Eine gewisse Sehnsucht nach dem Süden ist bei den meisten Deutschen festzustellen. Das Museum Otto Schäfer widmet sich diesem Thema aktuell anhand von Italien-Reisen von Literaten, Künstlern und Geisteswissenschaftlern. Die Sonderausstellung „Reise:Kunst. Von Dürer bis Goethe“, die perfekt in die kommende Reisezeit passt und mit prominenten Namen wie Dürer, Goethe oder Grimm besetzt ist, wurde verlängert und läuft noch bis Sonntag, 6. Oktober.
„Es geht uns vor allem darum, die unterschiedlichen Absichten und Ziele darzustellen, die die Charaktere der Ausstellung hatten, um nach Italien zu reisen“, erklärt Museumsleiter Jan Soldin das Konzept. „Denn diese reichen von der Bildungsreise über die wissenschaftliche Neugier bis hin zur kritischen Auseinandersetzung mit der Nachbarkultur oder genauso deren Verklärung.“
Den Startpunkt bildet mit Albrecht Dürer die Renaissance, als auch nördlich der Alpen die Ideale der griechischen und römischen Antike wiederentdeckt und neu geschätzt wurden. Zu sehen sind kleinere Inspirationen, die der wohl berühmteste deutsche Künstler auf seinen Reisen gesammelt hat, etwa das Alpenpanorama im Hintergrund eines Blattes des „Marienlebens“. Deutlicher wird der italienische Einfluss auf Dürer dann schon bei seiner Version des letzten Abendmahls – die Einflüsse des weltbekannten Werkes von Leonardo da Vinci sind nicht zu leugnen.
Viele Anekdoten und Geschichten laden ein
Die Ausstellung zieht sich über verschiedene Stationen, wie eher fantasievoll ausgeschmückte „Reiseberichte“, bis zu einem weiteren wichtigen Moment in der Geschichte der Italien-Rezeption: die erneute Wiederentdeckung und Würdigung der griechischen und römischen Antiken in der Zeit um die erste Ausgrabung Pompejis.
Der Ausbruch des Vesuvs 79 n. Chr. war verheerend für die Stadt und ein tragischer Glücksfall für die Archäologen des 18. Jahrhunderts, die sie unter der Asche konserviert wiederentdeckten. Mit dabei war etwa Johann Joachim Winckelmann, der als Gründervater der wissenschaftlichen Archäologie bekannt und in der Ausstellung breit mit seinen Erkenntnissen vertreten ist. Ermordet in Triest, wirft Winckelmann sogar bis heute spannende Fragen auf.
Mit der Literatin Friederike Brun hat sich Co-Kuratorin Katja Hock mit der Rolle der Frau auf Reisen beschäftigt. Auch ihr ist ein eigenes Kapitel der Präsentation gewidmet. Brun war als Mäzenatin, Autorin und Veranstalterin intellektueller Zusammenkünfte beliebt und wohl berühmter, als sie heute ist. „Italien ist ein Weiberparadies“, schrieb sie nicht ohne Augenzwinkern 1814 und bis zum Feldzug Napoleons konnte sie sich dieses blühende gesellschaftliche Leben um sich herum erhalten. Dazwischen finden sich in der sehenswerten Ausstellung noch viele andere Anekdoten und Geschichten, die zum Entdecken und Verweilen einladen.
Stets soll auch ein Ausblick in die Gegenwart gewagt werden, um die historischen Reisen einschätzen und daraus selbst etwas mitnehmen zu können. Für neue Ideen holte sich das Museum Unterstützung von der jungen Kuratorin Katja Hock, die das Projekt mit konzipiert hat.
„Beim Reisen sind wir empfänglich für Neues. Wir erleben hier Seh-Erfahrungen, die uns durch die Tristesse des Alltags tragen, vor ihr fliehen lassen oder uns sogar für immer prägen. Dass eine Reise nicht immer ein Ziel haben muss, sogar das Reisen an sich Ziel genug ist, wird dann an den ausgewählten Biografien deutlich“, so Katja Hock.
Öffnungszeiten: Di.-So. sowie Feiertage 13-17 Uhr. Sonderöffnung nach Vereinbarung.