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Dittelbrunn
Vorbereitet sein auf Tage im Dunklen
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 27.11.2022 02:39 Uhr

Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. "Die Verwaltung wurde in die Kneipe verlegt", erinnerte sich Thomas Lindörfer, Kreisgeschäftsführer des BRK, an das große Improvisieren nach der Ahrtalflut, "das Einwohnermeldeamt war hinter den Tresen". Was nach entspannter Kommunalpolitik klingt, war 2021 bitterer Ernst. "VILSS" nennt sich ein Projekt des Kreis-BRK, das mit Vorträgen auf die Vulnerabilität, die Verwundbarkeit kritischer Infrastrukturen im Landkreis Schweinfurt hinweist, bei längerfristigem Stromausfall. Sämtliche Planungen der Rettungsdienste für den Tag X sollen rechtzeitig mit den Kommunen "verzahnt" werden.

"Die Bürgermeisterin war die, die handeln musste", sagte Lindörfer, in der Gemeinderatssitzung. Er war selbst als Rotkreuz-Einsatzleiter im Ahrtal und hat den Totalausfall einer modernen Infrastruktur miterlebt - von der Heizung bis zur Kläranlage. Cornelia Weigand hat als zupackende Rathauschefin in Altenahr überlokale Bekanntheit erlangt. Mittlerweile ist sie Landrätin. Lindörfers Botschaft: Es kommt nicht nur darauf an, dass Einzelne sich mit Erste-Hilfe-Kursen, Notgepäck und Notvorrat, der Warn-App Nina oder der Helferbörse "Team Bayern" auf den Ernstfall vorbereiten, die Gemeinde als Ganzes muss handlungsfähig bleiben.

Keine notstrombetriebene Tankstelle im Landkreis

"Im Landkreis haben wir keine notstrombetriebene Tankstelle", warnte der erfahrene Katastrophenhelfer, vor einer Welt ohne Strom, in der es zunächst auf das Durchhalten benzinbetriebener Aggregate ankommen würde. Wasserversorgung, Feuerwehr und Verwaltung müssen auch im Ausnahmefall funktionieren. Die (politische) Frage sei, für welche Dauer Dittelbrunn seine Strukturen "härten" will. 72 Stunden wäre bereits ein realistischer Wert. Theoretisch könne ein Blackout aber auch zwei Wochen dauern, wie im gleichnamigen Technikthriller von Marc Elsberg.

In Dittelbrunn ist die Feuerwehr als Notstation eingeplant. Lindörfer erinnerte daran, dass die Ehrenamtlichen selbst Familien haben, um die sie sich kümmern würden: "Das Feuerwehrhaus ist dann schon belegt." Warmuth verwies auf das neue, geräumige Bürgerhaus gleich neben der Feuerwehrzentrale. In den Gemeindeteilen sollen nun Standorte und Ausrüstung für Bürgeranlaufstellen festgelegt werden. Oft helfen schon einfache Maßnahmen.

Lindörfer berichtete vom Stromausfall in Kirchzell bei Miltenberg in diesem Jahr. Dort wurde die Kirche zur Orientierung angestrahlt, gleich neben dem BRK-Haus, das als Notunterkunft gedient hat. Pflegebedürftige bräuchten besondere Aufmerksamkeit, in Koordination mit den Blaulicht-Organisationen.

Die Kommunikation würde schnell zusammenbrechen

Auch die Kommunikation würde schnell zusammenbrechen, so der Rotkreuzler, das Handynetz wahrscheinlich schon nach einer Viertelstunde. Womöglich müsse sich die Feuerwehr von Hügel zu Hügel verständigen. In den USA seien die Menschen den Umgang mit Extremereignissen gewohnt, etwa in der regelmäßig wiederkehrenden Hurricanesaison. Hierzulande gebe es kein vergleichbares Gefahrenbewusstsein: "Bringen Sie die Bürger dazu, sich selbst helfen zu können."

Es komme auf allgemeine Sensibilisierung der Bevölkerung an, ohne Panik zu erzeugen. In Dittelbrunn sind bereits der Feuerwehr-Arbeitskreis und Rathausmitarbeiter Fabian Friedel mit dem Thema beschäftigt. Nun soll ein flächendeckendes Konzept für Notfallanlaufstellen entwickelt werden.

 
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