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SCHWEINFURT/OBERNDORF
Was das Lukasevangelium und ein Burger gemeinsam haben
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 07.04.2016 03:31 Uhr

Auf den ersten Blick haben das Lukasevangelium und ein Burger wenig gemeinsam, lauscht man allerdings den Ausführungen von Lukas Herbst beim Staffelfinale des Sonntagabendtreffs – kurz SAT – im House Open Door bekommt man einen ganz anderen Eindruck. Denn tatsächlich haben Gott und der Burger in der Predigt viel gemeinsam: bei beiden ist weniger mehr, aber das kommt später.

Seit fünf Jahren läuft die Veranstaltungsreihe SAT, die gemeinschaftlich von vier regionalen evangelischen Freikirchen über die Wintermonate organisiert wird. Und jeden Sonntag gelingt den Organisatoren aufs Neue etwas, von dem die Landeskirchen momentan nur träumen: das Haus ist brechend voll, die Gottesdienstbesucher sind jung. Bei etwa 19 Jahren liegt das Durchschnittsalter der SAT-Besucher, wie Lukas Herbst erläutert, einer der Mitbegründer der Schweinfurter Initiative nach dem Vorbild aus dem hessischen Dillenburg.

Gefeiert wird dort sehr erfolgreich ein Gottesdienst der besonderen Art: von jungen Leuten für junge Leute und es werden immer mehr, durchschnittlich knapp 200 junge Leute aus der ganzen Region füllen die Reihen jeden Sonntag. Jetzt, zum Abschlussgottesdienst, sind es sogar noch knapp 100 mehr, die gemeinsam das Mottolied der fünften Staffel „Du machst alles neu“ singen. Das Ziel des SAT ist es, junge Leute auf zeitgemäße Art mit dem Glauben vertraut zu machen, denn auch wenn die Überlieferung 2000 Jahre alt ist, ist die Botschaft Jesu, sagt Herbst, so gar nicht verstaubt, sondern erstaunlich zeitgemäß und nah am Leben.

Das führt zurück zum Burger: Herbst ist einer von vier Laienpredigern im SAT, früher im Humboldt-Gymnasium war er in der Schauspielgruppe. Das kommt ihm jetzt zugute. Der 27-Jährige hat eine gute Bühnenpräsenz, mit angenehmer Rhetorik und expressivem Habitus nimmt er die jungen Leute mit ins Boot.

Sein Gleichnis vom ersten und vierten Bissen seines Burgers ist so einfach wie eindrucksvoll, denn jeder Jugendliche weiß, was Herbst beschreibt, wenn seiner jungen Ehefrau Anne gerade bei diesen beiden besten Teilen vom Burger einfällt, mal abbeißen zu wollen und es Lukas eben ein wenig so geht wie der armen Witwe im Lukasevangelium, die sich die gespendeten Münzen vom Mund abspart.

Weniger ist eben mehr und je schwerer das Geben fällt, umso wertvoller ist der Einsatz, für die Liebe, für Gott. Bei Jesus zählt das „Wie“ und nicht das „Wieviel“. Dass ist heute so aktuell wie vor 2000 Jahren, aber es ist halt einfacher zu verstehen, wenn man die Sprache der Jugend spricht. Das sagen auch die vielen jungen Besucher im SAT, die Atmosphäre im Saal ist cool, die Lieder sind unverkrampft und modern. Willkommen ist jeder, unabhängig von Religion und Nationalität. Predigten können „downgeloaded“ werden, Gott wird gechallenged und „Jesus kann man nicht verarschen“ heißt es im Gottesdienst. Der Gemeinschaftsgeist ist groß, die jungen Leute zwischen 15 und 25 Jahre kennen und schätzen sich, aber auch neue Interessenten sind dabei.

Ein Team von etwa 50 jungen Leuten engagiert sich für den SAT, bäckt Kuchen, bereitet vor oder arbeitet für die Technik im Hintergrund, drei Bands gestalten im Wechsel die Veranstaltungen. Doch es gibt auch ein „Leben nach dem SAT“, wie Moderator David Seit auf der Bühne augenzwinkernd ankündigt. Im Sommer wird ein Camp angeboten, um die Zeit bis zur nächsten SAT-Staffel im November etwas zu verkürzen.

Freikirchen

In Schweinfurt gibt es mehrere evangelische Freikirchen. Den SAT organisieren die Evangelische Freikirchengemeinde, die christlichen Gemeinden Schweinfurt und Bad Kissingen und die Christen in Aktion.

Im Gegensatz zu den Landes- oder Volkskirchen grenzen sich die Freikirchen dadurch ab, dass sie von ihren Mitgliedern eine bewusste Entscheidung für den Eintritt in die jeweilige Kirche erwarten. So findet die Taufe erst im Erwachsenenalter statt. Traditionen spielen keine große Rolle, es gibt keine Sakramente. Rechtlich und organisatorisch vertreten die Freikirchen dem Staat gegenüber das Prinzip der Selbstfinanzierung. Sie verzichten darauf, dass der Staat für sie die Kirchensteuer einzieht. Alle Kosten werden aus freiwilligen Beiträgen beglichen.

Im Gottesdienst wird kein Unterschied zwischen Laien und Priestern gemacht. Die Theologie der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden ist gewöhnlich evangelikal, wobei es große Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden geben kann.

 
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