Im Rahmen der Schweinfurter Frauenwochen rückte ein Physik-Doktorandenteam der Universität Würzburg diesmal Frauen dieser Disziplin ins Licht. Pablo Basteiro, Anna-Lena Weigel und Moritz Dorband stellten die teilweise erbärmlichen Bedingungen vor, die den Frauen in der männerdominierten Wissenschaft gewährt wurden. Und sie erklärten auch sehr anschaulich ihre revolutionären Leistungen im Bereich der theoretischen Physik.
Emmy Noether, geboren 1882, zum Beispiel. Basteiro stellte im ersten Vortrag ihr abenteuerliches Leben vor. Albert Einstein hatte sie als das bedeutendste mathematische Genie ihrer Zeit bezeichnet. Sie starb bereits mit 53 Jahren. Zuerst arbeitete sie als Lehrerin für Französisch und Englisch, ein Studium der Mathematik und Physik war für Frauen nicht möglich.
Zum Glück hatte sie einen Mathematikprofessor als Vater, so konnte sie im Jahr 1919 dann doch habilitieren. Die Mitarbeit, auch später noch als außerordentliche Professorin, wurde ihr nur ohne Bezahlung gestattet. Als Jüdin musste sie unter den Nazis in die USA fliehen, dort entwickelte sie ihr Theorem über die Erhaltungsgrößen (von Energie) in kontinuierlichen Systemen.
Erst im Ineinanderfließen der Denkwelten gelingt eine fortschrittliche Entwicklung unseres Lebens
Wie faszinierend der Gedanke, dass so viele Menschen in so vielen Teilbereichen sich jahrzehntelang mit einzelnen theoretischen Aspekten unserer Welt befassen und erst in der Vielfalt und im Zusammendenken, dem Ineinanderfließen der Denkwelten eine fortschrittliche Entwicklung unseres Lebens geschieht.
Katherine Johnson, geboren 1918, beteiligte sich ebenfalls am Zusammenführen von gedachten Welten und trug dazu bei, dass sich auch unsere reale Welt ausdehnte. Denn sie leistete einen wesentlichen Beitrag zur Mondlandung, indem sie die Flugkurven der bemannten Rakete berechnete. Sie wurde durch den Spielfilm Hidden Figures – Unerkannte Heldinnen etwas bekannter. Weigel zeigte auf, unter welch unsäglichen Bedingungen afroamerikanische Frauen zu dieser Zeit die Verwirklichung ihrer Lebensziele angehen mussten. Dennoch schaffte Johnson mit 18 Jahren den Universitätsabschluss und den Weg ins NASA-Zentrum, trotz aller Diskriminierungen. Aber auch hier: kluge Männer unterstützen kluge Frauen. "Das Mädchen soll hier mal nachrechnen", meinte einer ihrer Förderer. Weigel erklärte außerdem, wieso eine Rakete überhaupt fliegen kann, welche Kräfte hineinwirken in diesen Prozess und welche Rechenarbeiten notwendig waren für eines der großen Ereignisse des vergangenen Jahrhunderts.
Die meistzitierte theoretische Physikerin in der wissenschaftlichen Welt
Dorband stellte die Physikerin Lisa Randall vor, die 1962 in New York geboren wurde. Sie war die erste offizielle Professorin für theoretische Physik in Princeton, sie ist die meistzitierte theoretische Physikerin in der wissenschaftlichen Welt. Ihre Bücher sind auch in deutscher Sprache erschienen und wenn auch die theoretischen Zusammenhänge ihrer Arbeit nur sehr schwer darstellbar sind, schaffte Dorband es, das Staunen zu wecken, das uns vielleicht einmal über die Begrenzungen der bisherigen Dimensionen unserer Weltwahrnehmung hinausheben kann.
In der Disharmonie war die Verblüffung groß angesichts des proppenvollen Saals und der lebhaften Gespräche. Das Doktorandenteam stellte im Rahmen seiner Veranstaltungsserie "Physik für Alle" weitere Vorträge in Aussicht. Es darf also weiter gestaunt werden!