Jetzt hat Schonungen tatsächlich den jüngsten hauptamtlichen Bürgermeister Deutschlands: Nach einem Auszählkrimi hat der 25-jährige Stefan Rottmann (SPD) am Sonntag die Wahl mit drei Stimmen Vorsprung gewonnen. Er holte bei seinem etwas überraschenden Erfolg 2335 Stimmen. Für den CSU-Bewerber Martin Oßwald (CSU) votierten 2332 Schonunger. Die Wahlbeteiligung war hoch: 74,4 Prozent.
„Es ist einfach unbeschreiblich“, sagte Rottmann am Sonntag gegen 19.30 Uhr in die versammelte Menge im Sitzungssaal des Rathauses. So lange hat es gedauert, bis die Wahlhelfer angesichts des knappen Resultats nochmals die Niederschriften aus den Wahllokalen und die für ungültig erklärten Stimmzettel nachgeprüft hatten. Erst dann überreichte Amtsinhaber Kilian Hartmann (CSU) Blumen und drückte seinen Nachfolger fest an die Brust. Der erste Jubel war schon fast eine Stunde früher losgebrochen, als das letzte Wahllokal ausgezählt war.
Rottmann entschied wie erwartet alle fünf Wahlbezirke im Kernort für sich, auch in Forst lag er mit 55,7 Prozent der Stimmen vorne, ebenso in Mainberg (56,6), Reichmannshausen (55,1) und Waldsachsen (52,8). CSU-Kandidat Martin Oßwald verbuchte den größten Erfolg in seinem Heimatort Marktsteinach und war dort mit 70,9 Prozent souveräner Gewinner. Mehr Stimmen als sein Gegenkandidat erhielt Oßwald auch in Abersfeld (58 Prozent der Stimmen), in Hausen (54,3), in Löffelsterz gar 63,6 Prozent, und bei der Briefwahl (58,4 und 51,3 Prozent der Stimmen).
Die Tatsache, dass Rottmann unerwartet viele der Dörfer außerhalb des Kernorts Schonungen für sich entschied, hat letztlich das Pendel zu Gunsten des jungen Sozialdemokraten ausschlagen lassen. Das sah auch Martin Oßwald so. In Forst etwa hat Rottmann mehr Stimmen geholt als er, obwohl der künftige Bürgermeister die Dorferneuerung abgelehnt hatte; für Oßwald unverständlich. „Die Bürger wollten einen Jüngeren; jetzt wird die Gemeinde diesen Weg gehen“, sagte er.
Der Wahlsieger führte seinen Erfolg vor allem auf seine engagierte Wahltour zurück. In den vergangenen zwei Wochen habe er nochmals unbezahlten Urlaub genommen, um von Haus zu Haus zu gehen. Und sogar am Wahltag, so erzählte Rottmann mit hoher Pulsfrequenz, habe er samstägliche Discogänger telefonisch aus dem Bett geklingelt, um sie an die Wahl zu erinnern. Rottmann sieht das Ergebnis aber auch als Lohn dafür, dass er sich bereits in den vergangenen Monaten für die Gemeinde eingesetzt und viele Themen angeboten habe.
Der Wahlsieg steht noch nicht zu 100 Prozent fest. Denn der Wahlausschuss muss die Unterlagen nochmals prüfen, um das endgültige Resultat festzustellen. Er trifft sich am Dienstag um 11 Uhr. Eine formelle Nachzählung will der unterlegene Oßwald jedoch nicht fordern, wie er gegenüber dieser Zeitung sagte. „Auf dieser Tour reise ich nicht. Dann wäre ich ein schlechter Verlierer.“ Aber Oßwald überraschte mit der Ankündigung, sich komplett aus der Politik zurückzuziehen, also auch sein Gemeinderatsmandat abzugeben. Vor der Wahl hatte er bislang nur davon gesprochen, in Rottmanns Erfolgsfall das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters aufzugeben.
Den Sonntagabend über hatte eine fast andächtige Stille im Rathaussitzungssaal geherrscht, wo die Zwischenresultate auf einer Leinwand gezeigt wurden. Dabei lag der spätere Sieger fast immer vorn, meistens aber nur mit weniger als 100 Stimmen. Nach dem Drei-Stimmen-Zielspurt herrschte erst ungläubiges Staunen, bevor Rottmanns Anhänger jubelten. CSU-Kreisvorsitzende Anja Weisgerber konnte dem aus ihrer Sicht enttäuschendem Resultat immerhin die Erkenntnis abgewinnen, „dass jede einzelne Stimme zählt“.
Bürgermeister Jonas Merzbacher aus Gundelsheim, bislang jüngster Rathauschef Bayerns, überreichte Rottmann, wie bei einem Wahlkampfauftritt versprochen, symbolisch den Staffelstab des Youngsters.
Vielleicht kehrt jetzt - mit dem neuen Rathaus-Chef - am Reichelshof etwas Ruhe ein - wir drücken dem NEUEN alle Daumen!
franzl aus Sennfeld
Ein auf die nächsten 8 Jahre sehr gespannter Bürger