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Oberwerrn
Vorweihnacht bei den Maya-Kindern im Jardin de Amor
Land der Kontraste: Zwischen herrlicher Natur und bitterer Armut:  Die Oberwerrnerin Bianca Eggert hilft armen Maya-Kindern in Guatemala. 
Umringt von Kindern: Bianca Eggert mit ihren Schützlingen in der Schule von Santa Maria de Jesus.
Foto: Bianca Eggert | Umringt von Kindern: Bianca Eggert mit ihren Schützlingen in der Schule von Santa Maria de Jesus.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:38 Uhr

Guatemala, hierzulande Inbegriff von Kaffee, ist ein Ort der Gegensätze. Im Land zwischen Pazifik und Karibik, wo einst Maya-Metropolen den Dschungel überragt haben, treffen sich Naturschönheit und bittere Armut ebenso wie "Feuer" und "Wasser".

Im Juni sorgte der Vulkan Fuego, der "Feuerberg", für Schlagzeilen, der Dörfer zu seinen Füßen heimgesucht hat. "Bei uns ist es ruhig", sagt Bianca Eggert. Die erfahrene Entwicklungshelferin fühlt sich sicher, nahe Antigua, auf der anderen Seite des mehrere Kilometer entfernten Vulkans Agua, des "Wasservulkans". Der 3700 Meter hohe Riese schläft seit Jahrhunderten. Zuletzt zerstörte er 1541 die damalige Hauptstadt der spanischen Kolonie, durch eine Schlammlawine. In Folge wurde die Weltkulturerbestadt Antigua Residenzort, später übernahm diese Rolle das nahe Guatemala City.

Ein traumhaftes Land - sowohl kulturell als auch von der Natur her 

Bianca Eggert arbeitet im Dorf Santa Maria de Jesus unweit des im barocken, farbenfrohen Kolonialstil errichteten Antigua, inmitten einer Anbauregion für Kaffee, Schokolode oder Macadamianüsse. Sie schickt per Smartphone Grüße aus Mittelamerika: "ein wirklich traumhaftes Land, mit jeder Menge wunderschönen Orten, sowohl kulturell als auch naturell".

Die Oberwerrnerin hat sich eine mehrwöchige Auszeit genommen, die dank der Flexibilität des Arbeitgebers, des Hauptzollamts Schweinfurt, möglich wurde. Nun arbeitet sie ehrenamtlich im Mayadorf, auf über 2000 Metern Höhe, mit Blick zum dicht bewaldeten Agua. Die Bevölkerung zählt zu den Cakchiquel, die hier schon vor der Ankunft der Konquistadoren gelebt haben. Bis heute sind die Nachfahren der Ureinwohner sozial benachteiligt. Das südliche Nachbarland Mexikos ist geprägt durch die Folgen von Diktatur, Korruption, sowie eines langen Bürgerkriegs im 20. Jahrhundert.

Viele kleine Drachen vor einem großen schlafenden Drachen: Bei einem Fest am 1. November ließen die Schulkinder vor dem Agua bunte 'Barriletes' steigen.
Foto: Bianca Eggert | Viele kleine Drachen vor einem großen schlafenden Drachen: Bei einem Fest am 1. November ließen die Schulkinder vor dem Agua bunte "Barriletes" steigen.

"Jardin de Amor", "Garten der (Nächsten-)Liebe" nennt sich die Schule für etwa 170 Kinder und Jugendliche. Schulleiter Julio Garciás Reyes hat sie mit 19 Jahren gegründet, Direktorin ist "Seño Luki", die sich auch um das Umfeld kümmert: "Es sind ausschließlich Kinder aus sehr armen Familien. Davon konnte ich mich bei Besuchen in deren Häusern, eher Baracken, überzeugen". Der nächsten Generation, die bislang oft noch Kinderarbeit leisten muss, wird nicht nur Schulbildung vermittelt. Es gibt regelmäßige Mahlzeiten und die Vermittlung von Hygiene.

Ein wirklich traumhaftes Land, mit jeder Menge wunderschönen Orten, sowohl kulturell als auch naturell".
Bianca Eggert

Eggert ist ehrenamtliche Mitarbeiterin beim internationalen Kinderhilfswerk PLAN, und engagiert sich besonders für benachteiligte Mädchen. Der Mithilfe in der Schule ist eine unabhängige Aktion. Die Unterfränkin berichtet von Antonia, die gegen den Willen des Vaters die Schule besucht hat, als eine von elf Geschwistern, anstelle von Feldarbeit. Mit Unterstützung des "Jardin" konnte das Mädchen ein Studium beginnen und ist nun selbst "Maestra", Grundschullehrerin. Der Sohn von Berta, der Köchin mit ebenfalls kinderreicher Familie, dessen Vater früh verstorben ist, hat mittlerweile einen Master-Abschluss.

Kinder brauchen wenig um glücklich zu sein

Bianca Eggert lebt bei einer Gastfamilie in Antigua, gibt Schülern Nachhilfe im Lesen, oder spielt mit ihnen in der Pause: "Die Kinder sind mit sowenig glücklich zu machen, sie freuen sich über einfache Klatschspiele oder Umarmungen, die sie aber auch einfordern. Über Tanzen, Fangen, Spielen". Dazu kommt Essen- und Küchendienst. Von Spenden wurden Schulmaterialien besorgt. Ebenso ein Müllcontainer, zwecks geregelter Abfallentsorgung, oder Seife, für die Familien ebenso wie für die Schule. Außerdem Kuchen und Wassereis, eine rare Delikatesse: "Die Kids waren happy." Zahncreme steht ebenfalls auf der Einkaufsliste.

Übernommen wurden die Medizinkosten für eine alleinstehende Mutter dreier Schülerinnen. Deren Galle musste herausoperiert werden, die Kosten betrugen 160 Euro, was der Verdienst fast eines ganzen Jahres ist: "Also gab es keinen Drucker für die Schule. Aber die Kinder müssen nicht Angst haben ihre Mutter zu verlieren". Santa Maria sei ein sehr armes Dorf und selbst das günstige Krankenhaus in Antigua für viele nicht bezahlbar. 

Aber in Guatemala herrscht nicht nur Krisenstimmung: "An dem Wochenenden bin ich immer unterwegs". Zusammen mit anderen Ehrenamtlichen und Sprachschülern gab es Ausflüge ins Dschungelidyll von Lanquin, zu den Maya-Ruinen von Tikal oder Copán in Honduras, zum malerischen Atitlan-See, oder an den wilden Pazifik. Ein "Highlight" war das Blumenfestival im geschmückten Antigua oder die Konferenz de Präsidenten Zentralamerikas sowie des spanischen Königs Felipe: "Jede Menge Sperrungen und Polizei und Militär". Geplant ist im Anschluss ein Besuch bei Teresa, dem Patenkind von PLAN-Unterstützerin Bianca Eggert, in der Zentralregion Baja Verapaz.

Spenden für das (von PLAN unabhängige) Schul-Projekt sind möglich via 

https://www.gofundme.com/hilfe-fur-arme-kinder-in-guatemala

 
 
 
 
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  • U. A.
    Das sit eine super Leistung, und das alles im Ehrenamt. Hut ab.
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