Der Leser soll sein Reisebegleiter sein. Das wünscht sich Autor Sebastian Fickert, der in seiner Reiseerzählung „Ecuador“ unterschiedliche Erlebnisse seines 13-tägigen Aufenthaltes in dem südamerikanischen Land schildert. Bei einer Lesung in Schonungen nimmt er die Zuhörer mit auf die Reise.
Mühelos kann der Leser der Reiseroute auf der im Anhang angefügten Karte folgen. Die oftmals gefahrvollen Bergtouren führten zu den Andengipfeln des Pasachoa (4200 Meter) und Pichincha (4794 Meter). Der Leser erlebt, wie Fickert die Besteigung des Vulkans Cayambe (5796 Meter) wegen eines Schneesturms abbrechen muss. Trotz der unmittelbaren Nähe zum Äquator ist an diesem Berg stets mit Schneefall oder Eisregen zu rechnen. Gefährlich sind die Schneebrücken über Gletscherspalten, die bei Neuschnee schwer zu erkennen sind.
Eine weitere Herausforderung ist die Höhe: Bei einer Übernachtung auf knapp 5000 Meter Höhe bleibt Fickert eine ganze Nacht in seinem Schlafsack wach, weil sein Puls nicht zur Ruhe kommt.
Von den hohen Gipfeln führt die Reise in den Regenwald. Spannend erzählt der Autor von der Bootsfahrt auf dem Rio Cuyabeno. In dem Amazonasquellgebiet lauern Piranhas, Giftfrösche und Stechrochen, was Fickert aber nicht von einem Bad im Fluss abhält. An den Ufern schleichen Jaguare und viele Affen wollen nicht gestört werden. Außerdem gilt es die Rechte und Regeln der indigenen Bevölkerung zu respektieren.
In Quito nimmt Fickert den Leser mit hinein in das pulsierende Leben der höchstgelegenen Hauptstadt der Welt. Wie nebenbei flicht er auch Interessantes zur Geschichte dieses noch jungen Staates ein, der nach der Befreiung von der spanischen Herrschaft bis 1830 mit Venezuela zu Großkolumbien gehörte.
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisieren die verschiedenen Gesprächspartner Fickerts im Verlauf der Reise die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse des Landes. Deshalb ist das Buch auch eine Informationsquelle für Leser, die sich auf eine Reise nach Ecuador vorbereiten wollen.
Auch die Erlebnisse des Südamerika-Forschers Alexander von Humboldt werden in die Erzählung eingewoben. Zudem findet sich in dem 184 Seiten starken Taschenbuch auch ein Zitat von Herrmann Hesse: „Es gab keine Pflicht als die eine: sich selber zu suchen, in sich fest zu werden, den eigenen Weg vorwärts zu tasten, gleich wohin er führte.“
Hinweise: Sebastian Fickert liest in Schonungen in der Gemeindebibliothek am Donnerstag, 9. November, und in Würzburg im Siebold-Museum am Donnerstag, 16. November, jeweils um 19.30 Uhr.