
Die Oberndorfer Kirchweih, die letzte im Reigen der Stadtteilkirchweihen, ist im Laufe ihres Lebens schon häufiger "umgezogen". Die alten Oberndorfer erinnern sich gerne an die Kirchweih im Dorfzentrum: zwischen der Traditionsgaststätte "Schwarzer Adler", dem ehemaligen Rathaus des Dorfes mit Polizeistation inklusive Karussell, Schießbude und Co. Alte Dokumente belegen, dass die Oberndorfer schon immer gerne, lange und laut gefeiert haben müssen - die Polizei soll dem übertrieben Frohsinn ab und an ein Ende bereitet haben. Wie bis heute fand und findet das Fest rund um Ägidius statt, also Anfang September.
1969 wanderte die Kirchweih zum ersten Mal an neuen Ort: der TV Schweinfurt-Oberndorf hatte sich dem Traditionsfest angenommen und lud zum Sportgelände – auf dem Nebenplatz ein. Der Aufwand für den Sportverein für das – meist vier tätige Fest – war riesig: von den Planungen über den Zeltaufbau bis zur Endreinigung waren unzählige Helferstunden notwendig. Und weil es Anfang September nicht immer schön, warm und trocken gewesen ist, haben die TVOler darauf reagiert: dicke Bretter sorgten dafür, dass der Weg von Toiletten bis zum großen Zelt nicht in Matsch und Regen verlief und in einigen Jahren verwöhnte sogar warme Luft die Gäste.
Schon damals bot die Kirchweih einen Mix an Musikstilen: die gute, alte Blasmusik war vertreten, gerne zu Gast waren auch die Musikanten aus dem nahen Grafenrheinfeld. Und am Abend gab es die Mitternachtsshow, mit Lichteffekten: Pop- und Rockmusik schallte von der Bühne. In Erinnerung schwelgend, nennen die TVOLer gerne die Auftritte der Albachtaler und die späten Gespräche in der Bar bei Whiskey-Cola und Co. Schon im Zelt kam eine dritte Musikrichtung hinzu: Swing und Jazz aus Würzburg, die Ballbearing Jazzband wurde ein fester Bestandteil des Festes und sorgte am Sonntag für eine besondere Stimmung; zum Jazz gab es Weißbier und Weißwürste und einen Gourmet-Stand mit feinen Schnittchen und Prosecco.

Diese Besonderheit blieb auch nach dem nächsten Umzug erhalten. Zurück zu den Wurzel kehrte die Kirchweih in die Oberndorfer Mitte, ohne Festzelt, aber mit neuem, buntem Rahmenprogramm. Ausstellungen beleuchteten die Geschichte des Dorfes und bei Rundfahrten erfuhren die Gäste Interessantes über die Geschichte, den Weinanbau, die wechselvolle Geschichte der Kreuzkirche und über den Flugplatz, der dort beheimatet war, wo heute das Sportgelände und der Parkplatz zu finden sind.

Erst vor wenigen Jahren kehrte die Oberndorfer Kirchweih erneut zum Sportplatz zurück. 2019 feierte der Stadtteil dort ein doppeltes Jubiläum, weil das Dorf 1919 offiziell ein Stück Schweinfurt wurde und weil man die fünfzigsten Kirchweih unter TVO-Regie feiern konnte. Ein Umzug mit historischen Fahrzeugen und vielen Fußgruppen schlängelte sich vom ersten Festplatz der Kirchweih zur vorerst letzten Heimstätte.
Das große Festzelt gibt es beim TVO nicht mehr, Pavillons und viel "open air" prägen die Kirchweih der letzten Jahre. Und beinahe wie zum Beginn der Kirchweih auf dem Sportplatz ist die Struktur gleichgeblieben: Am Freitag sorgt jetzt ein DJ für beste Stimmung, der Samstag und der Sonntag Nachmittag bleibt der nach wie vor beliebten Blasmusik vorbehalten und mit Jazz und Swing startet das Fest am Sonntag. Für die jüngeren Kirchweihgäste spielen "Dance the Funky Chicken" zu einem Programmpunkt, den man früher "Beatabend" nannte. Und ein Walking Act, heuer ist es Drüm Rüm, zieht am Montag singend von Tisch zu Tisch.
Denn das hat sich trotz dem Hin und Her bei Schweinfurts "mehrfach um-gezogenen" Kirchweih nicht geändert: Die Oberndorfer sind stolz auf ihr großes Fest und viele ehrenamtlichen Helfer sorgen sich vier Tage um die Gäste: am Freitag, 6. September, startet die Oberndorfer Kirchweih 2024.
