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Schweinfurt
Vom Suchen und Finden der Liebe
Karl-Heinz Körblein
Karl-Heinz Körblein
 |  aktualisiert: 29.10.2022 02:38 Uhr

Gemessen am Beginn des Vorverkaufs im neuen Domizil der Theaterkasse im Museum Otto Schäfer in der Judithstraße, zu dem sich einige Kunstfreunde sogar sehr früh mit Campingstühlen anstellten, war die erste Aufführung im neuen Theaterprogramm doch enttäuschend. Im gelungen aufgerüsteten evangelischen Gemeindehaus blieben mehr als die Hälfte der 400 Plätze frei, als die städtische Landesbühne Esslingen mit "Vom Suchen und Finden der Liebe" erstmals in Schweinfurt gastierte. Sie zeigte die Uraufführung des klassischen Stoffes der großen Liebe von Orpheus und Eurydike, wie er von Helmut Dietl ("Schtonk") und Patrick Süskind ("Das Parfum") 2005 mit Starbesetzung (Moritz Bleibtreu, Alexandra Maria Lara, Anke Engelke) verfilmt worden ist.

Die Aufführung des Landestheaters transferiert wie der Film den Stoff der griechischen Mythologie in die Jetztzeit. Ramponierte oder umgestürzte Säulen verweisen auf die Antike, ohne, dass diese Reminiszenz wirklich sein müsste.

Der Komponist Mimi Nachtigal (Marcus Michalski) trifft die junge erfolglose Sängerin Gretel Grieneisen (stimmlich überzeugend Feline Zimmermann). Sie verlieben sich ziemlich heftig und er versucht sie ein wenig rabiat zum Star, zu Venus Morgenstern ("Sterchen"), zu formen.

Liebe geht nach sieben Jahren kaputt

Dabei geht nach sieben Jahren die Liebe kaputt. Mimi zieht sich verzweifelt auf eine griechische Insel zurück, nimmt sich das Leben, versinkt, begleitet vom Götterboten Hermes (Reyniel Ostermann), in der Unterwelt. Wohin ihm Venus schließlich folgt. Die Liebe erweist sich stärker als der Tod. So will es der Mythos.

Die Inszenierung lebt von einigen witzigen Dialogen, ist kaum fordernd, aber durchaus kurzweilig. In der Parallelhandlung von Helena und Theo wird es ein wenig zotig, wenn sich der Mann als Vollzugsverweigerer erweist. Zum Schluss wird es ein bisschen traurig oder auch nicht. Das Paar findet sich nämlich wieder und der Erzähler, der mit einer Auswahl von Liebeslidern das schließlich mit großem Applaus dankende Publikum begrüßt hatte (mit viel Schmelz Boris Rosenberger), ordnet das Ganze ein "es war einmal…".

Die neue Spielstätte besteht ihre Feuerprobe. Die Technik überzeugt. Das vielleicht noch etwas fremdelnde Publikum des seit Jahren rückläufigen Sprechtheaters sollte wieder zu gewinnen sein. Das in kürzester Zeit, nämlich erst seit Jahresanfang erarbeitete und erstaunlich dichte Programm des neuen Hausherrn Christof Wahlefeld ist vielversprechend.

 
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