Grunau schlug einen weiten Bogen von der Antike bis zur Gegenwart: Zur Vermeidung von Reibung benutzte man zum Transport einer Statue in Assyrien etwa 650 v. Chr. Baumstämme – die erste Wälzlageranwendung mit Zylinderrollen (siehe Bild). Eine andere Abbildung zeigte beim Vortrag erste geführte Wälzbewegungen durch einen Käfig: Zur Lagerung eines so genannten Widderbalkens in einer griechischen Belagerungsmaschine um 330 v. Chr. Als Wälzkörper kamen Walzen zum Einsatz, doch noch mangelte es an den Voraussetzungen zur Kugelherstellung. Auch kannte man noch keine harten Oberflächen, die eine gute Rollreibung ermöglicht hätten.
Leonardo da Vinci fertigte die erste Konstruktionszeichnung eines Kugellagers an, die erste bekannte Kugellager-Anwendung wurde für so genannte Bockwindmühlen genutzt, um das gesamte Maschinenhaus nach dem Wind ausrichten zu können. Das erste Kugellager-Patent stammt von dem Engländer Vaughan (1794): Vollkugelige Füllloch-Lager zur Lagerung von Rädern auf einer Achse. Die Kugeln waren gegossen, Einzelstücke und echte Handarbeit, also im Durchmesser und in der Rundheit sehr unterschiedlich.
Den Durchbruch – damals vor allem zur Wälzlagerung im Fahrrad – ermöglichte der Schweinfurter Friedrich Fischer, der schnell der „Kugelfischer“ genannt wurde. Er meldete 1890 die Kugelmühle zum Patent an, jetzt konnten gehärtete Stahlkugeln in großer Menge und guter Qualität hergestellt werden. Schweinfurt entwickelte sich Anfang des 20. Jahrhunderts zur Wälzlager-Metropole.
Weitere Bauarten folgten im 19. und 20. Jahrhundert. 1952 gelang den Schaeffler-Brüdern ein großer Schritt in Sachen Präzision und Robustheit im Wälzlager. Durch den Käfig ließen sich auch mit den raumsparenden Nadellagern genügend hohe Drehzahlen erreichen, um in Automobilgetrieben eingesetzt werden zu können.
Eine weitere bedeutsame Entwicklung war das CARB-Lager der SKF von 1984, eine Kombination von Zylinder- und Tonnenrollen. 2005 wurde von Schaeffler die Kugelrolle zum Patent angemeldet: Auf die Polkappen der Kugeln wird verzichtet, man erreicht damit Bauraum- und Montagevorteile. „Eine solche Erhöhung der Leistungsdichte mit den Effekten Energieeffizienz, Reibungsreduzierung und Ressourcenschonung wird die Bedeutung des Wälzlagers noch weiter wachsen lassen“, so das Resümee des Referenten.