Ulrich Neumann von der Ludwig-Erhard-Schule erinnerte an die Anfänge. Seit 1803 gab es in Bayern die durch kurfürstliche Verordnung eingerichtete „Sonntags- und Feiertagsschule“. Der Besuch war Pflicht und die Schule hatte die Aufgabe, das in der achtjährigen Volksschule erworbene Wissen zu vertiefen. Auf die berufliche Tätigkeit der Schulabgänger nahm die Sonntagsschule jedoch keine Rücksicht.
Erst ab 1806 gab es in Unterfranken gewerbliche Fortbildungsschulen, jedoch nicht in Schweinfurt. Das änderte sich, als 1868 in Bayern das Zunftwesen aufgehoben und die Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Die betriebliche Ausbildung blieb damit vorerst dem Zufall überlassen. Zehn Jahre später gab es eine erste gewerbliche Fortbildungsschule in der Stadt Schweinfurt. Die zweite Wurzel der heutigen Berufsschulen war die 1884 von der Kaufmannschaft gegründete (private) Fortbildungsschule.
Entscheidende Impulse erhielten die Berufsfortbildungsschulen in Bayern durch Schulrat Dr. Kerschensteiner (München), der eine klassenweise Zusammenfassung von Schülern gleicher Berufe anregte. Und seine Vision wurde dann auch in Schweinfurt im Jahr 1908 umgesetzt.
Als Schulgebäude diente damals das alte Landgericht in der Kirchgasse. Der Unterricht umfasste vier Stunden. Als dann 1924 die dreijährige Berufsschulpflicht eingeführt wurde, war damit eine Erhöhung der Unterrichtsstunden von vier auf sieben verbunden. Damit stieß das Domizil in der Kirchgasse an seine Grenzen. Für 55 Klassen standen nur sieben Räume zu Verfügung.
Der Rat der Stadt entschied sich vor dem Hintergrund der stetig wachsenden Einwohnerzahl für einen Neubau, der damals sehr umstritten war, da andere Projekte der Stadt hierfür auf die hinteren Plätze verwiesen wurden. Von Verschwendung und Großmannssucht war die Rede.
Am 28. April 1927 war es dann soweit. Die Schule an der Ignaz-Schön-Straße wurde von 2000 Berufsschülern und 200 freiwilligen Vollzeit-Schülern der Städtischen Handelsschule bezogen. Im II. Weltkrieg überstand die Berufsschule die Bombardierungen relativ unbeschadet. Bereits 1948 gab es über 2200, 1950 dann 3800 Schüler.
1974, nachdem die Anforderungen an die Berufsschulen bayernweit ständig gestiegen waren und die Schülerzahl in Schweinfurt geklettert war, bezog die neue gewerbliche Berufsschule (heute nach Dr. Georg Schäfer benannt) den Neubau an der Geschwister-Scholl-Straße. Drei Jahre später wanderte dann auch die hauswirtschaftliche Abteilung in den Neubau des Landkreises, ebenfalls in der Geschwister-Scholl-Straße.
Nach 1977 waren in dem 1927 bezogenen Schulgebäude dann nur noch kaufmännische Fachklassen, sowie Fachklassen für Arzt-, Zahnarzt- und Apothekenhelferinnen untergebracht.
Damit diente dieses Schulhaus 50 Jahre lang (1927 bis 1977) über 100 000 jungen Menschen aus den verschiedensten Ausbildungsberufen als gemeinsame Stätte für den Erwerb von Berufsausbildung.
1998 wurde die Kaufmännische nach Ludwig Erhard benannt, dessen Eltern aus Rannungen stammten. 2002 wurde die Schule Seminarschule für das Fach Wirtschaftswissenschaften, 2007 zusätzlich für das Fach Wirtschaftsinformatik. Aktuell hat die Ludwig-Erhard-Schule 22171 Schüler