Der Geruch, der über der Rothmühle schwebt, ist nur schwer zu beschreiben: Irgendwo zwischen frisch gekochten Spaghetti und gemütlich vor sich hin gärendem Kompost. Wirklich angenehm ist nicht, was da mehr als hundert Besucherinnen und Besuchern in die Nase steigt, bei einer öffentlichen Besichtigung des Kreis-Abfallwirtschaftszentrums mit Wertstoffhof.
Hier wird Müll aus dem gesamten Landkreis sortiert und möglichst der Wiederverwertung zugeführt – nicht nur der Industrie, sondern auch der Bürger. Das betont Thomas Fackelmann als Leiter der Abfallwirtschaft im Landratsamt.
Eine schlichte "Kreismülldeponie" ist es jedenfalls nicht (mehr), was da am "Tag der offenen Tür" gezeigt wurde. Die graue Kuppel der Biogasanlage ragt schon seit zehn Jahren neben Bauschutt-Hügeln auf, dazu gesellt sich die neue Biogut-Aufbereitungsanlage. In den nächsten Jahren soll die Deponiefläche deutlich nach Osten erweitert werden: Für mehr als 26 Millionen Euro ist eine Volumenverdoppelung geplant.
Bettina Bärmann begrüßte als stellvertretende Landrätin die Gäste, insbesondere die Vertreter der "Bürgeraktion Müll und Umwelt". Auf Wunsch des Vereins, der die Rothmühle regelmäßig besucht, war auch die Bevölkerung eingeladen. Es waren sowohl kleinere Rundgänge als auch eine Komplett-Tour möglich, auf der 1985 gegründeten Deponie.
Bärmann erinnerte daran, dass der Landkreis bayernweit Vorreiter bei der Biotonne war, die es bereits seit mehr als 35 Jahren gibt. In der Stadt läuft derzeit wieder ein kleineres Versuchsprojekt. Seit 2007 gibt es auf der Rothmühle umweltfreundliche Energiegewinnung, erst durch Trockenvergärung, später auch durch die effizientere Nassvergärung.
Zukunftsprojekt ist die Biogasnutzung ab 2028
"Das Material, das heute angeliefert wird, hat nicht mehr viel mit dem der 80er-Jahre gemeinsam", sagte Thomas Fackelmann, der die Vereinsmitglieder führte. Organische Abfälle würden nicht mehr abgelagert, was brennbar sei, komme in Kraftwerke wie das GKS. Nur wirklich hartnäckige Schadstoffe wie Eternitplatten oder Mineralwolle landen noch dauerhaft auf dem Gelände.
Ein Zukunftsprojekt ist die Biogasnutzung ab 2028: Dann läuft die aktuelle Förderrichtlinie aus. Die Rothmühle wolle ihr Biogas danach auf Erdgasqualität veredeln und ins Netz einspeisen, so Fackelmann. Das sei nicht nur ökologischer, sondern sogar lukrativer. Derzeit werde nur aus einem Drittel der gewonnenen Energie wirklich Strom, auch die Wärmeverluste seien noch hoch.
"Kritisch, aber konstruktiv", so sieht Johannes Neupärtl die Rolle der Bürgeraktion "Müll und Umwelt", als zweiter Vorsitzender. Der Verein ist so alt wie die Deponie selbst. Neupärtl machte keinen Hehl daraus, dass man von der Deponie-Erweiterung wenig begeistert ist. Andere Nachbarlandkreise würden die künftigen Kapazitäten mitnutzen: "Das sehen wir sehr, sehr kritisch." Gleichzeitig verbrenne die Stadt Schweinfurt weiterhin ihre Abfälle: "Wie kann das sein?" Auch in der Stadt bräuchte es Biotonnen und die Rückgewinnung wertvoller Rohstoffe, so Neupärtl.
Fackelmanns Erklärung war einfach: "Es gibt Bürokratie". Angesichts von stetig wachsenden Auflagen, die ja sinnvoll seien, funktioniere das System nur, wenn möglichst viele Akteure zusammenarbeiten würden. Zusammenlegung wirke sich nicht nur positiv auf die Kosten, sondern auch auf Flächenverbrauch und Ökologie aus.
Störstoffe werden herausgesiebt
Mit Mundschutz ging es dann in die Halle der Biogutannahme-Stelle, wo der riesige Bunkerkran den Rohstoff Biomüll auslädt und Magnete das Metall aussortieren. Mit viel Technikeinsatz wird die Spreu vom Weizen getrennt und möglichst noch der letzte Störstoff herausgesiebt, bevor der eigentliche Energieträger in die Nass- oder Trockenvergärung geht und Biogas, Kompost oder Dünger entsteht. Ein einfaches Schema stellt einen möglichen Ablauf symbolisch mit Haushaltsgeräten dar: Das begehrte Material aus der braunen Tonne läuft quasi durch Drehsieb, Mixer, Presse und Kochtopf. Hitze und teilweise zugesetzte Mikroben halten den chemischen Prozess in Gang.
Fremdstoffe gibt es einige, vom Plastikschnipsel bis zur Propangasflasche. Auch ein exotisch anmutender Tierschädel wurde schon gefunden. Unter der Kuppel wird Biogas gespeichert. Daraus entsteht Strom. Roland Schwab vom Umweltverein möchte künftig lieber vom veredelten "Biomethan" sprechen, das durchaus Zukunft habe, insofern die Gasinfrastruktur erhalten bliebe: Es sei ja gerade kein Bio-"Erdgas", das als künftiger Energieträger dienen könnte.
Vereinsvorsitzender Peter Möhringer fragte nach freien Kapazitäten, um künftig auch Biomüll aus Schweinfurt aufzunehmen. Hier bremst Fackelmann doch etwas die Erwartungen: Man nehme bereits 28.000 Tonnen Abfall pro Jahr an, darunter auch Müll aus dem städtischen Biotonnen-Versuch am Steinberg. Die Kapazität derzeit liege bei 30.000 Tonnen Anlieferung. Die gute Nachricht: Auch der unverwertbare Sondermüll ist zunehmend am Verschwinden, mit wachsendem Öko-Bewusstsein.
Herzlichen Dank an alle, die sich für die Führungen am Samstag zur Verfügung gestellt haben.