Manfred Filko hebt etwas ratlos die Arme und schaut enttäuscht über die weiten Rasenflächen. Die Anlage des Golfclub Schweinfurt in Löffelsterz ist so verwaist wie das angrenzende Clubheim. Seit zwei Wochen müssen Golfplätze, wie zuvor bereits andere Sportanlagen, im Zug der Infektionsschutzverordnung geschlossen bleiben. "Dabei ist Sport an der frischen Luft so gesund", sagt der Club-Präsident, auf ein ausgeklügeltes Hygienekonzept verweisend, das Ansammlungen von mehr als zwei haushaltsfremden Personen, beziehungsweise mehr als vier aus einer Familie nicht zugelassen hatte. "Unsere Mitglieder können die Schließung nicht verstehen."
Es wurde im November in Zweier-Flights gespielt, selbstständig, ohne Trainer-Betreuung, ohne Turniere, ohne Umkleiden und Duschen. Kommen, spielen, gehen - nach einem zwölfminütig getakteten Zeitschema und auf jeweils neun statt der üblichen 18 Löcher. "So haben wir es realisiert, dass möglichst viele Golfer das Angebot bei ausreichend Abstand nutzen konnten." Zwischen 50 und 100 Sportlerinnen und Sportler bewegten sich am Tag auf der Anlage. Das ist jetzt, mit der mittlerweile neunten Infektionsschutzverordnung der bayerischen Landesregierung Geschichte.
Beiträge bereits im März verbucht
Was wirtschaftlich den Golfclub sowie die Betreibergesellschaft, die den Platz an den Verein verpachtet, weniger erschüttert, als die Mitglieder. "Der Club kommt gut durch die Krise, zumindest bisher", so Filko. Die Mitgliedsbeiträge von gut einem Tausender pro Person und Jahr sind im März eingegangen, Rückforderungen wegen der coronabedingt eingeschränkten Spielzeiten gab es keine; lediglich drei Mitglieder von über 1000 haben dezent angefragt. So fehlten zuletzt lediglich die Greenfee-Gebühren der Gastspieler zwischen 20 und 60 Euro je nach Platzgröße (9 oder 18 Loch) und regionaler Club-Zugehörigkeit. Mitglieder fränkischer Clubs kommen am günstigsten auf die Anlage.
Die Golferinnen und Golfer treffen die Einschränkungen mehr. Sportlich wie gesellschaftlich. "Wir sprechen von einer reduzierten Lebensqualität. Das Vereinsleben ist, wie bei jedem anderen Verein auch, völlig unter die Räder gekommen. Das berühmte 19. Loch im Clubheim hat es nicht mehr gegeben, seit die Gastrobetriebe wieder zumachen mussten", sagt der 70-Jährige. Was für die Wirtin "eine Katastrophe" sei – sie ist Pächterin bei der Betreibergesellschaft, auch hier ist der Club finanziell außen vor.
Für den GC Schweinfurt ist der aktuelle verschärfte Lockdown wie für alle anderen Betroffenen kein Neuland. Am 17. März wurde das erste Mal 2020 zugesperrt, erst am 17. Mai wieder auf. Mit teils seltsamen Vorschriften: Die Rechen zum Glattziehen der Sandbunker mussten ebenso in der Gerätehalle bleiben wie die Fahnen an den Löchern eines jeden Grüns – weil sie mit den Händen angefasst werden. Die Mitglieder-Frequentierung war dank des Nachholbedarfs im Sommer höher als sonst. Natürlich spielten alle mit eigenen Bällen.
Stark eingeschränkt blieb der Wettkampfsport, die legendären Come-Togethers bei den Fun-Turnieren fielen aus, wenn nach einem Kanonenstart alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziemlich zeitgleich am Clubheim eintrudeln auf ein Gläschen und Häppchen. Selbst bei den vorgabewirksamen Turnieren, wo es um Handicap-Punkte geht, blieben Siegerehrungen aus. "Das Ansteckungsrisiko war sicher nicht höher als beim Einkaufen", sagt Filko, der jedoch selbst jetzt nicht lamentieren mag: "So sind die Regeln."
Regeln, die nun, im scharfen Lockdown, die beiden Head-Pros, die hauptberuflichen Trainer des GC Schweinfurt, knallhart treffen. Colin Monk und Daniel Kieser mussten in den Zeiten reduzierter Einschränkungen mit reduzierten Kundenzahlen leben, bis auf weiteres sind ihre Einnahmen auf Null zurückgefallen. Der Verein, so Filko, der 1989 aus beruflichen Gründen nach Schweinfurt gekommen ist, habe ihnen Hilfsangebote gemacht, die sie bisher noch nicht in Anspruch genommen haben. Was sich ändern könnte: Ohne fixe Betriebskosten – Büro und Platz stellt die für die aufwändige Platzpflege zuständige Betreibergesellschaft – erhalten sie als Solo-Selbstständige keine staatlichen Hilfsmittel.
Sogar steigende Mitgliederzahlen
Dass es den Golfclubs im bisherigen Verlauf der Corona-Krise vergleichsweise gut gegangen ist, bestätigt eine Umfrage des Deutschen Golfverbands, an der 41 Prozent seiner Vereine teilgenommen hatten. 58 Prozent berichteten sogar von steigenden Mitgliederzahlen, 29 Prozent von einer Stagnation und nur 13 Prozent von einer Abnahme. 80 Prozent zeigten sich mit der Wirtschaftlichkeit im Jahr 2020 zufrieden.
Beim GC Schweinfurt laufen derweil die Vorbereitungen für 2021 auf Hochtouren. Auch der Turnierplan steht. Filko, der als ehemaliger Vertriebschef Europa bei ZF Trading die Planer-Mentalität quasi im Blut hat, zeigt sich (noch) gelassen, sollten die Corona-Impfungen keine schnelle Wirkung zeigen: "Wir werden es wieder hinbekommen, auf sich verändernde Gegebenheiten zu reagieren."
Auf SWer Stadtgebiet wäre zudem ein öffentlicher 9-Lochplatz mit Driving Range gut vorstellbar (ca. 20 ha). Nahezu jeder könnte hier mit weniger finanziellem & zeitlichen Aufwand (Feierabend/zwischendurch) spielen bzw. Bälle schlagen. Für den GC SW wäre das keine Konkurrenz, da mancher vmtl. Lust auf mehr bekäme.
Nach internationalem, vielfach bewährten Vorbild könnte man, z. B. am möglichen Baugebiet Mönchkutten an der Gartenstadt, um einen 9-Lochplatz attraktive Villenparzellen anlegen, mit deren Verkauf man das Projekt finanziert. Ein Stadtrat sagte: wir brauchen in SW ein Angebot in voller Bandbreite von Sozialwohnungen bis zu attraktiven Villengrundstücken. Außenherum könnte ein normales Wohnviertel namens "Golfpark" entstehen. Das wäre gut fürs Klima des neuen Stadtteils, attraktiv für Inverstoren & goldwert fürs Schweinfurter Stadtimage.