Sitzungsunterlagen sind an sich kein Papier, auf dem sich Euphorie breit macht. Hier werden normalerweise trockene Sachverhalte präsentiert: Zahlen, Daten, Fakten und Einschätzungen. Doch wenn es ums Volksfest geht, macht die Verwaltung eine Ausnahme. Die Rede ist dann plötzlich von noch "nie dagewesenem Fahrgefühl", Vergnügen, das keine Langeweile aufkommen lässt, oder einer der schönsten, traditionellsten Geisterbahnen überhaupt. Das, so sagt Ordnungsreferent Jan von Lackum, als einige Räte im Haupt- und Finanzausschuss unverholen schmunzeln müssen, sei ernst gemeint. Gute Geisterbahnen gäbe es ganz, ganz wenige.
16 Betriebe sind neu in diesem Jahr. Damit es nicht langweilig wird, hat sich die Stadt als Veranstalter die 20-Prozent-Wechsel-Marke als Minimum gesetzt. So viele Schaustellergeschäfte müssen neu, mindestens seit drei Jahren nicht mehr beim größten Fest der Schweinfurter, das in diesem Jahr vom 21. Juni bis 1. Juli läuft, dabei gewesen sein. 21,4 Prozent hat man für 2019 erreicht, sagt von Lackum, der mit der Vielzahl von Bewerbungen sehr zufrieden war. Aus insgesamt 492 Bewerbungen hat die Stadt 56 Geschäfte ausgewählt. Dies zeige, wie beliebt das Fest auch bei Schaustellern sei. Allerdings werde es immer schwerer, den Festplatz in dieser Größe zu beschicken. Der Grund laut Ordnungsreferent: Es gibt immer weniger Großbahnen.
Neu am Volksfest: 300 Meter Wildwasserbahn
Weshalb man sich auch besonders darüber freue, eine Wildwasserbahn an Land gezogen zu haben. Über 300 Meter lang ist die "Poseidon". Ein Vergnügen, das Festbesucher bisher nur von großen Freizeitparks kennen würden, heißt es in der Sitzungsunterlage sinngemäß. Aufgeführt werden dort auch alle anderen Highlights: Die beim "Schweinfurter Publikum beliebte Familienachterbahn 'Die Maus'"; das Loopings-Flug-Karussell "Flasher", das eine Beschleunigung auf 4 G erreicht; der "Flip Fly", eine Art Rundum-Überkopf-Schaukel; der "Tower", ein transportables Hochhaus, durch dessen Inneres man sich kämpfen muss oder darf, zu Fuß, kletternd oder mit Fahrzeugen; "Freddys Company", ein Laufgeschäft, bei dem Besucher auf zwei Ebenen Hindernisse überwinden müssen.
Außerdem dabei: ein Labyrinth, eine Tauchsimulationsanlage, der Wellenflieger, etliche Fahrgeschäfte für kleine Besucher und natürlich das Riesenrad Jupiter, dessen Gondeln in diesem Jahr komplett geschlossen und damit, so von Lackum "allwettertauglich" sind. Für ihn ein Muss: das Springpferdekarussell, das für einen "Hauch Nostalgie"sorgen wird, wie es in der Beschreibung der Verwaltung heißt.
Diesmal soll das Eröffnungsfeuerwerk besonders groß ausfallen
Wieder geben wird es den Familientag, eine Ladies Night, den Kinder-Aktionstag, eine Foto-Box, bei der man sich ablichten und beim Wettbewerb um das Volksfest-Gesicht mitmachen kann, den Comedy-Frühschoppen (diesmal mit Bembers), ein großes kulinarisches Angebot und zwei Großfeuerwerke. Weil im vergangenen Jahr das Abschlussfeuerwerk wegen des schlechten Wetters – zum ersten Mal in der Volksfest-Geschichte – ausfallen musste, soll das Eröffnungsfeuerwerk 2019 noch größer ausfallen.
Anbieten will die Stadt wie seit fünf Jahren wieder die Volkfest-Buslinie. Die allerdings steht auf den Prüfstand, wurde bisher nur schwach genutzt, so der Ordnungsreferent. Ob Friede eingekehrt ist zwischen allen Beteiligten, wollte Ralf Hofmann (SPD) wissen. Und spielte damit auf die Diskussion um den Ausschank von Bier in Krügen außerhalb des Festzeltes an, die eine entsprechende Ankündigung der Stadt, man wolle dies verbieten, losgetreten hatte. Der Wunsch dazu, betonte von Lackum erneut, sei von der Polizei gekommen. Aus Sicherheitsgründen. Dann ruderte man bekanntermaßen zurück. Einen echten Unfrieden, so der Ordnungsreferent auf Hofmanns Frage, habe es nie gegeben. Aber viele Spekulationen.