"Nicht alle waren nett, aber die meisten." Fadel Mohamad Alali floh 2015 aus Syrien nach Deutschland. Er fand in Sennfeld eine neue Heimat. Erst war er als Leiharbeiter beschäftigt, dann aber bekam er bei der Firma Geis eine Festanstellung. Stolz ist Fadel auf den Gabelstaplerschein, den er vor zwei Jahren gemacht hat. Und nicht nur darauf.
Fadel ist alleine gekommen, er hat nur noch eine Mutter in Syrien. Nach Geschwistern gefragt, sagt er lachend: "Ich war der Erste und der Letzte." Feuerwehrmann wäre sein Traumjob, erzählt der Syrer. Also hat er bei der Freiwilligen Feuerwehr in Sennfeld nachgefragt. "Die dachten erst, ich will einen Minijob", erinnert er sich. Aber nach einem Gespräch mit dem Kommandanten war klar, Fadel macht das ehrenamtlich:. "Mir haben Menschen geholfen, deshalb freiwillige Arbeit." Aus Syrien kennt er solche ehrenamtlichen Dienste nicht. Da regle man alles in und mit der Familie, erklärt er. Aber Fadel will den Menschen, die ihn aufgenommen und ihm geholfen haben, auch etwas zurückgeben.
Für Manuel Binkowsky, den stellvertretenden Kommandanten der FFW ist es ein Novum, dass da einer kommt und einfach mitmachen will. Zwar kämen immer wieder mal Leute, die schon vorher in einer anderen Gemeinde bei der Freiwilligen Feuerwehr waren und schließen sich an, aber dass jemand einfach so komme und mitmachen wolle, das sei noch nicht passiert. Fadel spreche gut Deutsch und wenn er etwas nicht verstehe, dann frage er halt nach, erklärt Binkowsky. Gerade absolviere er die Grundausbildung und wenn er die bestanden habe, dann sei er als aktiver Feuerwehrmann bei den Einsätzen dabei. "Wenn sie einigermaßen Deutsch könnten", dann denkt Binkowsky könne man gerne "vier bis fünf Flüchtlinge in die aktive Mannschaft integrieren".
Vom Kommandanten bekam Fadel auch einen Link zu einer Internetseite, auf der alle Feuerwehrbegriffe und Gerätschaften erklärt und aufgeführt sind. Mit Hilfe des Google-Translators eignet er sich nach und nach die Theorie an.
Außer seinem Schichtführer kannte Fadel in Sennfeld niemanden, aber auch das hat sich durch die FFW geändert. "Ich bin hier allein, sie sind nett, die Kollegen, sind wie eine Familie", erklärt er. Und Fadel wurde auch auf das Begegnungscafé der beiden Kirchengemeinden aufmerksam. Neun solcher Angebote gibt es inzwischen im Landkreis. Hier begegnen sich Einheimische, Zugewanderte und Flüchtlinge. Man hilft sich gegenseitig und die Beraterinnen der Diakonie unterstützen bei konkreten Alltagsfragen. In den nächsten beiden Jahren werden die Ehrenamtskoordinatorinnen der Diakonie, Stefanie Mager und Monika Hofmann, die vielfältigen Möglichkeiten ehrenamtlichen Engagements in den Begegnungscafés vorstellen. Sie bekommen dieses Projekt sogar mit 20 Wochenstunden von der Bundesbeauftragten für Migration, Flüchtlinge und Integration gefördert.
Wie Integration funktioniert und wie sich Neubürger engagieren
Fadel ist auch nicht der einzige Sennfelder Syrer, der sich ehrenamtlich ins Gemeindegeschehen einbringt. Mohamad Ghadab, der ebenfalls 2015 gemeinsam mit seiner Frau aus Damaskus nach Deutschland floh, hat es sogar schon ins Zentrum des fränkischen Brauchtums geschafft und beim Aufstellen des Planbaums an der Kirchweih mitgeholfen. Er selbst hat eine Arbeitsstelle bei einer Autofirma, seine Frau arbeitet als Köchin in der Gastronomie. "Und beide helfen regelmäßig bei den Gemeindefesten mit", erzählt Pfarrer Stefan Stauch. Auch die Familie Hannan sei gut integriert betont Stauch, sie seien immer da, wenn Hilfe gebraucht würde. Aasad Hannan, der Vater, habe vor allem mit dem Obst- und Gartenbauverein zusammengearbeitet. Er hat von der Gemeinde einen Acker gepachtet und versucht dort syrisches Gemüse anzupflanzen. "Er hat so eine Art Zucchini, aber riesengroß", erinnert sich Stauch.
Hofmann erzählt inzwischen den Gästen des Begegnungscafés, was es mit dem Ehrenamt in Deutschland auf sich hat: "Arbeit für die man kein Geld bekommt." Fadel unterstützt sie und erzählt von "seiner" Feuerwehr. Hofmann weiß, "Integration geht über die Vereine, dort werden auch private Beziehungen geknüpft", deshalb macht sie auch auf die unterschiedlichen Vereine aufmerksam.