Welke Blätter an den Reben, Risse in den Weinbeeren und weniger Ertrag, bei dem auch noch die Harmonie oft nicht stimmt und bei dem die Kellermeister ihre ganze Kunst anwenden müssen. Der Hitzesommer 2015 hat auch vor den Winzern nicht haltgemacht. Und die Prognosen sagen, dass solche Sommer öfter kommen könnten.
Als vermutlich erste am Steigerwald trafen sich nun rund 50 Weinbauern aus den vier Oberschwarzacher Weinbergslagen und von auswärts, um über künstlich angelegte Wasserspeicher zu reden, aus denen sie bei Bedarf die Rebstöcke bewässern können.
Volkach gibt ein Beispiel
Eine solche Speicheranlage gibt es bereits nahe Volkach im Rahmen des Projekts „vinaqua“. Vergleichbares sei in den Oberschwarzacher Lagen nicht möglich, die am oberen Ende fast alle von einem Waldsaum begrenzt werden, meinte Jürgen Rebhann zu Beginn der Diskussion.
In einen Wald möchte niemand einen Speicher bauen. Dr. Wolfgang Patzwahl vom Büro für Technik und Management im Wein- und Gartenbau in Sulzfeld am Main sagte, in den Oberschwarzacher Lagen fließe viel Wasser von den Weinbergswegen ab. Das müsste aufgefangen werden. Speicher müssten kleinstrukturiert angelegt werden.
Wasserwirtschaftsamt erkennt den Klimawandel
Auch das Wasserwirtschaftsamt Bad Kissingen, das für Oberschwarzach zuständig ist, ist laut dessen Leiter Leonhard Rosentritt von der Notwendigkeit von Anpassungsstrategien an den Klimawandel überzeugt. Das Amt werde solche Bewässerungsprojekt deshalb fördern, gab der Behördenleiter dem Winzer Rebhann zur Auskunft. Der Prozentsatz ist allerdings noch nicht festgelegt. Besonders für Pilotprojekte gebe es höhere Förderung.
Die Oberschwarzacher sollten sich zu einer Genossenschaft zusammenschließen und aus ihrem Anliegen ein solches Projekt machen. Dazu müsste der Mengenbedarf an Wasser ermittelt werden. Allerdings dürfe nicht zu viel und nur in wasserreichen Zeiten zurückgehalten werden, denn die Bäche brauchen auch Wasser.
Billiger als mit dem Fass in den Weinberg fahren
Ob für jede der vier Lagen ein eigener Speicher nötig sei, wollte Georg Wagner wissen. Es bedürfte erst einmal einer Projektskizze und einer Einigkeit der rund 45 Erzeuger, meinte Patzwahl. Die Betriebskosten schätzt er auf 1,70 Euro pro Kubikmeter, was viel günstiger sei als Wasser im Fass in die Weinberge zu fahren.
Der Staat ist gefordert
Der Experte ebenfalls an Wagners Adresse: Alternativ zur Bewässerung könne der Winzer der Rebe in Notzeiten auch Reservestoffe erhalten, indem er – wie 2015 vielfach geschehen – die Träubel vorzeitig abschneidet und damit auf die Ernte verzichtet. Dann werde der Wein aber viel teurer.
„Der Sommer 2015 hat uns mit dem Kopf auf das Thema gestoßen“, sagte Landtagsabgeordneter Otto Hünnerkopf. Der Freistaat müsse trotz der vielen anderen Aufgaben zusehen, dass Geld auch für die Bewässerung von Weinbergen übrig ist. Allerdings werde das nicht überall gehen. Für Hünnerkopf muss sich auch die Konstellation der Rebsorten ändern.
Wasser muss nicht behandelt werden
Das in den Weinbergen aufgefangene Wasser brauche keine chemische Behandlung, sagte Patzwahl auf eine Frage von Georg Solf. In die Speicher müssten lediglich selbstreinigende Sandfilter eingebaut werden. Die Kosten dafür seien vernachlässigbar.
Der Bau von Speichern könne auch die Trinkwasserversorger interessieren, weil durch sie weniger Nitrat in die Trinkwasser-Schutzgebiete eingetragen wird.
Bürgermeister Manfred Schötz hatte eingangs vorgeschlagen, man könne solche Speicher auch zu einer touristischen Attraktion machen, etwa als kleinen Badeseen. Davon hielt Leonhard Rosentritt wenig, denn der Wasserspiegel würde sich durch Zufuhr und Entnahme oft stark verändern. Bei Niedrigstand müssten Badende erst durch Schlammzonen stapfen, bevor sie zum Wasser kommen.
Die Winzer sollen handeln
Für eine erste grobe Planung seien schon Unterlagen da in Form der Pläne der Weinbergsbereinigung. Eine erste Vorskizze würde nicht mehr als 3000 bis 5000 Euro kosten.
Nicht der Bürgermeister und die Gemeinde müssten wie von Jürgen Rebhann gefordert Impulse zum Start des Projekts setzen, sondern die Winzer selbst. Andreas Zehner, der die Diskussion leitete, sicherte das als einer der drei Vorstände des Weinbauvereins zu. Der Verein hatte zusammen mit der Gemeinde zur Diskussion eingeladen.
Nun soll das Thema auf der Tagesordnung der Jahreshauptversammlung des Weinbauvereins stehen. Hier wird auch abgefragt, wer Interesse hat mitzumachen. Das ist allerdings noch kein Blankoscheck, wie Johannes Pfister mutmaßte. Eine verbindliche Unterschrift wird erst zu einem späteren Zeitpunkt verlangt. Laut Wolfgang Patzwahl müsste eine große Zahl der Winzer mitmachen, um das Projekt zu realisieren. Bei „vinaqua“ in Volkach waren es 95 Prozent.