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Dittelbrunn
Warmuth will Hambacher Markt erhalten
Bei der Bürgerversammlung entwickelte sich eine hitzige Debatte um die Notwendigkeit eines Vollsortimenters. Der Bürgermeister zeigte sich in einem Punkt empört.
Am Ortsende von Dittelbrunn, zwischen Heeresstraße (links) und der Wohnbebauung Am Süßberg  könnte ein neuer Vollsortimenter entstehen. In der Bürgerversammlung wurde darüber diskutiert.
Foto: Uwe Eichler | Am Ortsende von Dittelbrunn, zwischen Heeresstraße (links) und der Wohnbebauung Am Süßberg  könnte ein neuer Vollsortimenter entstehen. In der Bürgerversammlung wurde darüber diskutiert.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 02.04.2019 15:10 Uhr

Die Debatte entsprach der stürmisch-frostigen Großwetterlage, als es im Pfarrheim St. Rochus um den Vollsortimenter am "Grund" ging. Gegen den werden seit wenigen Tagen Unterschriften für das Bürgerbegehren Nr. 2 gesammelt. Die Bürgerversammlung war mit etwa 120 Teilnehmern auffallend gut besucht.

Die hitzige Vollsortimenter-Diskussion entzündete sich an einem Tagblatt-Artikel vom 9. März: Tegut-Vertreter Alexander Wilhelm hatte darin dem Bürgermeister vorgeworfen, nie ernsthaft über die Modernisierung der Hambacher Filiale und einen Ausschluss von Konkurrenz in Dittelbrunn verhandelt zu haben. Dies wollte Warmuth nicht stehen lassen, der auf schriftlich fixierte "Termine" mit Tegut verwies. Das Unternehmen habe seine Planungen als erstes vorstellen dürfen. Den Kontakt mit Edeka hätten die Gemeinderäte beschlossen, in nichtöffentlicher Sitzung.

Vor allem die angedrohte Tegut-Vertragsstrafe bei Ansiedlung eines Mitbewerbers empört den Bürgermeister: "Wir hätten einen Schweizer Lebensmittelkonzern dafür bezahlen müssen, dass wir ihm nicht die Konkurrenz vom Leib halten". Er selbst wolle den Hambacher Markt erhalten. Tegut interessiere die Filiale gar nicht, sondern wolle am Grund bauen. Das von der CDW genannte Beispiel, wonach die Gemeinde Nüdlingen Konkurrenz für Tegut ausgeschlossen habe, sei unwahr. Er habe mit dem dortigen Geschäftsführer Stefan Funk gesprochen. Eine solche Vereinbarung gebe es nicht.

Talgrund nicht zubetonieren

Die Gegner des Vollsortimenters hielten dagegen. Der Talgrund werde "zubetoniert", in Kombination mit Pflegeheim und Gesundheitszentrum, befürchtet Karlheinz Hartbauer, der vor Verkehrsbelastung und "Feinstaub" warnt. Warum sich nicht alle Beteiligten an einen Tisch setzen würden? Wolfgang Stoll sprach von einer "sehr geschickten" Argumentation des Bürgermeisters. Er hätte den Vertragsentwurf wahrscheinlich auch abgelehnt, nur hätte man einen Alternativvorschlag vorlegen können. Hätte der Tegut-Rechtsanwalt keine Vertragsstrafe angedroht, wäre er selbst haftbar geworden.

Die Gemeinde übernimmt die Heeresstraße. Kurz davor könnte am Dittelbrunner Grund ein Vollsortimenter entstehen, mit Kreisel, Gesundheitszentrum, Pflegeheim und Seniorenwohnen.
Foto: Uwe Eichler | Die Gemeinde übernimmt die Heeresstraße. Kurz davor könnte am Dittelbrunner Grund ein Vollsortimenter entstehen, mit Kreisel, Gesundheitszentrum, Pflegeheim und Seniorenwohnen.

Herbert Ruppert widersprach: "Solche Verträge kann keine Kommune abschließen." Warmuth sah es ähnlich, man sei nicht "Steigbügelhalter" für Tegut. Prinzipiell erhalte die Gemeinde durch einen Vollsortimenter aber Wertschöpfung, durch Gewerbesteuer und 30 Arbeitsplätze. Mit Dachbegrünung könne man die Flächenversiegelung kompensieren. Derzeit habe der Rat nur beschlossen, planerisch tätig zu werden. Die Vergabe-Entscheidung werde erst in ein bis anderthalb Jahren fallen. Wenn die Bürger den Hambacher Markt erhalten wollten, müssten sie dort einkaufen.

Lokale Anbieter haben das Nachsehen

"Der Tegut ist teuer", monierte Theo Stumpf. Werner Fritsch sah es als eigentliches Problem, dass der Bürgerwunsch von 2017 "mit Füßen getreten" worden sei. Wolfgang Zehnter erinnerte daran, dass kaum weniger Wähler gegen den Vollversorger gestimmt hätten wie in der Stichwahl pro Warmuth. Peter Strzezyk fürchtet um die Naherholung der Anwohner am Süßberg. Bäcker und andere lokale Anbieter hätten bei einem Vollversorger künftig das Nachsehen: "Das sind keine Schweizer Unternehmen."

Das Pflegeheim sei letztlich sinnvoll, ein Vollsortimenter nicht. Ob ein Supermarkt "mit Döner" zum Treffpunkt für die Dittelbrunner tauge, sei fraglich. Nun komme ein erneutes Bürgerbegehren: Ob der Gemeinderat den Entscheid nach einem Jahr wieder revidieren werde? Vielleicht müsse Tegut einfach seine Forderung zurücknehmen. Martin Pfeiffer mutmaßt, das der Rewe am Schweinfurter Heckenweg zumachen könnte: "Da kommen dann die Kunden her?"

Mechtilde Klug-Wirth plädierte auf der anderen Seite für eine Weiterentwicklung von Dittelbrunn, ebenso Bruno Wiesler. Ulrich Stühler bezweifelte, dass Tegut eine Million Euro in die "1B-Lage Hambach" investieren werde. Und: Der selbstständige Betreiber müsse bei den Preisen mehr verlangen.

Die weiteren Themen

Bürgermeister Willi Warmuth hatte zuvor mit einer 118 Seiten-Präsentation aktuelle Großprojekte vorgestellt: darunter die Anpassung der Kitas und Schulen an den Babyboom oder die beschlossene Übernahme der Heeresstraße auf eigener Gemarkung bis kurz vor die B286. Bei den Sanierungs- und Hochbauvorhaben der nächsten 15 Jahre wird – Zuschüsse nicht eingerechnet – mit Kosten von 30 Millionen Euro gerechnet. Die Einwohnerzahl ist statistisch nur geringfügig gewachsen, um neun Bürger, was am Wegzug der Asylbewerber im Hambacher "Blauen Haus" lag (aktuell leben 7835 Menschen in der Gemeinde, inklusive Nebenwohnsitz). Beim neuen "Öko"-Kindergarten an der Schule will Warmuth das Gespräch mit dem Nachbar-Ehepaar suchen, das sich um das naturnahe Areal gekümmert hat. Tatsächlich sei im Archiv ein alter Nutzungs-Vertrag mit dem Vogelschutzbund gefunden worden: der sei dort aber selbst nicht mehr bekannt gewesen.

Es gab noch andere Themen: Petra Kolitsch monierte die "Rennstrecke" am Steingraben. Warmuth denkt an versetztes Parken und Blumenkübel. Bruno Wiesler sieht ein problematisches Parkverhalten in der Dreigass, Michael Rieß forderte Mobilfunk- und Glasfaserausbau. Am Mehrgenerationenpark werden Abfalleimer und Maßnahmen gegen Hundehaufen gefordert. Dieter Stegmann fragte nach dem Stand der Sanierung "Am Marienbach". Einen Architektenwettbewerb gebe es nicht, so Warmuth, man wolle das Thema städtebaulich abklären.

 
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  • F. R.
    Die FRISCHLUFTZUFUHRGASSE aus Lauertal/Brönnhof (siehe Foto!) in die Stadt sollte nicht verbaut werden!

    Dittelbrunn betreibt Stadtplanung der 60er Jahre, fernab des heutigen Stadtklima-Problems! Die nächste Bausünde nach Verrohrung des Marienbachs.

    MP 03.06.16: "Hintergrund ist die städtebauliche Weiterentwicklung Dittelbrunns."

    Hintergrund ist die Gebietsreform mit den ausgebliebene Eingemeindungen nach SW. Dann könnte "Dittelbrunn" sich nicht an der falschen, sondern richtigen Stelle weiterentwickeln, auf den innenstadtnahen Arealen um die Gartenstadt. Mit viel kürzeren Verkehrswegen via Kasernenweg & Kennedyring zu den Arbeitsplätzen. Statt ganz Dittelbrunn via Hauptstraße zu durchfahren, um dann am Vossiek oder Obertor im Stau zu stehen! Auch via Heeresstraße wäre der Weg viel länger.

    Die ausgebliebenen Eingemeindungen produzieren Stückwerk & Fehler ohne Ende! Bitte an Freistaat: Eingemeindungen schnell nachholen - sind unpopulär aber nötig

    Die ausgebliebenen Eingemeindungen
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