Eine Nummer größer? Nein, was ein echter Straßenkreuzer aus den Staaten sein will, kurvt mindestens drei Nummern größer über den Asphalt. Der bordeauxfarbene Cadillac Eldorado aus den 70ern rangiert irgendwo jenseits der Fünf-Meter-Marke. „Gibt es da keine Parkprobleme?“, fragt ein Besucher des Oldtimer-Treffens auf dem Festplatz an der Jahnstraße ungläubig. Nicht doch: So ein urig wummernder US-Schlitten wäre der Hingucker neben jedem Park, so wie hier am Wernpark.
Die frischgebackene „Young- and Oldtimer IG Frankenland“ hat gerufen, und alle sind herbeigetuckert. Das Goggomobil aus der Nachkriegszeit etwa: westdeutsches Winzmobil in der Prestigeklasse des Trabbi, unter anderem Wegbereiter des Wackeldackel. Eine Benzindroschke Marke „Tin Lizzy“ mit Holzspeichen, Baujahr 1915, darf auch bewundert werden – das Hochglanzprodukt von Henry Ford läutete seinerzeit das Zeitalter der Fließbandproduktion ein.
Ein anderer Ford, ein stahlharter „Badewannen-Taunus“ aus den frühen 60ern, hat auch so seine Geschichte: Er hat mal dem Großvater des Reporters gehört, wurde dann vom Besitzer einer Auto-Werkstatt im Schweinfurter Musikerviertel übernommen und liebevoll restauriert. Die alten Aufkleber sind noch dran: inklusive Lichttest-Siegel aus dem Jahr 1986.
Ein Dixi DA 1 aus der Fahrzeugfabrik Eisenach, früher Kleinwagen aus dem Jahr 1929, ist ebenso vertreten wie die Marke Triumph und Opel. Nicht alles sind Sammlerstücke: „Behalten und schrauben“ ist nicht der schlechteste Ansatz für jeden, der stolzer Oldtimer-Besitzer werden will.
Etwa 180 Fahrzeuge – Autos aus der ganzen Region, Militärfahrzeuge aus Rütschenhausen, Traktoren, urige Fahr- und Motorräder – stehen auf dem Gelände. Ein Glücksfall sei das Areal, findet Veranstalter Matthias Günzel. „Andere Gemeinden sind da skeptischer, da heißt es oft, nicht schon wieder ein Oldtimer-Treffen.“ Man brauche schon einen geeigneten Platz, bei den betagten Fahrzeugen tropfe auch mal Öl. In Niederwerrn habe sich Bürgermeisterin Bettina Bärmann sofort bereiterklärt, mitzuhelfen, auch, um wieder etwas Leben in den Altort zu bringen: Alt-Niederwerrn ist derzeit ein Sanierungsfall wie so manches Fahrzeug.
Nun trifft man sich dort, wo die Idee entstanden ist, an der Wern. „Wir sind Auto-Enthusiasten vom alten Schlag“, sagt Günzel über die rund 20 Mitglieder der Interessengemeinschaft Frankenland. Der harte Kern hat sich als Mitarbeiter der Firma Fresenius kennengelernt, viele haben einschlägige Erfahrungen in Sachen Oldtimer.
Die IG wurde im Frühjahr gegründet, nun stand bereits das erste Treffen am Sportplatz an: Zugelassen waren nicht nur Oldies im Originalzustand, der Fuhrpark durfte bewusst auch „frisiert und aufgemotzt“ dahertuckern: bodennah eben. Günzel etwa fährt einen gelben Opel Manta mit Flügeltüren, Fuchsschwanz und nachträglich eingebauten Überrollbügel, Baujahr 88.
Auch wenn sich der Himmel am Ende etwas zuzieht und die Oldtimer-Cabrios schnell den Rückzug antreten, scheint das Sommerfest mit Weißwurstfrühstück und Kinderschminken dennoch ein Erfolg zu werden: Eine Wiederholung liegt nahe, vielleicht im Zwei-Jahres-Turnus.
Am Ende glänzen noch die Pokale: Ein Adler-Fahrrad steht als ältestes Zweirad fest, Baujahr noch vor 1920. Der älteste Traktor qualmte im Jahr 1954. Bei den ältesten Oldtimer-Autos ist die Tin Lizzy unschlagbar, die rüstige „Blechliesel“ aus dem Hause Ford. Den ersten Platz beim Geschicklichkeitsparcours belegt dann noch ein altes BMW-Gespann.