Die stellvertretende Landrätin Christine Bender überbrachte die Glückwünsche des Landkreises zur Eröffnung des Glockenweges. Sie hatte darum gebeten, als gebürtige Gernacherin ihr Grußwort direkt an der Aegidius-Glocke sprechen zu dürfen. Denn die Glocken "haben mich in meiner Kindheit und Jugend täglich begleitet. Sie haben Werte und Frömmigkeit vermittelt". Der Klang der Glocken begleite die Menschen auf wichtigen Stationen ihres Lebens. "Dieser Glockenweg bereichert unseren Landkreis um eine weitere Besonderheit" würdigteBender den Gernacher Glockenweg.

Danach waren die Gäste in die Gernacher Kirche zur Fortsetzung des Festaktes eingeladen. Gaby Berchtold für den Frauenbund, Thomas Treutlein für die KAB, Michael Werner für die Kirchenstiftung St. Aegidius und Erhard Scholl als Vertreter des Johannisvereins sprachen Grußworte. Sie dankten allen, die zur Realisierung des Glockenweges beigetragen haben, besonders auch den Kindern von Komm-In. Sie hatten die Männer, die bei großer Trockenheit den Boden für die Fundamente der Glocken ausgegraben hatten, tatkräftig unterstützt.

Die Geschichte der Glocken

Die vier Verantwortlichen gaben einen kurzen Rückblick auf die Geschichte der Gernacher Glocken, riefen in Erinnerung, dass nur die kleinste Bronzeglocke aus dem Jahr 1908 den Raubzug der Nazis überstanden hatte. Die drei größeren Glocken wurden gegen den erbitterten Widerstand der Gernacher Bevölkerung aus dem Turm entfernt. So wurden nach dem Krieg drei Glocken aus Eisenhartguss angeschafft, die nach mehr als 70 Jahren so schadhaft waren, dass sie 2019 außer Dienst gestellt werden mussten.

Die kleinste Glocke, die in Gernach geblieben war, versieht weiter ihren Dienst. Auf dem Weg zum Gießen der neuen Glocken entstand die Idee, die außer Dienst gestellten Glocken auf einem Glockenweg im Ortsgebiet von Gernach aufzustellen. KAB, KDFB, Kirchenstiftung und Johannisverein hatten sich zur AG Glockenweg zusammengeschlossen und gemeinsam den Förderantrag für den Glockenweg an die ILE Mainschleife Plus gestellt. Dieser Antrag wurde positiv beschieden, sodass man sich an die Realisierung machen konnte.

Pfarrgemeinderatsvorsitzende Inge Henkel überbrachte die Grüße des Pfarrgemeinderats der Pfarreiengemeinschaft St. Raphael. "Auch wenn die abgehängten Glocken ihre ursprüngliche Funktion verloren haben, sind sie kein altes Eisen. Vielmehr sollen sie uns mahnen, wachsam zu sein gegenüber allen Ungerechtigkeiten in der Welt" - so Inge Henkel. Der Glockenweg lade ein zur Ruhe, aber auch, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Eigene Homepage

Dritter Bürgermeister Gerd Endres gab seiner Freude Ausdruck, dass "die AG Glockenweg für Gernach und die Gemeinde Kolitzheim ein neues Kulturgut geschaffen hat". Der Glockenweg sei eines der 18 Projekte, die von den 24 eingereichten Projekten von der ILE Mainschleife Plus gefördert werden, weil er einen hohen Beitrag zu Kultur und Brauchtum leiste. Aus ILE-Mitteln konnten knapp 10.000 Euro zur Verfügung gestellt werden, der Bauhof der Gemeinde habe die AG unterstützt.

Gaby Berchold überbrachte die Glückwünsche aller Gernacher Vereine. Sie erinnerte daran, dass die drei außer Dienst gestellten Glocken die Gernacherinnen und Gernacher bei festlichen Anlässen, aber auch im Alltag begleitet haben. Nach den Grußworten waren alle zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen, dabei kamen 420 Euro an Spenden zusammen. 210 Euro gehen an die Pfarrei Nkile in Tansania, die gleiche Summe wird für die Restaurierung der Mutter-Gottes-Statue am Haus Franziskus verwendet.

Zuvor war bekannt gemacht worden, wie man die Homepage des Gernacher Glockenwegs erreichen kann: per QR-code auf den Schildern vor jeder Glocke und dem Flyer, und über www.gernacher-glockenweg.de