zurück
SCHWEINFURT
Warum Singen wie Nacktsein ist
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.12.2015 03:38 Uhr

„Liedgesang ist die Königsklasse des Singens“, sagte der gefeierte Tenor Jonas Kaufmann einmal in einem Interview. „Lieder zu gestalten erfordert ein hohes Maß an technischer Fertigkeit und künstlerischer Sensibilität.“ Der Sänger steht quasi nackt vor dem Publikum, kein Kostüm, keine Maske erleichtert ihm die Rolleninterpretation. Die Stimme allein ist es, die Welten eröffnet und Mikrodramen erzählt. Sängerinnen der Hochschule für Musik aus Würzburg waren mit ihren Begleitern gekommen und präsentierten im Wohnstift Augustinum Kostproben aus ihren Liedprogrammen.

Liedinterpretation ist an der Hochschule kein Pflichtfach, die Studenten belegen das Fach aus Liebe zu diesem speziellen Genre. Das merkte man den Interpretinnen auch an. Sie zeigten mit der Auswahl der Stücke ihre besondere Affinität. Mit Duetten von Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy eröffneten Anna-Lena Müller (Sopran) und Lena Vogler den Abend. Joshua Rupley begleitete die vieldeutige „Erste Begegnung“ aus dem Spanischen Liederspiel akzentuiert und mit viel Schwung. Die Stimmen der beiden mischten sich vorzüglich und ergänzten sich im Klangspektrum.

Einen Bund von Blumen hatte Anna Faith mitgebracht. Dem besonderen Strauss'schen Humor in „Mohnblumen“ gab sie mit ihrer Mimik zusätzlichen Pfiff und traf mit ihrem silbernen Sopran die oft verwendete Klangfarbe des Komponisten. Ihr Begleiter Alexander Fleischer ist nicht nur Dozent für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik in Würzburg, sondern auch Assistent von Kammersänger Thomas Quasthoff an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Liedbegleitung ist ein Fach, in dem es besonders auf das „mit dem Sänger Atmen“ ankommt. Und auf einen Klavierbegleiter mit viel Einfühlsamkeit.

Textverständlichkeit sind ein weiteres wichtiges Element beim Liedgesang. Umso mehr ist es Hongyü Xing anzurechnen, dass sie sich mit dem deutschen Lied beschäftigt. Weniger dramatisch als vielmehr erzählend gestaltete sie ihren Vortrag, dabei die dynamischen Nuancen fein betonend. Den Bogen von Mozarts „Veilchen“ bis hin zu Schumanns „Widmung“ nach einem Text von Friedrich Rückert spannte Maria Teresa Bäumler, wie Hongyü Xing begleitet von Esthea Kruger. Das einzige französische Lied des Abends geriet ihr zu einer warm strömenden Melancholie, hier ließ sie ihren Sopran los und zeigte ein wenig Seele.

Sehr innig interpretierte Stefanie Wagner mit Philipp Voepel drei Lieder von Franz Schubert, das Lied „Auf dem Wasser zu singen“ ging unter die Haut. In holder Terzenseligkeit ging der Abend mit Duetten zu Ende, alle Anspannung war nun endgültig vergessen. Die Freunde des Liedgesangs waren an diesem Abend auf ihre Kosten gekommen. Erna Rauscher

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Felix Mendelssohn-Bartholdy
Franz Schubert
Friedrich Rückert
Hanns Eisler
Hochschule für Musik
Jonas Kaufmann
Liedgesang
Robert Schumann
Thomas Quasthoff
Wohnstift Augustinum
Wolfgang Amadeus Mozart
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top