Die Erleichterung war der Hausherrin und Kuratorin Andrea Brandl unschwer anzusehen. Nach einer langen Durststrecke, die noch ein wenig über die Einschränkungen der Pandemie hinausreichte, gab es jetzt mit über 200 Besuchern in der Kunsthalle wieder ein volles Haus.
Das mag vielleicht ein wenig damit zusammenhängen, dass dort und in der Galerie der Sparkasse bis Mitte Oktober zwei Künstler zu erleben sind, die in Schweinfurt geboren wurden, in die Welt zogen und dabei ihre Wurzeln nicht vergessen haben, wie Bürgermeisterin Sorya Lippert, die einmal mehr die Stadt bei einer Vernissage vertrat, zufrieden feststellte. Die Ausstellung zeige, "was die Welt aus ihnen gemacht hat". Die Künstler leben inzwischen in München und Köln.
In Schweinfurt gut vernetzt
"Rochade", der aus dem Schachspiel entlehnte Titel der Ausstellung von Robert Weissenbacher und Götz Simbale, mag auf den Besucher durchaus sperrig wirken. Er steht für einen geschickten Zug von Turm und König, für die Umkehr von Machtverhältnissen. Da sind die großformatigen Bilder Weissenbachers an den Wänden des großen Saals der Kunsthalle, mit kräftigen Zügen auf die Malfläche geworfen und die feinen mit großartiger handwerklicher Technik aus Holz gearbeiteten Körper Sambales, die sich über die Bodenfläche der Halle schlängeln, aus denen heraus sich auf Stelen filigrane Adelsfiguren erheben. Von großer Ästhetik sind die eleganten hölzernen Boote, Symbole von Bewegung und Veränderung. Sie machen auch deutlich, dass an Simbales Anfang eine gründliche Ausbildung zum Schreiner stand.
Beide Künstler sind in Schweinfurt gut vernetzt. Weissenbacher hat 2021 den Kulturpreis der Stadt erhalten. Simbale war ein vielbeachteter Teilnehmer der Triennale V vor zwei Jahren. Von Kuratorin Andrea Brandl bekam er in ihrer Eröffnungsrede so etwas wie den Adelsschlag, als sie ihn in die Reihe mit den im Foyer der Kunsthalle zu sehenden Bildhauer wie Toni Stadtler, Heinrich Kirchner, Wilhelm Uhlig, Jürgen Hochmuth und Fritz Koenig stellte.
Weissenbachers Arbeiten mögen zunächst irritieren. Das Pferdemotiv kehrt immer wieder. Zu sehen sind verletzte Kreaturen, oft von gesichtslosen Menschen beherrscht. Der Künstler beschäftigt sich mit fernöstlichem Kampfsport, das Motiv eines Schwertes taucht häufig auf. Dabei ist das Farbspiel wechselhaft. Reicht von leuchteten Gelbtönen bis zu einem tiefen Blau. Nicht so recht in die Ausstellung passen will ein weiblicher Akt in Grautönen.
Innovativer Katalog
Die Hängung und Installation der Ausstellung sind großzügig, lassen viel Freiraum, stärken die einzelnen Arbeiten. Für viele Schweinfurter Kunstfreunde mag eine Ankündigung Brandls große Neugierde wecken. 2025 zeigt Rolf Sachs, der Sohn von Gunter Sachs, in der Kunsthalle Teile seiner eigenen anspruchsvollen Sammlung. 2012 hat er die Ausstellung der Kunstschätze seines Vaters in Schweinfurt begleitet.
Gerundet wurde die Vernissage durch den Pianisten Jan-Peter Itze, dem Kulturpreisträger der Stadt in diesem Jahr, der die Ausstellung auf sich wirken ließ und darüber improvisierte. Innovativ und gelungen ist der Katalog mit eindrucksvollen Fotografien von Johannes Bräutigam.
Die Ausstellung in der Kunsthalle ist bis 15. Oktober zu sehen: Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr, Donnerstags bis 21 Uhr.