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Schweinfurt
Wann und warum im Leo Betten geschlossen werden
Das Leopoldina-Krankenhaus ist oft gut belegt – aber nicht immer. Dann werden schon mal "Betten geschlossen". Menschen, die das mitbekommen, fragen sich: Warum?
Das Leopoldina-Krankenhaus: Zu Bettenschließungen kommt es immer wieder mal – meist aus Patientenmangel, aber auch, wenn gerade spezialisierte Kräfte fehlen oder erkrankt sind.
Foto: Anand Anders | Das Leopoldina-Krankenhaus: Zu Bettenschließungen kommt es immer wieder mal – meist aus Patientenmangel, aber auch, wenn gerade spezialisierte Kräfte fehlen oder erkrankt sind.
Stefan Sauer
Stefan Sauer
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:20 Uhr

In wie vielen Fällen kam es im vergangenen Jahr zu Bettenschließungen, wie viele Betten und Stationen waren davon betroffen? Im Spätsommer (September) und ab dem 22. Dezember seien "in erwähnenswertem Umfang Stationen ganz oder teilweise geschlossen" worden, antwortet Leopoldina-Geschäftsführer Adrian Schmuker auf die Anfrage dieser Redaktion. Die Ursache seien wie in den Vorjahren hohe Schwankungen bei der Patientenzahl gewesen. Die liege im Mittel bei etwa 550, in starken Monaten bei rund 680 und in Zeiten schwacher Belegung bei zirka 400 Patienten.

Wenige Kranke zwischen Weihnachten und Dreikönig

"Letzteres ist regelmäßig zwischen Weihnachten und der ersten Januarwoche der Fall. Wir schließen in diesem Zeitraum regelmäßig drei bis vier Stationen und konzentrieren die Patienten auf den übrigen Stationen", heißt es weiter. Allerdings würden gleichzeitig Vorkehrungen getroffen, um im Bedarfsfall die Belegung kurzfristig wieder „hochfahren“ zu können.

Eine Besonderheit 2018 war laut Schmuker "die sehr schwache Belegung im August und September des Jahres, vermutlich auch im Zusammenhang mit der lang andauernden Hitzewelle". Dies habe dazu geführt, dass , dass die Hälfte einer internistischen Station im September planmäßig nicht mehr belegt wurde. Mit Bettenschließungen passe das Leopoldina die Kapazitäten an Betten und damit auch den Einsatz von Personal an „Belegungslöcher“ nach unten an, "um zu Zeiten hoher Belegung genügend Personal zur Verfügung zu haben, ohne dass es zu Überstunden oder Überlastungssituationen kommt". Dabei handele es sich jeweils um Betten, die aufgrund der zeitweise geringen Nachfrage ohnehin nicht belegt werden könnten.

"Bettensperrung" wegen Infektionspatienten

Abgesehen von diesen beiden Fällen mit geplanten längeren Schließungen, gab es während des Jahres aber "immer wieder die Situation, dass tageweise Kapazitätseinschränkungen notwendig wurden und zwar im Fall der Isolierung von Infektionspatienten sowie bei Krankheitsausfällen in hoch spezialisierten Bereichen, beispielsweise Intensivstationen. Patienten mit übertragbaren Infektionen kämen in aller Regel ungeplant ins Krankenhaus und müssten in bestimmten Fällen isoliert, das heißt alleine in einem Zimmer versorgt werden.  So könne es vorkommen, dass in einem üblicherweise für drei Patienten vorgesehenen Zimmer für mehrere Tage zwei Betten nicht mehr belegbar sind. "Technisch sprechen wir hier ebenfalls von Bettensperrungen", so Schmuker. Diese träten regelmäßig vor allem im Winterhalbjahr auf, wenn die Belegung ohnehin sehr hoch sei. Die Folge sei dann, dass Patienten gegebenenfalls in die restlichen Zimmer verlegt werden und einzelne Zimmer dann sehr ungleich belegt seien.

Aber auch Krankheitsfälle beim Personal hätten letztes Jahr zeitweilig zu weniger Behandlungsplätzen geführt. Hauptsächlich davon betroffen war dem Geschäftsführer zufolge eine der beiden Intensivstationen für Erwachsene, "auf der immer wieder periodisch zwei von 16 Behandlungsplätzen nicht belegt werden konnten". Aufgrund der sehr spezialisierten Tätigkeit auf einer Intensivstation könnten hier kaum Mitarbeitern anderer Stationen eingesetzt werden. Auch gebe es einen generellen Mangel an ausgebildeten Intensivpflegekräften, weshalb es nicht möglich sei, in allen Fällen kurzfristige Ausfälle zu kompensieren.

Patientenreaktionen abhängig vom Hintergrundwissen

Wie reagieren Patienten auf Bettenschließungen? Das hängt laut Schmuker "sehr davon ab, ob ihnen der sachliche Hintergrund der Maßnahmen bekannt ist beziehungsweise mitgeteilt wurde". Bekämen sie unvollständige oder falsche Information, reagierten Betroffene häufig mit Unverständnis. "An diesem Punkt versuchen wir uns kontinuierlich zu verbessern", so das Krankenhaus. Und die Mitarbeiter? Diese trügen die Schließungen insbesondere bei schwacher Belegung vorbehaltlos mit, weil es dadurch möglich werde, entsprechende Freizeitschichten zu nehmen oder die Arbeitszeitkonten zu entlasten. Auch mit dem Betriebsrat bestehe hierzu Konsens.

Was bedeuten Bettenschließungen für die Wirtschaftlichkeit des Hauses? Patientenbelegung und anwesendes Personal zeitlich in Kongruenz bringen, sei ein Grundanliegen des Hauses, das angesichts der hohen Schwankungen eine ständige Herausforderung darstelle. Die Zahl der Patienten ist laut Schmuker nur bei einem gewissen Teil durch Einbestellungen planbar, der wichtigere Teil sei eine vorausschauende und flexible Personaleinsatzplanung. 

Bettenkapazität wird an Patientenzahl angepasst

"Sofern wir die angestrebte Kongruenz nicht realisieren können, können entweder unsere qualitativen oder wirtschaftlichen Ziele nicht mehr erreicht werden" räumt der Leopoldina-Geschäftsführer ein. Unmittelbare Einnahmeverluste gebe es für den Fall, dass Patienten aufgrund von Kapazitätsbeschränkungen nicht mehr behandelt werden könnten. Das sei bisher nur vereinzelt der Fall gewesen. Bei Engpässen etwa auf Intensivstationen seien die geplanten Behandlungen zeitlich verschoben worden. "Der Regelfall 2018 war wie in den Vorjahren die Anpassung der Bettenkapazität an die schwankende Patientenzahl unter Einhaltung der geplanten Patienten/Personalstärke."

Und zurzeit: Fehlt Personal? "Wir hätten gerne im Oktober 2018 zehn Stellen mehr – bei insgesamt zirka 500 Stellen im Pflegedienst – mit „fertigen Auszubildenden“ besetzt, um die Abgänge bis zum Herbst 2019 sicher kompensieren zu können. Das war in diesem Umfang allerdings nicht möglich", räumt Schmuker ein. Aus diesem Grund werde versucht, zwischen den Abschlussterminen der Krankenpflegeschulen die Fluktuation durch Neueinstellungen kontinuierlich auszugleichen.

Reichert: Anpassung kommt allen zugute

Dass es immer wieder zu Bettenschließungen aus den genannten Gründen kommt, bestätigt der Betriebsratsvorsitzende Rainer Reichert. Letztlich sei es für Beschäftigte wie Patienten gut, wenn das Zahlenverhältnis von Pflege- und spezialisierten Fachkräften zu Patienten stimme. Das Gute an der harten Auseinandersetzung zwischen Geschäftsführung und Betriebsrat vor gut zwei Jahren um Überstundenabbau und Personalmangel sei gewesen, dass sich seither beide Seiten über offene Fragen austauschten und schnell zu einvernehmlichen Lösungen kämen.

 
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