
"Das Wichtigste ist das Zuhören", sagt Günter Renner. Der 67-Jährige aus Sulzheim ist seit zwei Jahren VdK-Lotse im Kreisverband Schweinfurt. Er vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen und anderen Anlaufstellen oder hilft beim Ausfüllen von Anträgen an Fachdienste. "Die meisten Menschen wollen aber nur reden", ist die Erfahrung von Günter Renner. Sie brauchen Ermutigung und Bestärkung, um in einer schwierigen Lebenssituation ihren Alltag zu bewältigen. Oder Trost nach einem Schicksalsschlag. Oder einfach jemanden zum reden, weil sie psychisch oder physisch angeschlagen sind.
Vor sechs Jahren hat der VdK-Landesverband diesen Lotsendienst installiert. Im Kreisverband Schweinfurt gibt es ihn seit zwei Jahren. Günter Renner, der bisher einzige Lotse, hat nun Unterstützung durch Gabriele Reusch-Achterrath bekommen. Sie hat sich zur VdK-Lotsin ausbilden lassen, um ihre Energie in eine gute Sache fließen zu lassen. Die gelernte Physiotherapeutin, die in Wasserlosen lebt, ist schon von klein auf eng mit dem VdK verbunden. Ihr Vater war Kriegsversehrter, der Umgang mit Menschen mit Handicap ist für sie deshalb eine Selbstverständlichkeit. Auch in ihrer eigenen Vita gibt es viele Stationen, bei denen der VdK eine Rolle spielte. "Ich habe viele eigene Beispiele, wie man mit schicksalhaften Begebenheiten umgehen kann", sagt die 65-Jährige. Und diese Erfahrungen möchte sie nun als ehrenamtliche VdK-Lotsin weitergeben.
VdK-Lotsen geben keine Rechtsberatung
Zweimal im Monat bieten die beiden VdK-Lotsen künftig Sprechstunde in der Kreisgeschäftsstelle in der Schrammstraße 8 in Schweinfurt an. "Die Lotsen geben aber keine Rechtsberatung", stellt Kreisgeschäftsführer Steve Metz klar. Sie sind vielmehr für Menschen da, die einen Ansprechpartner für ihre sozialen Fragen suchen, die Informationen benötigen, Hilfe im Alltag brauchen oder einfach jemanden, der ihnen nur mal zuhört. "Im Grunde sind sie der Sozialdienst der Kreisgeschäftsstelle auf ehrenamtlicher Basis", erklärt Metz.
Der Beratungsdienst ist kostenlos und offen für alle Ratsuchende, auch für Nichtmitglieder. Immer mehr Menschen aber werden Mitglied beim VdK. "Wir haben einen Riesenzuwachs in ganz Bayern", sagt VdK-Kreisvorsitzender Wilfried Huppmann. Im Landkreis Schweinfurt gab es heuer mit 1200 Neumitgliedern den höchsten Zuwachs seit Bestehen des VdK. Noch in diesem Jahr rechnet man mit dem 13 000. Mitglied. Den Boom führt Kreisvorsitzender Huppmann auch darauf zurück, dass immer mehr Menschen Hilfe in Anspruch nehmen müssen, um Sozialleistungen zu erlangen, auf die sie einen Rechtsanspruch haben. Der VdK berät seine Mitglieder nämlich nicht nur in den sozialrechtlichen Fragen, sondern klagt ihre Ansprüche auch vor Gericht ein. So hat der Kreisverband Schweinfurt in diesem Jahr 202 Klagen eingereicht – bei 8716 Rechtsberatungen.
Nicht immer aber muss der Klageweg beschritten werden, und nicht immer sind die Probleme von Ratsuchenden in der Geschäftsstelle juristisch zu lösen. "Manchmal hilft auch schon ein längeres Gespräch", weiß Kreisgeschäftsführr Steve Metz. Denn Zuhören kommt in der heutigen Gesellschaft oft viel zu kurz. Und hier setzt der VdK-Lotse an. "Wir sind sicher, dass wir mit unserem Projekt vielen Leuten helfen können", wirbt Kreisvorsitzender Wilfried Huppmann dafür, das neue Angebot rege zu nutzen.