nun komplett vertreten. Werke von Erwin Eisch, Lothar Fischer, Helmut Sturm und HP Zimmer waren schon vorher in der Sammlung, nun zieht eine große Leinwand von Heimrad Prem alle Augen auf sich.
Im Nordflügel greift die Präsentation die Frage „Alles ist Kunst?“ auf, in Erinnerung an die Diskussion um den erweiterten Kunstbegriff in den 1970er-Jahren. Am Beispiel von Hartwig Ebersbach, Michael Morgner und Hans Ticha zeigen die Kuratoren Künstler der ehemaligen DDR, die gegen die politischen Bedingungen aufbegehrt hatten. Eine neue Poesie in der aktuellen Landschaftsdarstellung sieht Andrea Brandl bei Künstlern wie herman de vries, Helmut Pfeuffer oder Franz Pröbster Kunzel.
Dem in Eschenau im Steigerwald lebenden niederländischen Künstler herman de vries ist die erste Ausstellung in der „Galerie im Quadrat“ gewidmet. So heißt künftig der schöne Eckraum im Erdgeschoss, der noch stärker als bisher für eigenständige kleine Ausstellungen genutzt werden soll und deswegen auch einen Namen bekommen hat. Zu sehen sind Erdausreibungen „aus der heimat“ von herman de vries, also aus dem Steigerwald – eine Schenkung des Künstlers an die Kunsthalle.
Die Dauerpräsentation und die herman-de-vries-Ausstellung werden gemeinsam eröffnet am Sonntag, 18. Mai, 11 Uhr. Die Vernissage ist gleichzeitig der Startschuss für den Internationalen Museumstag in Bayern.