
"Und wie viel soll er für dich zahlen?", fragt Nicki. "Ich dachte zwei Millionen." Nicki ist baff: "Euro?" Sie nickt: "In kleinen Scheinen." Der Krimi "Zwei Millionen in kleinen Scheinen" erzählt eine verrückte Geschichte rund um eine Entführung in Berlin, die vom Opfer selbst inszeniert wird. Es kommen viele schräge Typen vor. Die Story ist mal lustig, mal dramatisch. Und sie besitzt Tiefe. Geschrieben hat sie Patrick Lorenz, ein gebürtiger Schweinfurter, der in Niederwerrn aufgewachsen ist und mit "Zwei Millionen in kleinen Scheinen" seinen Debütroman veröffentlicht hat.
Eigentlich schreibt Patrick Lorenz Drehbücher für so erfolgreiche TV-Formate wie "Küstenwache", "SOKO Köln" oder "SOKO Wismar". Warum nun einen Kriminalroman? Ganz einfach: Patrick Lorenz wollte mal eine Geschichte schreiben ohne Vorgaben. "Wenn man fürs Fernsehen schreibt, gibt's viele Einschränkungen und Regeln", sagt der 39-Jährige. Nicht zu viel Gewalt, nicht zu düster, es braucht mindestens drei Verdächtige, ein paar falsche Fährten und Konflikte. "Ich wollte einfach mal eine coole Geschichte erzählen, wo ich auf nichts Rücksicht nehmen muss." Das ist dem Schweinfurter gelungen.
Ein Blick ins Buch: Es läuft schlecht für Nicki Sommer. Erst dreht ihm sein Vater den Geldhahn zu, dann verliert er seinen Job als Barkeeper und muss sich als Versuchskaninchen für Medikamententests über Wasser halten. Als er zufällig die Bekanntschaft von Melisa Rakowska macht und sich Hals über Kopf in sie verliebt, lässt Nicki sich auf ein zwielichtiges Angebot ein: Er soll Melisa zum Schein entführen, um ihrem Liebhaber, einem erfolgreichen Schönheitschirurgen, ein saftiges Lösegeld abzuknöpfen. "Zwei Millionen in kleinen Scheinen." Doch dieser hat bereits einen Privatdetektiv auf seine Freundin angesetzt – und dann beginnen die Probleme.

"Ich habe ein Faible für Verbrechen", sagt Patrick Lorenz. Für einen Liebesroman würde ihm die Motivation fehlen. Sein Krimi ist aber kein Mörderrätsel, auch wenn Leute sterben. "Als Film wäre es eine Thriller-Komödie", beschreibt Patrick Lorenz das Genre. Das Interessante an diesem Krimi ist seine Erzählweise. Die Handlung folgt keiner Chronologie, sie springt hin und her, wird nicht immer linear erzählt. So enthüllen sich dem Leser die Motive der Figuren nur langsam. Das macht es spannend. Lorenz macht viele Perspektivwechsel, erzählt in vielen Dialogen, sehr szenisch. Hier merkt man deutlich den Drehbuchautor.
"Das Buch ist sehr filmisch gedacht", bestätigt Lorenz, der beim Schreiben nicht nur wie am Set die Rolle des Drehbuchautors übernommen hat, sondern Produktionsleiter, Regisseur, Kameramann, Kostüm- und Szenenbildner gleichzeitig war. "Ich war der alleinige Chef, das hat mir richtig Spaß gemacht."

Schreiben ist Patrick Lorenz schon immer leicht gefallen. Nach dem Abitur am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium nahm er erst mal ein Germanistik- und Journalistikstudium in Bamberg auf. Als dort zwischen 2006 und 2008 zwei Staffeln der Kinderserie "Endlich Samstag!" gedreht wurden, machte er ein Praktikum am Set. "Und das war mein Einstieg in die Filmbranche." Lorenz brach sein Studium ab, zog nach Berlin und arbeitete sich hoch bis zum zweiten Regieassistenten. Das motivierte ihn, sich an der Filmhochschule Ludwigsburg zu bewerben. Dafür musste er ein Kurzfilm-Drehbuch schreiben, mit dem er bis in die zweite Runde des Auswahlverfahrens kam. Damals wusste er noch nicht, dass dieses Drehbuch mal die Ursprungsidee zu seinem zehn Jahre später veröffentlichten Kriminalroman "Zwei Millionen in kleinen Scheinen" sein würde.

Zuerst aber war es sein Einstieg als Drehbuchautor beim Fernsehen. Der Niederwerrner, der inzwischen in Bayreuth lebt, begann Drehbücher für die im ZDF ausgestrahlte Telenovela "Hanna, folge deinem Herzen" zu schreiben, dann für die Serie "Wege zum Glück – Spuren im Sand". "Wir waren ein ganzes Team an Autoren." Nach zwei Jahren versuchte sich Patrick Lorenz an Vorabendkrimis. Mit Erfolg. Seine Drehbücher zu "Kripo Holstein", "Küstenwache" oder "SOKO Köln" kamen bei den Produzenten an. Er hatte den Fuß in der Tür. Aktuell schreibt er für die SOKO "Wismar".

Drei bis vier Monate Arbeit stecken in einer 45-minütigen Krimifolge – von der Ausgangsidee bis zur letzten Drehbuchfassung. Für die Veröffentlichung seines Debütromans hat Patrick Lorenz fünf bis sechs Jahre gebraucht – von der ersten Leseprobe bis zum verlagsreifen Manuskript. Das Werk hat immerhin 352 Seiten, ein Drehbuch für die SOKO-Serien 70 bis 80. Im August ist es nun bei emons erschienen. Auch ein Hörbuch soll es noch geben und eine Lesereise des Autors mit einem Sprecher.

Und wie sieht die Zukunft von Patrick Lorenz aus? "Ich arbeite weiter als Drehbuchautor, davon lebe ich." Er räumt aber ein, dass das Romanschreiben "mehr Spaß gemacht hat, als ich dachte". Und nachdem "Zwei Millionen in kleinen Scheinen" seinem Sohn Noel gewidmet ist, könnte es durchaus ein weiteres Werk aus der Feder des Schweinfurters geben. Denn bald wird er wieder Papa.
Hinweis: "Zwei Millionen in kleinen Scheinen", Emons Verlag, ISBN 978-3-7408-0657-6, 11,90 Euro