Darmkrebs zählt zu den am besten erforschten Krebsarten des Menschen, leider aber auch zur zweithäufigsten Krebserkrankung. Die gute Nachricht: Rechtzeitig erkannt, kann er geheilt werden.
Seit nunmehr 14 Jahren lädt diese Zeitung ihre Leser ein, mit Fachärzten über alle Fragen rund um die Erkrankungen des Darms ins Gespräch zu kommen. Eine Telefonaktion, die gerne und rege genutzt wird.
Es gibt viele Fragen, beispielsweise: „Kann man eigentlich etwas gegen Darmkrebs tun, hilft eine gesunde Lebensweise?“ „Wenn man sich von Kindesbeinen an nur gesund ernähren würde, dann vielleicht ja, aber wir leben nun mal in unserer Zivilisation und da macht das doch keiner“, stellte Dr. Joachim Müller, Internist und Gastroenterologe (Ambulanzzentrum Schweinfurt) fest.
Genetische Disposition
Was auch eine Rolle spielt, ist die genetische Disposition. Ob es in der Familie Fälle von Darmkrebs gab, das muss jeder in seinem Umfeld selbst erfragen, mahnt Dr. Bruno Treutlein, Chefarzt für Innere Medizin im Krankenhaus St. Josef (Schweinfurt). Dann aber genüge es nicht, erst mit 55 zur ersten Vorsorge zu gehen, warnt Dr. Christoph Schmidt, Chefarzt für Chirurgie am selben Krankenhaus. Die goldene Regel in diesem Fall lautet: etwa 15 Jahre früher als der Elternteil alt war, bei dem die Erkrankung aufgetreten ist.
Richtig gehandelt hat eine Anruferin von Treutlein. Weil der Vater mit 66 Jahren an Darmkrebs verstorben ist, geht sie seit ihrem 31. Lebensjahr regelmäßig zur Darmspiegelung, immer wieder werden Polypen entfernt. Wenn diese Patientin erst mit 55 Jahren gekommen wäre, hätte sie sicher schon Krebs gehabt, meinte Treutlein. Dadurch dass die Polypen immer wieder rechtzeitig entfernt werden, könne man mit hoher Wahrscheinlichkeit Darmkrebs vermeiden.
Ein echter Klassiker
Dr. Steffi Appelt, Internistin am Ambulanzzentrum Schweinfurt, bekam einen Anruf von einem 83-jährigen Mann, der nachfragte, ob das in seinem Alter auch noch sinnvoll sei. Natürlich, meinte sie, nur wird in dem Alter genau nach dem Allgemeinzustand des Patienten geschaut. Im Zweifelsfall kann man eine Darmspiegelung auch stationär machen. Der Patient muss auch keine Angst vor einer Vollnarkose haben, für die Untersuchung wird nur eine Schlafnarkose eingesetzt.
Dr. Sabine Leucht, Internistin- und Belegärztin am Hofheimer Krankenhaus, hat einen „Klassiker“ am Telefon. Die Frau berichtet, dass sie zwar Blut im Stuhl habe, aber das seien doch nur die Hämorrhoiden. Darauf dürfe man sich auf keinen Fall verlassen, warnt Leucht und rät dringend zu einer Vorsorgeuntersuchung.
Das bekräftigt auch der Chirurg Dr. Klaus Kosch (Werneck). Selbst wenn die Diagnose Hämorriden offensichtlich sei, schicke er seine Patienten vorsichtshalber noch zur Koloskopie. Er erinnert sich an zwei Fälle, wo Patienten dann die Diagnose Mastdarmkrebs bekamen.
Für die meisten Patienten unangenehm ist das Abführen vor der Untersuchung. Dabei müsse man aber noch nicht einmal im strengen Sinn fasten, betont Appelt. Man dürfe alles trinken und diese Getränke auch süßen, nur dunkle Getränke wie Cola oder Kaffee sollten ab dem Vorabend nicht mehr getrunken werden, die färben nämlich das restliche Wasser, das im Darm verbleibt, dunkel, so dass der Arzt nichts sehen kann. Ein Wundermittel zur Darmentleerung ohne Abführmittel, nach dem ein Anrufer fragte, kennen die Ärzte allerdings nicht.
Nach neuen Diagnoseverfahren gefragt, erklärt Müller, dass es für die Dünndarmdiagnostik inzwischen kleine Kameras gebe, die der Patient schlucken könne und die die Bilder aus dem Dünndarm an einen Computer schicken. Dies sei eine große Erleichterung, da der Dünndarm mit den herkömmlichen Methoden schwer erreichbar sei. Allerdings kämen Erkrankungen des Dünndarms so gut wie nie vor.
Bei starken Verwachsungen im Darmbereich gibt es auch noch die Möglichkeit der Untersuchung mittels CT (Computertomografie); die allerdings, so die Mediziner, werde von den meisten Patienten als unangenehmer empfunden als die Spiegelung. Denn der Darm muss dazu aufgeblasen werden und die Vorbereitungen sind dieselben wie bei einer Koloskopie. Wenn bei diesem Verfahren Polypen festgestellt werden, dann muss doch noch gespiegelt beziehungsweise gleich an den Chirurgen überwiesen werden.