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GELDERSHEIM
Vorbildcharakter: Noch mehr Strom aus Biomüll
Acht Schnitte: Die Verantwortlichen und Gäste um Landrat Florian Töpper (Mitte) durchtrennen das Band zur Erweiterung der Biomüllvergärung.
Foto: Josef Schäfer | Acht Schnitte: Die Verantwortlichen und Gäste um Landrat Florian Töpper (Mitte) durchtrennen das Band zur Erweiterung der Biomüllvergärung.
Josef Schäfer
 |  aktualisiert: 09.07.2014 15:47 Uhr

Das Bild hatte Symbolcharakter: Die Gäste ließen mit Biogas gefüllte Luftballons über die Kreismülldeponie fliegen. Als eine Art Überflieger der bayerischen Abfallwirtschaft dient die Anlage bei Geldersheim. Sie sei ihrer Zeit stets voraus gewesen, sagte am Freitag die Ministerialdirigentin Monika Kratzer. Anlass der Lobesrede: Der Landkreis hat vor allem die Biomüllvergärungsanlage erweitert. Jetzt wird an der Rothmühle noch mehr Strom produziert.

Leo Gessner, der scheidende Chef der Rothmühle, erklärte an seinem letzten Arbeitstag den geladenen Gästen sein berufliches Lebenswerk, das quasi mit der Nachrüstung vollendet ist. Bisher sei der Energiegewinn aus der so genannten Trockenvergärung nicht optimal gewesen. Deswegen habe man nun die Nassvergärung nachgeschaltet. „Damit haben wir den Energiegewinn aus dem Biomüll verdoppelt.“ Aus dem Abfall wird Biogas gewonnen, mit dem Stromaggregate angetrieben werden. Aus den Gärresten entsteht nicht nur wie bisher Kompost, sondern nun auch Flüssigdünger für die Landwirtschaft.

 
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Der Chef der Kreisabfallwirtschaft, Thomas Fackelmann, erläuterte das gesamte Bündel an Projekten, die dafür sorgen, das die Verwertungsquote des Abfalls bei über 87 Prozent liegt, was wiederum, wie Monika Kratzer anerkennend sagte, weit über dem bayerischen Durchschnitt liege. Sperr- und Restmüll wird im Gemeinschaftskraftwerk verwertet, aus dem Gas, das aus dem deponierten Müll auf der Rothmühle entweicht, wird Strom erzeugt. Mittlerweile gibt es die dritte Photovoltaikanlage auf dem Gelände. „Wir sind bei Wärme und Strom autark“, sagte Fackelmann.

Das Herzstück ist aber die Biomüllvergärung. Nun hat der Landkreis ein neues 20-Kilovolt-Netz auf der Anlage installiert. Der Charme: Die Deponie versorgt sich selbst mit Strom, kann aber auch ins öffentliche Netz einspeisen. Und zwar dann, wenn der Strompreis hoch ist oder Netzschwankungen auszugleichen sind. Allein für die Bereitschaft, dies zu tun, kassiert der Kreis 500 Euro pro Megawatt Leistung. Produziert die Rothmühle keinen Strom, weil Wind- und Solarstrom in großen Mengen verfügbar sind, wird das Biogas im ballonartigen Tank zwischengelagert.

Auf der Rothmühle werden 25 000 Tonnen Bioabfall aus den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld verarbeitet; 2015 kommt Kitzingen dazu. Man müsse regionale Abfallmengen bündeln, um eine solche Anlage wirtschaftlich betreiben zu können, sagte Landrat Florian Töpper. Die Biomüllmenge entspreche dem Energiegehalt von 1,7 Millionen Litern Diesel. Insgesamt habe der Landkreis zehn Millionen Euro in die Verwertung investiert. Gleichzeitig sinkt die Abfallgebühr für die Bürger seit Jahren.

Großes Lob kam aus dem Umweltministerium: Der Landkreis arbeite auf diesem Feld seit Jahrzehnten beispielhaft, sagte Ministerialdirigentin Kratzer. Er war es, der 1997 – unter dem damaligen Landrat Harald Leitherer (CSU), der ebenfalls am Freitag anwesend war – als erster in Bayern die Biotonne eingeführt hat. Ein solcher Fortschritt in der Müllverwertung sei selten. Sie forderte andere Kommunen auf, dem Beispiel des Schweinfurter Lands zu folgen.

Die Bevölkerung kann am Samstag, 5. Juli, die Rothmühle selbst in Augenschein nehmen. Beim Tag der offenen Tür zeigen die Experten zwischen 10 und 16 Uhr nicht nur, wie man aus Biomüll Strom macht, sondern es gibt auch ein Rahmenprogramm.

 
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