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Schweinfurt
Wasserturm-Wanderung: Nun ist erst mal   Schluss
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 12.01.2020 02:10 Uhr

"Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg": Helene Köppel beginnt ihren Rückblick auf 25 Jahre "Wasserturm-Wanderung des SPD-Ortsverbands Bergl/Oberndorf" mit einem chinesischen Sprichwort. Da ist der lange Marsch vom Bergl, genauer vom Wasserturm am Berliner Platz, querfeldein zum Feuerwehrhaus Oberndorf schon Geschichte.

Bernd Köppel, der vor einigen Jahren verstorbene Ehemann von Helene Köppel, gilt als Gründervater der Tour durch die Fluren und Felder am südwestlichen Stadtrand, neben dem (ebenfalls bereits verstorbenen) Karl Rosentritt. Zum Kreis der Initiatoren zählt auch Klaus Wohlfahrt.

Die Ortsteile Bergl und Oberndorf stärker miteinander zu verbinden: Das war das Ziel von 1995, mit einer "zündenden Idee" im Oberndorfer Café Götz und zunächst eher verhaltener Begeisterung bei den Berglianern. Damals ist noch der unvergessene Bürgermeister Herbert Müller mitgestartet, über acht Kilometer hinweg (erst zum Jahrtausendwechsel wurde die Strecke auf fünf Kilometer verkürzt). Auch später waren einige Stadt-, Partei- und Vereinspromis dabei, ebenso die Fränkische Weinkönigin Jennifer Herbert, Omar und Amer, zwei syrische Flüchtlinge, FC-05-Trainer Rüdiger "Mambo" Mauder oder Wolfgang Zirkelbach, als "Polizei-Kontaktbeamter" für den Bergl.

Dennoch soll der 25. Rundweg aber der letzte sein. Die Wasserturm-Wanderung litt in den vergangenen Jahren an schwindenden Teilnehmerzahlen ebenso wie an den steigenden Temperaturen. Zu Dreikönig lockte die Landschaft immer seltener mit prachtvollem Winter-Weiß.

Anfang 2020 hängt nun dichter Nebel über Oberndorf und Bergl, wo sich die Erde bis heute den roten Glanz der Industriestadt Schweinfurt bewahrt hat: auf jeden Fall in den Herzen der Teilnehmer. Wie ein Leuchtturm ragt der Wasserturm im trüben Januar auf. Und neben dem Berliner Bären begrüßt Marianne Prowald als Vereinsschefin immerhin noch einmal fünfzig bis sechzig Wanderer. "Wie gelangt man in der Stadt von A nach B?" OB-Kandidatin Marietta Eder ist mit Ehemann und "Parteihund" Lolle da und nutzt die Gelegenheit, um für ihre Anliegen zu werben: Sie sei gerne mit dem Bus gekommen. Schweinfurt müsse mobiler werden, schon die Wege seien oft zu schmal für Rollatoren oder Kinderwägen.

"Wann wir wandern Seit an Seit": Frei nach der alten Arbeiter-Hymne wird vorwärts marschiert, zusammen mit SPD-Veteranen wie Frank Hofmann oder Kathi Petersen, Ralf Hofmann als Chef der Stadtratsfraktion und manchem rotem Urgestein aus den Quartieren. Dietmar Kohn und das Ehepaar Sandow etwa sind "Mitmarschierer der ersten Stunde". Die Verpflegung sei nie zu kurz gekommen, heißt es, dank Versorgungsstationen und Abstechern, sei es zum Vereinsheim der Oberndorfer Kleingärtner oder in den Gasthof Dürr. Nur einmal fiel die Traditionswanderung aus, wegen extremen Glatteises. Auch das knifflige SPD-Preisausschreiben gehörte dazu: "Man hat abgeschrieben", schmunzelt die Troika, die an diesem Tag die Führungsspitze übernimmt. Ein Bierfass war auch mal mit von der Partie, Marke Roth. Unvergessen ist auch die Sommerwanderung anlässlich "100 Jahre Wasserturm". Da wurde den Genossen die Mikrofonanlage geklaut, quasi im Vorübergehen.

Die Wasserturm-Wanderung hat eigene Zeichen gesetzt, nicht nur, weil auf der Teilnehmer-Urkunde (die das Bergl-Wahrzeichen zeigt) Schweinfurt seit längerem ohne "n" geschrieben wird: eine Anspielung aufs mundartliche "Schweifert" oder auf das freie Umherschweifen in der Natur? Egal. 1175 Wanderer wurden insgesamt gezählt, nun ist erst mal Schluss.

"Wir werden versuchen, etwas Neues zu installieren", verspricht Marianne Prowald zum Ausklang im Feuerwehrhaus Oberndorf, bei Glühwein und Gulaschsuppe. Der Weg bleibt weiterhin das Ziel.  

Der Weg war das Ziel: Zur letzten Wasserturm-Wanderung lud der SPD-Ortsverein Bergl/Oberndorf ein.
Foto: Uwe Eichler | Der Weg war das Ziel: Zur letzten Wasserturm-Wanderung lud der SPD-Ortsverein Bergl/Oberndorf ein.
Verdiente Rast an der Verpflegungsstation.
Foto: Uwe Eichler | Verdiente Rast an der Verpflegungsstation.
 
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