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Wipfeld
Vorkaufsrecht sorgt für Unmut
Daniela Schneider
 |  aktualisiert: 15.10.2024 14:01 Uhr

Es war in Wipfeld wieder Zeit, in einer Bürgerversammlung das Gemeinderatsjahr Revue passieren und dabei auch die Wipfelderinnen und Wipfelder zu Wort kommen zu lassen, damit sie ihre Wünsche, Sorgen und Anregungen an das Gremium weitergeben können.

Zum Auftakt präsentierte Bürgermeister Tobias Blesch einen Rückblick, ging kurz auf die Einwohnerzahlen (1019), die gemeindliche Finanzlage und die verschiedenen Maßnahmen zur Haushaltkonsolidierung ein. Aktuell läuft alles nach Plan. Die Pro-Kopf-Verschuldung steigt bis Ende des Jahres um knapp 100 Euro auf 486 Euro, vorausgesetzt Wipfeld nimmt einen Kredit in Höhe von 500.000 Euro in Anspruch. Dank der bewilligten Stabilisierungshilfe konnte ein bestehender Kredit Mitte des Jahres vollständig getilgt werden. Um den Auflagen der Stabilisierungshilfe zu entsprechen, wurde der Realsteuer-Hebesatz Anfang 2024 erneut angehoben. Auch die Fährgebühren sind angepasst worden, darüber hinaus ist beim Landkreis ein Antrag auf Defizitbeteiligung geplant. Das Schwesternhaus wurde vermietet und ein Förderantrag zum Glasfaserausbau weiterer 247 Adressen gestellt. Aktuell wartet die Gemeinde auf den Ausbau der ersten 176 Adressen, die im Verbund mit Waigolshausen ausgebaut werden.

Als wesentliche Ausgaben nannte Blesch die Umlagen in Höhe von knapp einer Million Euro an den Kreis (515.600 Euro), die Verwaltungsgemeinschaft (290.600 Euro), den Schulverband (108.400 Euro) und den Abwasserzweckverband (62.500 Euro). Dagegen stehen Einnahmen in Höhe von gut 1.4 Millionen Euro.

Umbau der Kelterstation zum Bauhof läuft

Der Startschuss für Wipfelds größtes Investitionsprojekt – den Umbau der ehemaligen Kelterstation zum Bauhof – ist gefallen, die ersten Baumaßnahmen sind angelaufen. Die Bauphase ist laut Blesch auf ein Jahr terminiert. Im Baugebiet Thiergärten II stehen die ersten drei Bauplätze (155 Euro pro Quadratmeter) zum Verkauf, zwei davon sind aktuell reserviert. Weiter wurde das Dach vom gemeindliche Anwesen Kirchberg 4 energetisch saniert und dazu diskutiert, wie die Wohnung dort im Erdgeschoss zu nutzen sei. Dazu liefen Gespräche mit der Caritas. Letztendlich soll die Idee eines Seniorentreffs weiter verfolgt werden, allerdings eher in der Celtis-Schule. Die Wohnung soll "vermietbar" hergerichtet werden. Pünktlich zum 150-jährigen Jubiläum gab es für die Freiwillige Feuerwehr einen neuen Mannschaftstransportwagen. Außerdem beteiligte sich die Gemeinde an der Außensanierung der Kirche mit 35.000 Euro, hat mit Lastenfahrrad und Panoramaschaukel zwei Kleinprojekte auf den Weg gebracht und im Rahmen der Städtebauförderung die zeitgemäße Überarbeitung der Gestaltungssatzung und des Leitfadens in Auftrag gegeben. Auch Starkregenereignisse, die Jugendarbeit, das Fährfestival, die Verpachtung gemeindlicher Wiesen und der Verkauf eines gemeindlichen Bauplatzes beschäftigten den Gemeinderat.

Weiter informierte der Bürgermeister, dass sich Wipfeld erneut am Wettbewerb "Gütesiegel Heimatdorf" beteiligt, im Rahmen der Städtebauförderung das Projekt "Barrierefreier Altort" verfolgt und zum Januar 2025 der "digitaler Bauantrag" startet. Außerdem sind Straßenreparaturen geplant und die Wasserleitung "An der Zandt" soll ausgetauscht werden. Abschließend ging der Bürgermeister kurz auf die Grundsteuerreform und eine Wahlrechtsänderung ein.

Anschließend hatten die Wipfelder das Wort. Oskar Brach kritisierte das Vorgehen der Gemeinde, die bauplatztechnisch ihr Vorverkaufsrecht gezogen hatte und jetzt beim Weiterverkauf des Bauplatzes, wie Brach vorrechnete, wohl gehörig drauflegt und "der Allgemeinheit schade". Das wollte Blesch so nicht stehen lassen. Fakt ist: Es gibt einen gemeinderätlichen Grundsatzbeschluss, dass Wipfeld das gesetzliche verankerte Vorkaufsrecht ziehe, wenn potentielle Kaufinteressenten einen fristgerechten Baubeginn von drei Jahren nicht zusichern können. Dahinter steht die Intention, sogenannte Enkelgrundstücke zu minimieren und einen Baubeginn zu forcieren. Vielleicht – gibt Blesch zu – auf den ersten Blick ein "Minusgeschäft" auch weil die Marktlagen beim Kauf 2022 eine andere war, auf Zukunftssicht dann aber doch, wenn bebaut, ein finanzieller Gewinn für die Gemeinde. Für Brach ist das "Schönmalerei", Frank Faust, dessen Tochter das betreffende Grundstück wohl auch kaufen, aber keinen zeitnahen Baubeginn zusichern wollte, meinte gar: "So treibt ihr die jungen Leute aus dem Ort". Eine Zuhörerin dagegen wertete das gemeindliche Kaufverhalten als gute Maßnahme, um den Leerstand zu verringern. Weiter ärgerte sich Brach über die Neuverpachtungsmodalitäten der gemeindlichen Wiesen. Er plädierte für Naturnähe und sprach sich gegen Düngung aus. Das Thema war laut Blesch im Gemeinderat erst kürzlich ausgiebig diskutiert und entschieden worden – man befolge die gesetzlichen Vorgaben.

Wunsch nach weiterer Wasserstelle am Friedhof

Birgit Grob ärgerte sich über die 2022 und dann 2024 schon wieder erfolgte Anhebung der Realsteuer-Hebesätze. Wie der Bürgermeister erläuterte, wurde lange nicht angehoben und nun habe man sich dafür entschieden, dies sukzessive und nicht in einem Riesenschritt zu tun. Bayernweit liegt Wipfeld leicht über dem Durchschnitt und Birgit Grob hofft nun, das sich das nicht zu massiv bei der Grundsteuerreform auswirkt. Dazu warb Grob für eine weitere Wasserstelle am Friedhof, gerade zur Erleichterung für Senioren.

Peter Gleitsmann kritisierte die Kosten des Bauhofbaus. Hier habe das Ratsgremium lange diskutiert und nun laut Blesch mit der Nachnutzung der Kelterstation eine vernünftige und nachhaltige Lösung gefunden, um den Gemeindemitarbeitern zentral ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten. Die verschiedenen Stellen im Dorf seien aktuell ein Provisorium und die Arbeitssituation "unerträglich", wie Herbert Erk bestätigte. Gleitsmann fragte noch nach dem Fährpersonalstand. Dort sind aktuell fünf Fährmänner im Einsatz, ein weiterer wird dringend benötigt, aktuell läuft eine Ausschreibung. Birgit Grob regte in diesem Zusammenhang eine WhatsApp-Gruppe an, in der ganz unkompliziert kommuniziert werden könnte, wann, wie und ob die Fähre fährt.

 
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