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Schweinfurt
Schweinfurt sorgte mit Monsters of Rock für Horrormeldungen
Schreckensnachricht in der Tagesschau! Weil 40 000 Heavy-Metal-Fans im Sommer 1988 auf der Mainwiese in Schweinfurt Iron Maiden und Kiss feiern. Wieso alles Panikmache war.
Superstars, riesige Bühne, Menschenmassen: Das Monsters-of-Rock-Festival übertraf 1988 alles bisher Dagewesene in Schweinfurt.
Foto: Laszlo Ruppert | Superstars, riesige Bühne, Menschenmassen: Das Monsters-of-Rock-Festival übertraf 1988 alles bisher Dagewesene in Schweinfurt.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 18:25 Uhr

Der Teufel in der Provinz. Mit ihm die Spießgesellen von sieben Bands aus England, Schweden und den USA. Und 40 000 Satansjünger. Hatte man den führenden Medien der Republik glauben wollen, herrschte in Schweinfurt am 27. August 1988 die Hölle auf Erden. Dabei gab's auf der Mainwiese lediglich ein Musik-Festival: Monsters of Rock. 32 Jahre später genießt es Kult-Status: Weil die Bands so großartig waren wie die Fans letztlich größtenteils friedlich.

"Moonchild“ – gleich ein Brett zu Beginn der Headliner-Show. Irgendwann „Wasted Years“ und „The Number of the Beast“. „Run to the Hills“ und „Two Minutes to Midnight“ als Zugaben. Es ist eine 120-minütige Iron-Maiden-Gala, der Höhepunkt eines grandiosen Festivals. Vergessen die Stunde David-Lee-Roth-Gedudel. Aber was erträgt man nicht alles für einen Platz in der ersten Reihe?

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An diesem 27. August einiges. 40 000 Metaller sind vielleicht doch etwas viel für das schmale Gelände am Main. Es sind aber weder Musik, noch Gedränge, die das eintägige Festival in die ARD-Tagesschau bringen.

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Stattdessen: Angeblich Mord und Totschlag, Alkohol- und Drogen-Exzesse! Am Vorabend sollen Horden langhaariger Rowdys marodierend durch die Schweinfurter Innenstadt gezogen sein und Brände gelegt haben. Tags darauf die Meldung: Tote in Schweinfurt. Iron Maiden erwägen kurzzeitig, ihren Auftritt abzusagen. 

Heute würde man sagen: Fake-News. Gerüchte werden kolportiert und schaffen es tatsächlich in die Nachrichten. Wahr ist: Beim englischen Mutterfestival in Donington sieben Tage zuvor hatte es Tote gegeben, zwei Fans waren während des Auftritts von Guns 'n' Roses erdrückt worden.

Trinkfreudig und in Feierlaune: Heavy-Metal-Fans vor dem Monsters-of-Rock-Festival in Schweinfurt.
Foto: Karl-Heinz Körblein | Trinkfreudig und in Feierlaune: Heavy-Metal-Fans vor dem Monsters-of-Rock-Festival in Schweinfurt.

Nachtlager in Vorgärten und Grünanlagen

In Schweinfurt aber meiden "nur" einige hundert der rund 7000 frühzeitig angereisten Fans in der Nacht vor der Veranstaltung das offizielle Camping-Gelände. Denn hätten sie es für einen Umtrunk in der Stadt verlassen, hätten sie es nicht mehr betreten dürfen. Vier Mark für 0,4 Liter auf dem Gelände aber sind ihnen einfach zu happig. Viele der bierseligen, mit Kutten und Nieten martialisch aussehenden Gestalten wählen neben öffentlichen Grünanlagen auch Oberndorfer Vorgärten als Lager - nicht immer von den Eigentümern geduldet. Es wird in Hecken gepinkelt, ein paar Scheiben gehen zu Bruch. 

Dass es das damit trotzdem fürs Monsters of Rock in Deutschland gewesen sein sollte, weiß am 27. August 1988 noch keiner. In den Jahren zuvor war der Deutschland-Ableger des britischen Megafestivals, das in Donington bis zu 100 000 Fans anlockte, auch in Nürnberg zu Gast. Die Entscheidung für die unterfränkische Industriestadt sollte sich als fatal herausstellen: Unter der Hand wurden die Zuschauerzahlen auf 60 000 geschätzt, ein Ansturm vom Metal-Fans, mit dem offenbar keiner gerechnet hatte. Selbst die kurzerhand von 600 auf knapp 1000 aufgestockten Polizeikräfte nicht.

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Auch nicht am frühen Morgen. Weitere Tausende Fans reisen an und versorgen sich noch bei den Tankstellen mit Büchsen-Bier. Denn Gaststätten haben, wie am Abend zuvor, überwiegend geschlossen. Der "Haxen-Bauer" am Hauptbahnhof ist eine Ausnahme. Ein damaliger SPD-Stadtrat erinnert heute noch gerne an die Angst vor dem "Teufel in Gestalt des geilen Ziegenbocks", die seinerzeit in den Ratssitzungen von konservativen Kräften heraufbeschworen worden sei. Oberbürgermeister Kurt Petzold aber gab dem Monsters of Rock trotzdem seinen Segen.

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Die Karte kostet 44 Deutsche Mark, happig zu der Zeit. Aber 1988 gibt noch nicht Dutzende Festivals, das Monsters of Rock ist etwas besonderes. Da lassen sich Treat als Opener ebenso verschmerzen wie Great White zwischen den Thrash-Heroen Testament (die für Megadeth einspringen) und Anthrax. Schließlich spielen danach Kiss.

Kiss! In Schweinfurt! 1988 sind die vier Herrschaften längst noch nicht die sich nur schwer in ihren schwindelerregend hohen Plateaustiefel haltenden Altherren-Rocker. Nein, da knallen Gene Simmons und Co. den 40 000 eine sagenhafte Show in bestem US-Format um die Ohren. 

Ein langer Schlauch: Die Mainwiese entpuppte sich als wenig geeignetes Gelände für ein Festival mit 40.000 Fans.
Foto: Hans Rost | Ein langer Schlauch: Die Mainwiese entpuppte sich als wenig geeignetes Gelände für ein Festival mit 40.000 Fans.

Ein bisschen Chaos nach dem Festival

Und kaum ist ein paar Stündchen später Iron Maidens Finale „Santuary“ verklungen, sieht man erste Ungeduldige, die die rutschige Böschung hoch zur Straße dem offiziellen Ausgang vorziehen und reihenweise den Hang wieder herunter purzeln. Es herrscht ein bisschen Chaos, aber keine Panik: Denn die Heavy-Rocker sind weitaus besonnener unterwegs, als es die Tagesschau zeitgleich noch glauben machen will.

Fotoserie

Kollegen erinnern sich an das Monsters of Rock

Karl-Heinz Körblein: Die 7-Uhr-Nachrichten von Bayern 3 lenkten am 27. August 1988 die Aufmerksamkeit des gesamten Sendegebietes auf Schweinfurt.  In der „Bild am Sonntag“ stand tags drauf lesen: „25 000 Rocker belagern Schweinfurt“ Am Sonntagmorgen konnte ich Oberbürgermeister Kurt Petzold und den Ordnungsreferenten Werner Bonengel übernächtigt antreffen. Vom Medienecho waren beide entsetzt. Die CSU warf der Stadt grobe Fahrlässigkeit vor. Veranstalter Argo zeigte sich aber mit dem Zusammenspiel von Behörden, Polizei und Sanitätern zufrieden.
Hannes Helferich: Das Festival spaltete die Stadt. Die einen warnten vor Menschen, die „solche Musik hören“. Die andere Seite war begeistert, dass „endlich mal was los ist“. Randale? Damit war bei so vielen Menschen gerechnet worden. Aber die meisten der 40 000 waren friedlich, gingen – von Kiss, Iron Maiden und Co. zugedröhnt – zufrieden nach Hause. Wenngleich: Schweinfurt blieb lange gespalten. Bis in den Stadtrat hinein flogen die Fetzen. Mein Fazit dennoch: Monsters – unvergessliche Riesennummer.
 
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Am 24. November 1945 erschien im zerstörten Würzburg die erste Ausgabe der Main-Post. Zum Medienhaus gehören inzwischen auch das Schweinfurter Tagblatt, Volkszeitung und Volksblatt, der Bote vom Haßgau, das Haßfurter Tagblatt sowie das Obermain-Tagblatt. Der 75. Geburtstag der Main-Post ist ein Grund für die Redaktion, zurückzuschauen. Wir veröffentlichen deshalb das ganze Jahr Geschichten aus dieser Vergangenheit.
 
 
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Kommentare
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  • Amokd0c
    Ist schon in Ordnung zwinkern ... ist ja witzig!
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  • Amokd0c
    Metal is Religion! Keine Frage, aber wieso der allergleiche Bericht von vor einem Jahr ca. nochmal gebracht ? Siehe ersten Kommentar...
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  • redsport
    Weil er damals viel zu früh und unabsichtlich/aus Versehen schon für ein paar Stunden online gelaufen ist... hatte ihn im Januar bereits geschrieben. Sorry für die "Doublette", die ja eigentlich keine ist. zwinkern Metal rules, lg Michael Bauer
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  • romulus2417@yahoo.de
    Anthrax, mein erstes Live Konzert in SW - leider mussten wir zeitig ins Bett. Würde es zugern noch erleben das mal wieder ein reines Metalfestival in SW ist. Am Main ist extrem viel Platz...
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  • martin.markert@zf.com
    ... ich war da in USA. Als ich "Schweinfurt destroyed by Mosters of Rock" in den dortigen NAchrichten hörte wurde mir anders. Wenn´s Nachrichten aus SW ins CNN schaffen...
    Als ich 3 Tage später zurück kam und dachte ich muss jetzt über die Ruinen von SW laufen, habe ich nichts dergleichen gefunden.
    Bis auf noch etwas Müll und Trampelpfade nichts außergewöhnliches zu sehen.
    Ich dachte noch: was war das für eine bescheuerte Berichterstattung.
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  • stefan.behringer@web.de
    Ich war mit ein paar Freunden (alle zwischen 15 und 17 Jahre alt) dort - heimlich - die Eltern durften nicht wissen, wo wir sind!
    Ein unvergessliches Erlebnis - für mich und für meine Heimatstadt!
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  • jojo@posthalle.de
    ...es war so großartig!!!!!
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  • flyarcus@gmx.de
    Es war ein sehr gutes und friedliches Festival, ich bin mit meinen 3 Enkeln die ganze Nacht geblieben.
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  • Ja, ich war auch dort.
    Gerade 18 Jahre alt geworden.
    Wird mir unvergessen bleiben!
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  • Werner12
    Gab es 1988 noch keine Farbfotos?
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  • stefan.behringer@web.de
    in der Zeitung gab es glaube ich noch keine Farbfotos.
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  • stefan.behringer@web.de
    nicht in der Zeitung!
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  • schroek1@web.de
    Das war sooooo geil!
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