Rund 1400 Einwohner, idyllisch in der Wein- und Wanderregion im Steigerwald gelegen, ausgestattet mit Kindertagesstätte, Grundschule, Einkaufsmöglichkeit und touristischen Attraktionen wie Steigerwaldzentrum, Schloss und dem nahegelegenen Baumwipfelpfad Steigerwald, Mitglied in der Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen – das alles ist die Marktgemeinde Oberschwarzach mit ihren neun Ortsteilen.
Aber auch das ist Oberschwarzach: Die Bevölkerung sinkt und überaltert. Das zumindest stellt das bayerische Landesamt für Statistik fest: Von den 1385 Oberschwarzachern, die es 2014 gab, sollen laut Demografiespiegel im Jahr 2028 noch 1360 übrig sein. Das entspricht einer Schrumpfung von 1,5 Prozent.
Drastischer Rückgang bei den Jüngeren
Zwar ist es aktuell etwas besser bestellt um die Einwohnerzahl, dennoch steigt das Durchschnittsalter von 44,1 Jahren im Jahr 2014 auf 47,5 Jahre bis zum Jahr 2028. Die Zahl der über 65-Jährigen nimmt in diesem Zeitraum um knapp 40 Prozent zu, die Zahl der unter 18-Jährigen um fast 15 Prozent ab.
Die Marktgemeinde will sich auf diesen Wandel vorbereiten. Im Jahr 2017 wurde Oberschwarzach als eine von zunächst 30 Gemeinden in Bayern in das Programm „Marktplatz der Generationen“ aufgenommen. Die Laufzeit des Programms beträgt zwei Jahre.
Sozialministerium unterstützt Projekt
Das Bayerische Sozialministerium, genauer dessen Seniorenreferat, unterstützt mit diesem Programm kleine Kommunen in Bayern bei der Gestaltung des demografischen Wandels, insbesondere mit Blick auf ältere Menschen (www.stmas.bayern.de. Es übernimmt die Kosten für die Betreuung des Programms „Marktplatz der Generationen“.
So erhält auch Oberschwarzach individuelle Beratung mit dem Ziel, auf Lösungen zu erarbeiten, die auf den Ort zugeschnitten sind. Diese Beratung leistet Landimpuls, eine Gesellschaft für regionale Entwicklung in Regenstauf in der Oberpfalz. Die wiederum hat Ines Riermeier mit der Betreuung von Oberschwarzach beauftragt.
Bürgerbus?
Sie ist zurzeit tätig in den Handlungsfeldern Markt, Dienstleistungen und Mobilität, Gesundheit und Pflege, bürgerschaftliches Engagement und gesellschaftliche Teilhabe sowie Wohnen und neue Wohnformen. Sie versucht Fördermittel einzuwerben und organisiert Treffen der Nachbarschafthilfe. Im Bereich Mobilität ist ihr ein Bürgerbus unter dem Dach der Nachbarschafthilfe wichtig, aber auch Barrierefreiheit.
Dazu passt, dass sich Oberschwarzach gerade in der Umsetzung des Gemeindeentwicklungskonzeptes (GEK) und der Erstellung eines Integrierten Städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK) befindet: So werden demografische Veränderungen in parallelen Prozessen und Programmen gleich mitbedacht und in Projekten einbezogen.
Schloss als Gemeindemittelpunkt
Am Beispiel des Oberschwarzacher Julius-Echter-Schlosses in der Ortsmitte lässt sich das besonders gut beobachten. Hier setzte sich bisher vor allem der Förderverein Schloss Oberschwarzach für die Erhaltung und Zugänglichkeit des Schlosses ein. 2017 hat die Gemeinde das Schloss von der Kirchenverwaltung erworben.
Über Gemeindeentwicklung und städtebauliche Entwicklung wurden und werden gemeinsam mit Bürgern und dem Förderverein Überlegungen zur Sanierung und Nutzung angestellt: Das Schloss soll zum Gemeindemittelpunkt werden. Hier soll möglichst barrierearm das Zentrum mit Rathaus, Vereinsräumen, Bücherei und einer Bürgercafé-ähnlichen Einrichtung entstehen. Die Machbarkeitsstudie ist in Auftrag.
Seniorenbeauftragter Georg Solf
Einen Seniorenbeauftragten, der sich gemeinsam mit anderen Akteuren wie beispielsweise dem Seniorenteam ehrenamtlich für die älteren Menschen in Oberschwarzach einsetzt, gibt es bereits. Es ist Georg Solf. Um den Verbleib in der eigenen Wohnung zu erleichtern, hat die Marktgemeinde über die Bayerische Seniorenakademie eine ehrenamtliche Wohnberaterin in Person von Anneke Schilling ausbilden lassen, die bei Bedarf in der Gemeinde angefordert werden kann und in Zusammenarbeit mit der Wohnberatung am Landratsamt Schweinfurt unterwegs ist.
Im Juni 2018 unternahm die Gemeinde eine Exkursion nach Waldthurn. Dort informierte man sich über das barrierefreie Rathaus und auch über das im Ortskern Waldthurns liegende „Gesundheits- und Pflegezentrum“. Das 2016 mit dem bayerischen Staatspreis für Land- und Dorfentwicklung ausgezeichnete komplett sanierte Gebäude ist beispielgebend mit Blick auf eine altersgerechte Gemeinde.
Tagesbetreuung für Senioren
Ziel ist es, auch in Oberschwarzach eine seniorengerechte Tages-Betreuungseinrichtung zu etablieren. Dafür sucht die Marktgemeinde aktuell Partner. Als Standort kann sich Bürgermeister Manfred Schötz die Alte Schule in der Nähe des Schlosses vorstellen, die unter Denkmalschutz steht und nicht abgerissen werden darf.
Auch die zukünftige ärztliche Versorgung ist ein wichtiges Thema. Das Gemeindeentwicklungskonzept sieht unter anderem vor, die Möglichkeit von Filialniederlassungen für Ärzte aller Fachrichtungen in der Marktgemeinde gezielter zu prüfen.
Die Oberschwarzacher sind bei der Mitarbeit am Programm „Marktplatz der Generationen“ kaum zu übertreffen, sagt Ines Riermeier. „Die sind dauernd am Tun und Machen.“ Auch Bürgermeister Manfred Schötz sieht das so: „Die Bürger wollen das – Zuhause alt werden. Denn einen alten Baum versetzt man nicht.“ Für das Programm sieht er jedenfalls großen Bedarf in der Marktgemeinde.
Barrierefreiheit angehen
Im Herbst ist eine Begehung des Ortes mit der Beratungsstelle Barrierefreiheit der Bayerischen Architektenkammer vorgesehen, um das Thema „Barrierefreiheit im öffentlichen Raum“ anzugehen. Auch hier lassen sich die bisherigen Erkenntnisse aus der Gemeindeentwicklung gut mit den Beratungsleistungen aus dem Programm „Marktplatz der Generationen“ kombinieren, ergänzen und in die städtebauliche Entwicklung mit einarbeiten.
Schritt für Schritt will sich Oberschwarzach auf die veränderten demografischen Bedingungen einstellen. Ältere Menschen sollen in ihrer vertrauten Umgebung bleiben können. Gleichzeitig gilt es, die Gemeinde auch für jüngere Generationen attraktiv zu gestalten. Deshalb wurde ein Quartiersmanagement für die gesamte Marktgemeinde eingerichtet und so ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung einer alters- und generationengerechten Gemeinde getan.
Quartiersmanagerin Anneke Schilling
Auch dieses liegt in den Händen von Anneke Schilling. Die im Januar 2018 für vier Jahre eingestellte Quartiersmanagerin hat unter anderem die Aufgabe, den Zusammenhalt in der Kommune zu stärken, Netzwerkarbeit zu organisieren, soziale Maßnahmen zu initiieren sowie generationsübergreifende Projekte zu planen und durchzuführen. Die Gemeinde soll damit an den Bedürfnissen der Menschen im sozialen Nahraum konsequent weiterentwickelt werden.