Wohin mit den technisch noch völlig intakten Kinderfahrrädern? Vor dieser Frage stand man in der Gemeinde Grettstadt, seit die dortige Verkehrserziehungsschule umorganisiert wurde. Über Jahre standen die Räder eingelagert auf dem örtlichen Bauhof. Mittlerweile sind die sieben Drahtesel an einer Schule in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba angekommen – nach einer langen Reise und durch das Zutun vieler helfender Hände. Das geht aus einem Presseschreiben von Künstler Reinhold Albert hervor, dem die folgenden Informationen entnommen sind.
Albert hatte vor gut eineinhalb Jahren am Innenausbau einer Kindertagesstätte in Grettstadt gearbeitet, als er die ungenutzten Fahrräder auf dem Bauhof sah. Daraufhin nahm er Kontakt mit Bürgermeister Ewald Vögler auf. Sein Vorschlag, die Räder an die "German Church School" im äthiopischen Addis Abeba zu senden und ihnen so eine neue Daseinsberechtigung zu verleihen, fand sofort große Zustimmung im Rathaus und bei der Einwohnerschaft von Grettstadt.
Die "German Church School" ist eine private Schule in Trägerschaft der Evangelischen Gemeinde Deutscher Sprache in Äthiopien. Es werden dort nicht-behinderte und behinderte Kinder gleichrangig unterrichtet
Die größten Herausforderungen des Vorhabens waren der weite Transportweg und die enormen Kosten, die dafür anfallen würden. Dass der neue Pfarrer der Evangelischen Gemeinde in Addis Abeba, Matthias Rohlfing, just zu dieser Zeit seinen Umzug von Deutschland in die äthiopische Hauptstadt plante, war eine Fügung des Schicksals. Im Container, in dem die Möbel der Pfarrersfamilie nach Addis Abeba gebracht werden sollten, war noch genügend Platz, um die sieben Kinderfahrräder zu verstauen. Nachdem sie zuvor auf Funktion und Sicherheit überprüft und gewartet worden waren, wurden die Räder von Grettstadter Gemeindemitarbeitern professionell in Fahrrad-Kartons verpackt und für den Transport bereit gemacht.
Räder mussten erstmal 500 Kilometer nach Norddeutschland
Der Schiffscontainer, den es zu beladen galt, stand jedoch in Norddeutschland. Angesichts dessen suchte Reinhold Albert den Kontakt zu der im Nachbarort Röthlein ansässigen Spedition Schäflein. "Mit Sicherheit werden auch die hochwertigen Fahrradkartons an der Schule eine Verwendung finden und in vielfältiger Form weiterverarbeitet werden", so der Künstler, der viele Länder Afrikas bereiste und insgesamt mehrere Jahre auf dem Kontinent verbracht hat. Der Niederlassungsleiter der Firma, Hakan Tercanli, erklärte sich bereit, Verpackungsmaterialien bereitzustellen und den 500 Kilometer weiten Transport der Fahrräder nach Detmold kostenlos zu organisieren. Die weite Reise der Räder konnte damit beginnen.
Mittlerweile freuen sich alle Beteiligten, dass die Fahrräder – nach beinahe einem Jahr "on the road" und auf dem Ozean – an ihrem Zielort in Äthiopien angekommen sind.