Vor Kirchenbauten haben die Bomben, die in den letzten Kriegsjahren über Schweinfurt abgeworfen worden sind, nicht Halt gemacht. Eine hat das Kirchendach der Johanniskirche durchschlagen und ist zwei Meter neben der barocken Kanzel aufgeschlagen. Eine weitere zerstörte am 24. Februar 1944 einen erheblichen Teil des Kirchenbaus. Das linke hintere Viertel war schwer getroffen worden, Schutt und Gebälk stürzten in den Kirchenraum.
Am Sonntag hat Pfarrer a. D. Dieter Schorn bei einer Führung etwa 30 interessierte Besucher über die Zerstörungen der Kirche St. Johannis informiert – das älteste Gebäude der Stadt Schweinfurt. „Schon im Herbst 1938 gab es in Schweinfurt eine groß angelegte Luftschutzübung – ein Jahr vor Kriegsbeginn“, erläuterte der 80-Jährige die akkuraten Kriegsvorbereitungen durch die Nazis.
Derlei Übungen haben sich aber nicht nur auf Zivilisten bezogen. Notfallplanungen für den Fall von Fliegerangriffen gab es auch für Kirchengemeinden und deren Gebäude und Wertgegenstände. „Kunstgegenstände, die leicht abzunehmen und brennbar waren, wurden demnach evakuiert in besonders sichere Räume des Klosters Banz gebracht – so etwa die vier Heiligenfiguren im vorderen Altarraum sowie eine Reihe von Bildern.
Schwere bewegliche Gegenstände wie etwa Sarkophage oder die steinerne Marienstatue vorne links im Kirchenschiff, so Schorn, sind dagegen eingemauert worden. Einem frontalen Bombentreffer hätte diese Art Sicherung nicht standgehalten, aber Splittern und Phosphor von Bomben dagegen schon. Derart eingemauert wurden also die Marienstatue und wichtige Kirchenbücher. Dieser Ort war gleichzeitig „der Fundamentbereich des Kirchturms“, erläuterte der Referent, „sehr dicke Mauern, sozusagen bombensicher“.
In jedem größeren Haus gab es einen Luftschutzwart, das galt auch für Kirchen, „und im Fall der Johanniskirche war es der Mesner“. Der hieß damals Christian Scheller und hatte dafür zu sorgen, dass gefüllte Eimer mit Sand, Feuerpatschen und eine Kübelspritze für den Fall der Fälle bereitstanden. Am 17. August 1943 schlug laut Schorn eine Brandbombe durch das Kirchendach wenige Meter von der Barockkanzel entfernt ein. Spritzer des brennbaren Materials beschädigten nur die Seiten der ersten drei Bankreihen. „An der Kanzel war noch alles intakt“, so Pfarrer Schorn, auch anschließend sei sie unverständlicherweise nicht in Sicherheit gebracht worden.
Dann der zweite, der sehr viel zerstörerische Bombeneinschlag am 24. Februar 1944: Ein Flugzeug warf Bomben zwischen Rückertbau und Oberer Straße auf die Stadt – eine Bombe traf den alten Kirchenbau und hat das Dach und weite Teile der Empore hinter dem Treppenturm großflächig aufgerissen. „Nach oben hin war alles offen“, beschreibt der Referent das Ausmaß der Zerstörung. Bilder zeigen, wie Gebälk und Schutt im Kirchenraum herumliegen.
„Damals musste immer mit Vollalarm auch während des Gottesdienstes gerechnet werden“, erklärt Pfarrer Schorn, „die Zahl der Besucher war auf 400 beschränkt.“ Heute freue man sich schon über ein, zwei Zehntel davon. Nach dieser Zerstörung wurden die nicht beschädigte Salvator- und die nur wenig geschädigte Gustav-Adolf-Kirche mitgenutzt und im Alpenverein Teile und Splitter der Kanzel gelagert.
Ausgerechnet der Zimmerermeister Müller – ein Methodist – bekam damals den Auftrag, die durch Zerstörung offene Johanniskirche mit Balkengerüst und Brettern abzudichten. „Alle evangelischen Zimmerer waren beleidigt“, so Schorn. Im August 1944 eröffnete der Landesbischof den vorderen Teil der Kirche wieder. Erst 1951 kam er erneut, um die ganze Kirche nach Instandsetzung wieder zu eröffnen.