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Theilheim
Was bedeutet die Umstellung auf Ökolandbau?
Ökolandbau in der Praxis – auf dem Bio-Zuckerrübenfeld von Biohof Cäsar
Foto: Anna-Katharina Paar | Ökolandbau in der Praxis – auf dem Bio-Zuckerrübenfeld von Biohof Cäsar
Bearbeitet von Helmut Hickel
 |  aktualisiert: 13.06.2019 02:10 Uhr

Um die geballte Kompetenz im Bereich Umstellung auf Ökolandbau zu hören kamen Betriebsleiter aus der Umgebung in Theilheim zusammen. An einem Nachmittag erhielten sie laut einer Pressemitteilung einen Überblick über Anbau, Absatz und die verschiedenen Institutionen im Ökolandbau. Zunächst stellten die Fachberater Manfred Weller (Bioland), Udo Rumpel (Naturland) und Christian Schmitz (Biokreis) jeweils ihre Anbauverbände vor.

Manfred Weller und Udo Rumpel berichteten über ihre Erfahrungen aus 38 bzw. 30 Jahren praktizierenden Ökolandbau in Mittelfranken bzw. Unterfranken. Manfred Weller legt heute beispielsweise einen größeren Wert auf dichte Bestände, als früher. Beikräuter werden so am Absamen gehindert, die darauffolgende Kultur profitiert. Gute Ergebnisse erzielt er insbesondere dann, wenn er bei den Fruchtfolgen die Wurzelausscheidungen verschiedener Kulturen berücksichtigt: Die Ausscheidungen von Sojapflanzen begünstigen den Mais, Ackerbohnen vertragen die Maisausscheidungen dagegen nicht so gut.

Zehrende Kulturen anbauen

Wenn sich Udo Rumpel früher wunderte, warum auf seinen neu umgestellten Flächen plötzlich so viele Disteln aufkamen, weiß er heute, dass sie sich von einem Stickstoffpool in 30 bis 90 cm Tiefe ernähren und er diesen zunächst mit zehrenden Kulturen leeren muss. Die Entwicklung seines elterlichen Betriebs von einer Neben- zur Vollerwerbslandwirtschaft beschrieb Armin Hettrich von Hettrich`s Biohäusle in Schwebenried. Als neuer, seit 2015 umgestellter Ökolandwirt, gab er umstellungsinteressierten Betriebsleitern als Tipp mit auf den Weg „Gespräche, Gespräche, Gespräche“ zu führen. Sich bereits von Anfang an mit praktizierenden Biolandwirten auszutauschen und die Angebote gemeinsamer Öko-Feldbegehungen zu nutzen.

Wie sich die Ökobranche und Preise in den nächsten Jahren entwickeln, lässt sich nicht eindeutig sagen. „Auch für Umstellungswaren werden aktuell noch Verträge geschlossen, auch wenn die Preise aufgrund vieler Umsteller etwas zurückgegangen sind“, meinte Liane Regner von der Marktgesellschaft der Naturlandbauern in Hofheim. „Anerkannte Öko-Ware, nach der Umstellungszeit, fließt jedoch zu attraktiven Preisen in viele schöne Produkte“, so Liane Regner. Nichtsdestotrotz steht und fällt die Entwicklung der Ökobranche mit der Nachfrage, konkret bedeutet das, dass Endverbraucher und Großabnehmer z. B. in der Gemeinschaftsverpflegung beherzt bei heimischer Bio-Ware zugreifen. Durch Vernetzung wird daran unter anderem in den nun 27 Öko-Modellregionen in Bayern, sowie in den Öko-Regionen in Baden Württemberg und Hessen sowie in Deutschlands Bio-Städten gearbeitet, ergänzt Anna-Katharina Paar, Projektmanagerin der Öko-Modellregion Oberes Werntal.

Bio-Zuckerrüben sind gefragt

Bio-Zuckerrüben-Bauern sind gesucht. Aufgrund eigener Nachhaltigkeitsstandards verzichten Lebensmitteleinzelhandelsketten bei den Bio-Eigenmarken zunehmend auf Übersee-Zucker. „Es gibt eine höhere Nachfrage als wir bedienen können“, so Ernst Merz von der Abteilung Rohstoff Franken der Südzucker AG. Er skizzierte in seinem Vortrag den Zuckermarkt, die Leistungen der Südzucker AG sowie die aktuellen Konditionen. Zukünftig werden Bio-Zuckerrüben im Werk in Rain (Landkreis Donau-Ries) anstatt wie bisher im Werk Warburg verarbeitet. Aufgrund geforderter Standards wird dabei auf Verbandsware gesetzt.

Von seinen Erfahrungen beim Öko-Zuckerrübenanbau in der Praxis berichtete Hilmar Cäsar, Betriebsleiter von Biohof Cäsar, bei der anschließenden Öko-Feldbegehung. Er führte die Teilnehmer auf die Äcker und zeigte vor Ort seinen Zuckerrüben-, Erbsen-, Sojabohnen-, Winterweizen- und Gerstenbestand. Die Praktiker nutzen die Gelegenheit und tauschten sich über Fruchtfolgen, Sorteneigenschaften von Kulturen sowie über Ursachen von Pflanzenkrankheiten und im Ökolandbau erlaubten Lösungsansätze für gesunde Bestände aus.

Bio-Produkte verkostet

Vor dem Aufbruch stärkten sich die Teilnehmer mit einem Bio-Imbiss, geliefert von der Bäckerei Wolz in Greßthal aus Produkten von Wertschöpfungsketten im Oberen Werntal. Anna-Katharina Paar benannte dabei die Öko-Landwirte und –Verarbeiter: Die Bio-Brote aus Getreide des Biohofs Münch in Greßthal und Schloss Gut Obbachs, gebacken von der Bäckerei Wolz in Greßthal, waren belegt mit Bio-Ziegen- und -Kuchmichkäse aus Milch des Biohofs Bock aus Eltingshausen, hergestellt von der Hofkäserei des Bioziegenhofs Kuhn in Oerlenbach und bestrichen mit Tomatenaufstrich der Firma „Zwergenwiese“ bestehend aus Öko-Schälsonnenblumen verschiedener Öko-Landwirten der Region und Bio-Eiern des Biohofs Cäsar.

Im Rahmen des Projekts bio-offensive der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) und des Verbands der Landwirtschaftskammern (VLK) unterstützt aus Fördermitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank wurde 2019 erstmals ein Umstellertag über die Öko-Modellregion Oberes Werntal durchgeführt.

 
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