Im Steigerwald hatte man kalte Füße bekommen und war nach gescheiterter Finanzierung im Mai 2014 kurzfristig aus dem bei Ebrach geplanten Baumwipfelpfad-Projekt ausgestiegen, um sich in Richtung Nationalpark Schwarzwald zu verabschieden. Die Rede ist von der Erlebnisakademie AG aus Bad Kötzting. Indes wächst das inzwischen börsenorientierte Unternehmen als Marktführer im In- und benachbarten Ausland in Sachen Baumwipfelpfad weiter und steckt sich immer höhere Ziele.
Mit dem offiziellen Spatenstich am 13. April fiel jetzt dieser Tage der Startschuss für den Bau des künftig insgesamt fünften und in Deutschland bereits vierten Baumwipfelpfads der Erlebnisakademie an der berühmten Saarschleife. Die Eröffnung des 1250 Meter langen Baumkronenpfades ist im Juli 2016 geplant.
Saarschleife als nächstes Projekt
Die Landschaft an der berühmten Saarschleife als eine der größten Sehenswürdigkeiten des Saarlands erhält damit im heilklimatischen Kurort Orschholz der Gemeinde Mettlach eine neue Attraktion.
Vom 40 Meter hohen Aussichtsturm aus auf dem 180 Meter hoch über dem Fluss gelegenen Aussichtspunkt Cloef liegt dem Betrachter aus einer völlig neuen Perspektive das kleine Naturwunder regelrecht zu Füßen, mit gleichzeitigem Blick auf die französischen Vogesen. Didaktische Stationen entlang des Pfads informieren die Gäste über regionale Naturthemen.
Die Erlebnisakademie rechnet mit zirka 200 000 Besuchern pro Jahr. Die Baukosten sind mit 4,7 Millionen Euro veranschlagt.
Die saarländische Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger sieht den Bau des Projekts sehr positiv. Sie sagte beim offiziellen Spatenstich: „Mit dem Baumwipfelpfad schaffen wir ein Projekt, das es so im Saarland und in der Umgebung noch nicht gibt. Die Saarschleife ist ohnehin ein touristisches Highlight im Saarland, nun wird sie noch um eine Attraktion reicher.“
Auch den Saarländerinnen und Saarländern werde mit dem Baumwipfelpfad eine tolle Ausflugsgelegenheit. Damit leiste man auch einen wertvollen Beitrag zum Binnentourismus im Bundesland, sagte Wirtschaftsministerin Rehlinger weiter.
Die 2001 gegründete Erlebnisakademie AG betreibt bisher die von ihr gebauten Baumwipfelpfade in Neuschönau (Nationalpark Bayerischer Wald, Eröffnung 2009), in Lipno am Moldaustausee (Nationalpark Böhmerwald, Tschechien, 2012), auf der Insel Rügen (Naturerbe Zentrum, 2013) und in Bad Wildbad (Nationalpark Schwarzwald, 2014).
Inklusive ergänzender Einrichtungen waren insgesamt rund 23,5 Millionen Euro in diese Standorte investiert worden.
Um das dynamische Wachstum zu finanzieren, war das Unternehmen aus dem Bayerischen Wald Ende 2015 an die Börse gegangen. Der Erlös aus dem Aktienverkauf lag bei rund 1,45 Millionen Euro.
Die durch den Börsengang erzielte Barkapitalerhöhung bildet die Grundlage für den Bau der nächsten in der Pipeline befindlichen Baumwipfelpfade. So fließen diese Gelder, ergänzt um entsprechende Fremdkapitalanteile, vollständig in die Finanzierung der Projekte sowohl im Saarland an der Saarschleife als auch im tschechischen Johannisbad, teilt die Erlebnisakademie mit.
Dem Börsengang war allerdings nur ein Teilerfolg beschieden. Für das geplante dritte Projekt reichten die Zeichnungen der Aktionäre nicht. Dieser Baumwipfelpfad soll in der Nähe der Stadt Valkenburg in den Niederlanden entstehen. In Bad Kötzting gibt man sich jedoch optimistisch, die Finanzierung und Genehmigung so rechtzeitig hinzubekommen, dass der Pfad 2017 in Betrieb gehen kann.
Bald zehn oder mehr Pfade?
Ziel der Erlebnisakademie ist es, mittelfristig den Bestand an Naturerlebniseinrichtungen in Europa sukzessive von derzeit noch vier und bald fünf auf zehn oder mehr auszubauen. Dazu soll ein großer Naturerlebnispark kommen, wird weiter seitens des Unternehmens erklärt.
Das Projekt im Steigerwald war bekanntlich an der nicht ausreichenden Finanzierung durch Fremd- und Eigenkapital gescheitert. So war es dazu gekommen, dass die Bayerischen Staatsforsten als Bauherr und Betreiber des am 19. März 2016 eröffneten Baumwipfelpfades bei Ebrach eingesprungen sind, um das Vorhaben auf dem Radstein an der B 22 zwischen Ebrach und Breitbach in eigener Regie zu verwirklichen.
Das Staatsunternehmen mit Sitz in Regensburg hat für das „Leuchtturmprojekt“ im Steigerwald, wie man es nennt, summasummarum knapp neun Millionen Euro in die Hand genommen.
Im Prinzip hätte ich schon mal Lust den Baumwipfelpfad zu besuchen. Aber dann doch lieber da, wo ich nicht doppelt bezahle und wo es einen Nationalpark und naturnahen Wald gibt!