Die gute Nachricht lautet: Die Gemeinde Euerbach und das Umland sind die nächsten fünf Jahre noch mit einem Allgemeinarzt versorgt. Die schlechte: Danach sieht's düster aus. Was der Obbacher Landarzt Gerhard Müller den 60 Zuhörern im Euerbacher katholischen Pfarrheim klar machte, war, dass das Gesundheitssystem hierzulande ziemlich krank ist.
Der praktische Arzt, selbst 61 Jahre alt, zeichnete den vornehmlich älteren Besuchern des Informationsnachmittags ein deutliches Bild: Die Hausärzte in der ganzen Region sind zu alt, in den nächsten Jahren scheidet ein Drittel von ihnen aus. Für ihre Praxen finden sich keine Nachfolger. Die Medizin auf dem Land ist nicht attraktiv genug.
Vor allem Frauen studieren Medizin, der Numerus clausus sei nicht das wirkliche Problem, so Müller. Die jungen Ärztinnen entscheiden sich nach dem Studium nicht für das unternehmerische Risiko einer Landarztpraxis, sie wollen geregelte Arbeitszeiten, Beruf und Familie vereinbaren. Falls eine Interessentin, auch in Teilzeit, dennoch gefunden würde, bliebe noch die Frage, wo der Ehemann arbeiten kann.
Junge Ärzte und Ärztinnen gehen lieber in die Pharmaindustrie, in die Verwaltung, die Juristerei, da sei das Geld leichter verdient. Das Ausland lockt zudem, England, Australien, Neuseeland sind derzeit „in“, in der Schweiz schrecken trotz guter Einkünfte die hohen Lebenshaltungskosten.
Soweit die allgemeine Situation. Im Speziellen erläuterte der Obbacher Allgemeinmediziner, dass er seit Jahresbeginn die Euerbacher Ärztin Uta Geiling angestellt hat. Diese hatte mit 65 Jahren eigentlich aufhören wollen und für ihre eigene Praxis einen Nachfolger gesucht. Der einzige Interessent war aber dann nach Schweinfurt, also in die Stadt, gegangen, so Gerhard Müller. Die Ärztin ließ sich überreden, als seine Angestellte weiter zu praktizieren, ohne sich um die aufwändige Organisation einer Praxis kümmern zu müssen. Das wird nun von Obbach aus erledigt, mit der neuen „Filiale“ Euerbach, in den bisherigen Geiling-Räumen.
Ebenfalls angestellt hat Müller seit Jahresbeginn einen medizinischen Assistenten, Reinhard Weberbauer, der mit der Ausbildung aber noch nicht fertig ist. Also decken nun zweieinhalb Mediziner mit dem neuen Praxisgebilde die Fläche rund um Obbach und Euerbach ab. Idealer wäre noch eine Filiale in Wasserlosen, so Müller. Aber dafür fehle die Masse. Dennoch: Platz für einen weiteren Angestellten wäre noch in seiner Praxis. Die Öffnungszeiten der beiden Praxis-Standorte sind umfangreich: Montag bis Freitag 8 bis 12 Uhr, Montag, Dienstag, Donnerstag 15 bis 18 Uhr, lediglich Mittwoch von 8 bis 10 Uhr müssen sich alle Praxis-Angestellten besprechen. Alle Patientendaten laufen über einen Computer, Telefonanrufe werden durchgestellt. Hausbesuche sind nicht mehr so umfangreich möglich.
Mit seiner Kritik an der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hielt Gerhard Müller nicht hinterm Berg. Hürden würden da aufgebaut, etwa auf Verwaltungsseite. Beispielsweise verlor die Ärztin Uta Geiling mit der Aufgabe ihrer Selbstständigkeit auch die Zulassung. Ihr neuer Arbeitgeber Müller musste alles neu beantragen.
Auch die Bedarfsplanung der KV, die bundesweit erstellt werden muss, kritisierte der Obbacher Hausarzt: Als „regelversorgt“ würde der Landkreis Schweinfurt da bezeichnet, das Wort „unterversorgt“ komme im Sprachgebrauch gar nicht vor. Und durch den „Trick“, das Kreisgebiet mit der „überversorgten“ Stadt in dieser Bedarfsplanung zusammen zu legen, würde auch der Landkreis zum „überversorgten“ Gebiet. „Man kann alles schön reden“, bemängelte Müller.
Die Kassenärztliche Vereinigung müsse sich anders positionieren. Sonst blieben nur noch medizinische Versorgungszentren (MVZ). Dazu brauche man aber einen Träger (Gemeinde, Krankenhaus, Wohlfahrtsverband), der mehrere Ärzte anstellt und die Zusammenarbeit verwaltet. Aber auf dem Land seien MVZs zu klein, sie müssten mindestens einen Verwaltungsmitarbeiter tragen. In Kitzingen sei ein MVZ pleite gegangen.
Man sei in Deutschland an ein hohes Niveau in der Gesundheitsversorgung gewöhnt, schloss Müller seine Ausführungen. Aber das wolle man auch halten.
die antwort: Junge Ärzte und Ärztinnen gehen lieber in die Pharmaindustrie
Das Ausland lockt zu dem, England, Australien, Neuseeland sind derzeit „in“,
in der Schweiz schrecken trotz guter Einkünfte die hohen Lebenshaltungskosten.
( zitat dr. müller )
warum kann hier nicht gezielt der gesetzgeber eingreifen.
die ausbildung eines arztes wird doch zum größten teil aus steuermittel finanziert.
( schulen , uni, lehrer u.s.w. )
kann man nicht nach der ausbildung den jungmediziener verpflichten , erst einmal
10 jahre ( auch auf dem lande ) eine praxis zu unterhalten, bevor er einen lukerativen job in der pharma oder im ausland annimmt ???
schlägt man die verzeichnisse der gelben seiten von münchen auf (...) hier gibt es mehr radiologen und kadiologen als in ganz bayern !
sage mir doch einer sie praktizieren in münchen nur wegen des schönen wetters ???
ausschlaggebend sind doch hier die vi