Am Wochenende ist in der katholischen Pfarrei das neue Kirchenprojekt "Du bist ein Ton in Gottes Melodie" gestartet. Neben dem Nachtgebet "Der Seele Ruh" am Freitagabend und dem Konzert "Meilensteine des Lebens" am Samstagabend fand das Projekt auch Eingang in die Sonntagsgottesdienste.
Der Erntedank-Gottesdienst, der am Sonntag von dem Gastchor aus Argenbühl-Eisenharz (Landkreis Ravensburg in Baden-Württemberg) sehr ansprechend musikalisch umrahmt wurde, stand unter dem Motto "Thank you for the Music" - Danke für die Musik, nach dem berühmten Schlager von Abba. Dazu war vor dem Zelebrationsaltar auch eine passende Installation mit verschiedenen Musikinstrumenten aufgebaut.
Pfarrer Stefan Mai erzählte in seiner Predigt in verschiedenen Beispielen, was Musik ausdrücken kann. Da war die Braut, eine sehr gute Sängerin, die nach dem Trausegen aufstand, ihrem Mann liebevoll in die Augen schaute und dann zu singen begann: „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen, erzählen will ich von seinen Wundern und singen seinem Namen." Gänsehaut pur.
Danke an das Leben
Ein anderes Beispiel: Sie war noch nicht so alt, ihr Mann kurz in Rente, sie hätte Freude an ihren Enkeln gehabt. Sie wollte noch einmal die Länder bereisen, wo sie und ihr Mann als junge Lehrer gewirkt hatten und ihre Kinder geboren wurden. Uneigennützig hat sie sich eingesetzt für soziale Belange, der Gedanke der einen Welt war ihr ein großes Anliegen. Doch dann die furchtbare Diagnose: Gehirntumor, nicht operierbar. Ein Jahr später war sie tot. Für ihre Beerdigung wünschte sich die Frau ein besonderes Lied, das Lied von Mercedes Sosa „Gracias a la vida“ - Danke an das Leben. Ein ergreifender musikalischer Dank für alles, was einem im Leben geschenkt wurde.
Oder bei der Primiz von Pfarrer Mai, 1983 in seinem Heimatort Üchtelhausen: Tage später erhielt der Jungpriester einen Brief eines Ehepaares, das er überhaupt nicht kannte. Darin standen die Worte: „Wir waren gestern bei Ihrem Primizgottesdienst. Was uns am meisten beeindruckte war: Als Sie am Ende das 'Te deum' anstimmten und die Üchtelhäuser 'Großer Gott wir loben dich' schmetterten, dass die Wände wackelten. Das ging uns durch und durch - und wir spürten welche Kraft die Musik hat.“
Das aktuelle Kirchenprojekt, so Pfarrer Mai, wolle in den nächsten vier Wochen Gedankenimpulse mit auf den Weg geben. "Bei uns hat der Dank eine Adresse. Die Adresse heißt: Gott, der uns den Sinn für Töne und Melodien als kostbares Geschenk im Leben gegeben hat." Egal, wo die Gefühle sich verstecken, Musik finde sie. Musik könne vielleicht nicht die Welt retten, aber die Seele. Wo die Sprache aufhöre, fange die Musik an. Denn: "Die Musik ist die einzige Sprache der Menschheit, die alle Menschen verstehen können."