
In der Corona-Pandemie sind auch in Hergolshausen Straßenweinfest, Vereinsfeiern und Konzerte ausgefallen. Beliebte Treffpunkte wie das "Ratschbänkle" oberhalb der Kirche sind verwaist – seit Monaten ruht das sonst oft quirlige Dorfleben.
"Ich vermisse das Gefühl von Dorfgemeinschaft, das gesellige Miteinander, die Möglichkeit, ganz ungezwungen ins Gespräch zu kommen", erzählt Babs Müller-Schleich. Mehr und mehr ist im Verlauf der Pandemie diese gelebte Gemeinschaft auf der Strecke geblieben, und irgendwann machte sich eine Stimmungslage breit, die die Hergolshäuserin als Corona-Blues definiert – ein Gefühl, das viele betrifft und gegen das Babs Müller-Schleich etwas tun wollte.
Und so kommt ihr Anfang November eine Idee gegen diese spezielle, von Corona aufgezwungene Isolation: eine hergo-individuelle Idee, die sich aus ganz verschiedenen Komponenten zusammensetzt und ein weithin sichtbares Zeichen für den für sie "so unglaublich wichtigen Zusammenhalt" setzt. Im letzten Jahr hat die Grafikerin nämlich für einen Freund Dorffahnen entworfen, das kam ihr nun wieder in den Sinn. Und so entstand "Team Hergo gegen den Corona-Blues", eine hochwertige Produktpalette "made in und für Hergolshausen".
Farbwechsel-Tasse, Fußmatte und Brotzeitdose
Das Angebot der Hergo-Edition reicht von einer Farbwechsel-Tasse über Fußmatte, Brotzeitdose, Flachmann und Fahne bis hin zu T-Shirt und Hoodie mit dem Aufdruck Hergolshausen auf der Vorderseite und einem Wappen auf der Rückseite. Das Wappen mit den für Hergolshausen typischen Elementen hat Babs Müller-Schleich übrigens auf Grundlage bestehender Elemente eigens neu kreiert. Die Tasse ist eine Hommage an Rudi Fischer und seine Hergolshäuser Musikanten. Befüllt mit heißer Flüssigkeit gibt die Tasse den Sonnenaufgang neben der Pfarrkirche samt dem dazu passenden Spruch "Hergolshausen – da wo die Sonne aufgeht" frei. Nicht nur eingefleischte Blasmusikfans erkennen hier eine Liedzeile des bekannten Konzertmarschs "Die Sonne geht auf" aus der Feder von Komponist und Dirigent Rudi Fischer.
Die Fußmatte lädt zum Besuch des Dorfes ein, die nachhaltige Brotzeitdose aus Alu und Holz wünscht Gesundheit, mit Fahnen wird "Flagge gezeigt" und der wohl für Hergolshausen typische Spruch "Tschiggamoula Koufladoula" prägt T-Shirt und Flachmann. Gemeint ist damit eine der großen Weisheiten des Universums, klärt Babs Müller-Schleich schmunzelnd auf, die so wohl angeblich erstmals in Hergolshausen ausgerufen wurde und den Zustand charakterisiert, "wenn einem zu etwas wirklich nichts mehr einfällt".
Abgerundet wird die Kollektion von einem Hoodie für die coolen in sattem Dunkelblau und einem jadefarbenden Dorfkind-Hoodie für die jüngeren Hergolshäuser. Den haben aber auch einige Ü-40er bestellt. Kein Problem, sagt die Erfinderin, schließlich steckt ja in jedem Hergolshäuser auch ein Dorfkind.
Viele schöne Gespräche und tolles Feedback
Die Aktion schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe; über 60 Hoodies und T-Shirts wurden auf Abruf in der Textildruckerei Lamasuli in Schwebheim produziert, insgesamt 180 Produkte verkauft. Doch das Schönste an der ganzen Aktion findet Babs Müller-Schleich, waren die vielen schönen Gespräche und das tolle Feedback, das sie erhalten hat. Ihr ist bewusst, dass sie "mit ihrer Hergo-Edition nichts gegen das eigentliche Corona-Problem tun kann", hofft aber mit ihrer Idee vom "Team Hergo" eine Unterstützung zu bieten, die dabei hilft, mit gestärktem Gemeinschaftsgefühl "gut durch diese Pandemie zu kommen".
Das Projekt beschäftigt Babs Müller-Schleich übrigens auch über den "privaten Tellerrand hinaus". Die 48-Jährige studiert nämlich "Medien- und Kommunikationsmanagement" an der SRH Fernhochschule; ein Bachelor-Studiengang, den sie neben Vollzeitjob und Nebenberuf stemmt, der sie fordert und fördert, jetzt wo die drei Kinder aus dem Gröbsten heraus sind. Der Erfolg der "Team Hergo"-Aktion brachte sie jetzt zu dem Entschluss, dem Thema eine eigene Studienarbeit zu widmen, in der das Projekt näher beleuchtet wird.
Doch das Projektende naht: Alle Bestellungen sind verteilt und die Initiatorin freut sich darauf, wenn im Dorf der ein oder andere Hoodie aus der Hergo-Kollektion getragen wird. Und so ist die Geschichte – das Wortspiel bietet sich einfach an – keine "Schleich-Werbung", sondern schlicht eine tolle Geschichte über die Stärkung von Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt, die gerne andere, so Babs Müller-Schleich abschließend, zu eigenen, ähnlichen Projekten inspirieren darf.