Die verheerenden Stürme, die in den USA toben, aber auch die Überschwemmungskatastrophe des vergangenen Jahres in Südbayern weisen auf den Klimawandel hin. Für den Schutz des Klimas sind regenerative Energien und darunter auch Biogas-Anlagen wichtig. Ein regionales Vorzeige-Projekt, die Kooperation der Bioenergie Ettleben mit den Bezirkseinrichtungen Schloss Werneck, wurde am Freitag ausgezeichnet.
Wer als Besucher, Patient oder Angestellter der Krankenhäuser und Pflegeheime die Pforte am großen Parkplatz passiert, wird jetzt mit einem Biogaswärme-Schild auf das Projekt aufmerksam gemacht. Dargestellt ist darauf, wie eine Biogasanlage arbeitet und wie die Wärmeversorgung in den Bezirkseinrichtungen funktioniert.
Überreicht hat das Schild der Fachverband Biogas, der Dachverband für die Branche aus Nutzern, Planern und Herstellern mit 4800 Mitgliedern. Damit soll, wie Regionalreferent Markus Bäuml bei einer Feierstunde mit 35 Gästen betonte, das herausragende Kooperationsprojekt gewürdigt werden. Denn die Energiewende vor Ort müsse weiter gehen.
Das Projekt gibt es bereits seit 2011, als der Ingenieur Ulrich Beck gemeinsam mit 14, heute noch 13 Landwirten die Biogasanlage bei Ettleben baute und über eine 3,5 Kilometer lange Gasleitung mit den Bezirkseinrichtungen Schloss Werneck verband. Ein Blockheizkraftwerk wandelt dort das Biogas in Strom und in Wärme um.
3,5 Millionen Kilowattstunden Strom und 3,9 Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt dieses Blockheizkraftwerk, erläuterte Beck, ein Drittel des Wärmebedarfs des Schlosses wird damit gedeckt. Die Menge entspricht einer Einsparung von 415 000 Litern Heizöl im Jahr.
Ein weiteres Blockheizkraftwerk ist an der Biogasanlage selbst installiert und liefert Strom an die ÜZ. Auch der Markt Werneck ist Kunde: ein Blockheizkraftwerk an der Balthasar-Neumann-Schule versorgt diese, das Schwimmbad und den Kindergarten. Pro Jahr werden insgesamt 7,5 Millionen Kilowattstunden Strom und fünf Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt.
Gefüttert wird die Biogasanlage mit 10 000 Tonnen Gülle, 500 bis 1000 Tonnen Mist und 13 000 Tonnen Silage aus Mais, Gras und neuerdings auch der Energiepflanze „Durchwachsene Silphie“. Diese hat Michael Vierheilig aus Schraudenbach, Landwirt, Mitgesellschafter und Beirat in der Bioenergie Ettleben, als Pionier vor zwei Jahren erstmals angebaut. Die hohe, gelb blühende Pflanze, die auch als Bienenweide im Sommer dient, wird einmal ausgesät und kann dann zehn bis 15 Jahre lang geerntet werden. „Weniger Arbeit, weniger Bodenbearbeitung, kein Pflanzenschutz“, lautet sein Fazit, auch der Ertrag entspreche fast dem von Mais.
Insgesamt bauen die 13 Landwirte 2000 Hektar Energiepflanzen an. „Wir arbeiten im Vollerwerb, sind Ausbilder und haben Hofnachfolger“, konstatierte Norbert Kolb. Die Bioenergie Ettleben baue auch auf weitere Zukunftstechnologien wie Power to Gas oder Heat.
Nicht nur der Hausherr des Schlosses, Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel, bekannte sich zur Kooperation, zum Energiesparen und zu den Regenerativen, wie er mit Holzhackschnitzelheizanlage, Pelletsheizung oder Photovoltaik in den Bezirkseinrichtungen verdeutlichte. Auch die Vertreter aus der Politik lobten die Vorreiterrolle der öffentlichen Hand. Bundestagsabgeordnete Anja Weisgerber (CSU), Bayerns Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU), die Landtagsabgeordneten Kathi Petersen (SPD) und Kerstin Celina (Grüne) sicherten denn auch den Biogas-Landwirten Verlässlichkeit für ihre Planungen zu.