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SCHWEINFURT
Vor 30 Jahren automatisches Bremssystem entwickelt
Alireza Nabavinegad.
Foto: Gerd Landgraf | Alireza Nabavinegad.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:58 Uhr

3. Juli auf der A 9 nahe Münchberg im Landkreis Hof: Kurz nach 7 Uhr knallt ein Bus bei Stau auf einen Sattelzug. 18 Menschen sterben in den Flammen, weitere 30 werden verletzt. In Mainberg bei Schonungen sagt sich Alireza Nabavinegad als er die Nachricht liest, „das kann doch nicht wahr sein“. Der Ingenieur in der Sparte Sondermaschinen ruft bei Autofirmen und auch beim ADAC an. Man hört ihm zu, bleibt unverbindlich und beruhigt. Tage danach meldet er sich bei dieser Zeitung und prangert die Untätigkeit der Industrie an.

Das Tagblatt berichtete

Zu einem Gespräch im Büro Nabavi (Engineering, Manufacturing und Automation) kommt es erst Wochen später, als die Zeit für eine Reaktion aus der Industrie verstrichen ist. Dem Redakteur legt der Maschinenbauingenieur einen Zeitungsausschnitt vom 11. März 1987 vor. Damals fragte das Schweinfurter Tagblatt, ob Technik eine Schwäche der Autofahrer ausgleichen kann? Gesprächspartner von Redakteur Dieter Landgraf war damals Alireza Nabavinegad.

Im Winter 1986/87 war es auf den Autobahnen bei Nebel erschreckend häufig zu Massenkarambolagen gekommen, weil Auto- und Lastwagenfahrer keinen angemessenen Abstand hielten. Bei der Recherche zum Thema stieß die Redaktion auf Nabavinegad, der wenige Wochen zuvor ein automatisches Bremssystem beim Europäischen Patentamt in München angemeldet hatte.

Direkter Zugriff auf die Bremse

Alireza Nabavinegad sagt von sich, dass er innovative Lösungen für real vorhandene Probleme entwickelt. Und so ein real existentes Problem sei nicht erst seit drei Jahrzehnten das mangelnde Abstandsbewusstsein der Kraftfahrer. Damals schuf Nabavinegar ein automatisches Bremssystem, dessen Kernstück ein Sender (Radar) ist, der den Abstand zu Hindernissen vor dem Fahrzeug misst und bei Unterschreitung eines Mindestabstands reagiert – wobei das Gerät die jeweils gefahrene Geschwindigkeit berücksichtigt. Schon 1987 wollte Nabavinegad im Falle eines Falles kein Birnchen glühen, keine Computerstimme sprechen lassen, sondern sofort die Bremse reagieren lassen.

Das Patentamt entschied ganz im Sinne des Erfinders. Doch die Industrie hatte kein Interesse. An Anerkennung habe es nicht gefehlt, doch die Autohersteller hätten allesamt abgewunken, sagt Nabavinegad. Einmal sei ihm gar erklärt worden, dass das Vermeiden von Schäden nicht im Zentrum des Interesses der Hersteller liege.

Für 500 Euro

Ein heute etwa 500 Euro teures Serienprodukt hätte schon Tausenden das Leben gerettet, meint der Ingenieur. Nur Volvo habe vor zehn Jahren, als die Ansprüche aus dem Patent ausgelaufen waren, sich für sein Radarbremssystem interessiert. Heute gibt es Notbremsassistenten in Fahrzeugen und die EU erwägt die Einführung automatischer Bremssysteme, die bei erhöhter Geschwindigkeit auch gegen den Willen des Fahrers abbremsen.

Abstandsassistenten und Bremsassistenten nützen aber nichts, wenn der Fahrer sie ausschaltet, sagt Alireza Nabavinegad, der der Industrie vorwirft, drei Jahrzehnte lang viel über die Sicherheit geredet und Entscheidendes nicht getan zu haben.

Alireza Nabavinegad ist Erfinder und tüftelt – auf dem Foto – an einem Fahrradantrieb. Als „innovative Lösung bei mangelnden Abstandsbewusstsein“ hat er vor 30 Jahren ein automatisches Bremssystem für Kraftfahrzeuge entwickelt.
Foto: Gerd Landgraf | Alireza Nabavinegad ist Erfinder und tüftelt – auf dem Foto – an einem Fahrradantrieb. Als „innovative Lösung bei mangelnden Abstandsbewusstsein“ hat er vor 30 Jahren ein automatisches ...
 
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