„In Dittelbrunn schlagen die Wellen hoch. Menschen, die im November erstmals im Wasser waren, können nun Schwimmen“, so Katrin Schauer, Leiterin der Freiwilligenagentur GemeinSinn aus Schweinfurt. Und dies dank Ehrenamtlichen, die halfen den Projekttitel „Miteinander leben – Ehrenamt verbindet. Integration durch bürgerschaftliches Engagement“, mit Leben zu erfüllen. Zwei Jahre lang wurde das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit, Soziales, Familie und Integration finanziell gefördert. Ein Team aus Ehrenamtlichen hat im Rahmen des Projektes acht Anfängerschwimmkurse für Kinder, Jugendliche und Frauen auf den Weg gebracht. Die Freiwilligenagentur GemeinSinn hat in Kooperation mit der Wasserwacht Kreisverband Schweinfurt und dem Sozialdienst Katholischer Frauen Schweinfurt diese Idee der Integration in die Tat umgesetzt. Kürzlich liefen drei Anfänger-Schwimmkurse in Dittelbrunn. Dabei habe sich gezeigt, dass auch Migranten freiwillig für andere aktiv sind. In ihrer Pressemitteilung liefert Katrin Schauer gleich die Beweggründe mit, die Ehrenamtliche antreibt sich in dieser Richtung zu engagieren und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben.
Enorme Fortschritte nach nur wenigen Monaten
Klaus Reuter hat als ehrenamtlicher Schwimmtrainer bei Schwimmkursen bereits über 120 Migranten unterrichtet. „Ich selbst bin seit vielen Jahren bei der Wasserwacht und der TG Schweinfurt aktiv. Als ich die Nachrichten über die vielen ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer las, wollte ich selbst etwas tun“, beschreibt er seine Motivation und räumt ein, auch als erfahrener Trainer selbst dabei gelernt zu haben. „Trotz langjähriger Trainertätigkeit habe ich erst durch die Arbeit mit den Flüchtlingen die Bedeutung mancher Fachbegriffe beim Schwimmen verstanden, zum Beispiel 'den Wasserwiderstand mit der Hand suchen' oder 'Hand im Wasser verankern'. Jugendliche seien im Gegensatz zu Erwachsenen sehr angespannt im Wasser. „Immer volle Kraft und maximale Muskelanspannung“. Trotzdem habe er mit Jugendlichen bereits nach Monaten tolle Erfolgserlebnisse, weil man nach kurzer Zeit schon große Fortschritte sehen könne.
In Afghanistan wird eher geritten als geschwommen
Einer, der diese Fortschritte selbst gemacht hat ist Nehmat Husseini. Vor nur eineinhalb Jahren war er das allererste Mal im Wasser und nun ist er selbst ehrenamtlicher Rettungsschwimmer bei der Wasserwacht. „Durch Klaus lernte ich bei einem Anfänger-Kurs Schwimmen. Am Schwimmen gefällt mir alles und den Kontakt im Verein und zu Deutschen finde ich super. Einige loben meine saubere Technik beim Brustschwimmen“. Mit Schwimmkurs und Seepferdchen fing es an, es folgten Prüfungen und Abzeichen: „Nun kann ich wählen, ob ich als Wasserretter, Bootsführer, Taucher oder Trainer weitermachen will“. In Afghanistan, wo er herkommt, ist Schwimmen eher nicht üblich. „In meinem Heimatort kann nur rund jeder zehnte schwimmen. An der Schule gibt es keinen Schwimmunterricht“. In seiner Heimat widmet man sich anderen Beschäftigungen. „Bei uns steht das Reiten auf Pferd und Esel und im Winter – wir haben viel Schnee – das Lenkschlittenfahren im Vordergrund“.
Teil einer Schwimmer-Familie aus Afghanistan
Anders sieht es bei Ahmad Zidan aus. Er kommt aus der Hafenstadt Latakia in Syrien und aus einer Schwimmer-Dynastie. „Meine ganze Familie sind Schwimm-Trainer. Mein Onkel Jalal hat bei Olympia den ersten Platz belegt, beim Langstreckenschwimmen. Das Wasser ist mein Element. Als kleiner Junge habe ich mit der Harpune Fische gejagt.“ Ahmad Zidan studiert Technomathematik in Schweinfurt und es macht ihm viel Spaß seine Freizeit als ehrenamtlicher Schwimmtrainer im Wasser zu verbringen. „Ich weiß, wie wichtig es ist, gut schwimmen zu können“. In seiner Heimat ist es nicht ungewöhnlich, dass auch Frauen schwimmen gehen. „Es gibt öffentliche Schwimmbäder, in die auch Frauen in Bademode gehen. Latakia war eine französische Garnisonsstadt, es mag auch daran liegen.“
Zum Probetraining begleitet
Auch Gudrun Vay ist in der Flüchtlingshilfe ehrenamtlich sehr aktiv. „Die Tätigkeit stellt mich persönlich sehr zufrieden. Die Dankbarkeit der Flüchtlinge erlebe ich intensiv“. Außerdem war sie ein paar Monate als Projektkoordinatorin bei der Freiwilligenagentur GemeinSinn tätig. Ziel war Migranten in Sportvereine zu integrieren. „Wir haben dazu Sportveranstaltungen wie zum Beispiel die Schwimmkurse durchgeführt, um Kontakt zu knüpfen und Interesse zu wecken. Dann haben wir angeboten Sportler zum Probetraining zu begleiten und Vereine interkulturell geschult.“ Das Projekt lief zwei Jahre, es gab über 110 konkrete Anfragen für Probetrainings in Vereinen, zahlreiche Vermittlungen, Sportveranstaltungen und Projektvorstellungen in Vereinen, bei Helfer- und Arbeitskreisen, so Vay. „In den Anfänger-Schwimmkursen haben wir etwa 100 Personen unterrichtet. Für die Teilnehmer gab es viele Seepferdchen, aber auch das Abzeichen 'Jugendschwimmer Silber' wurde erreicht“. Einige sind dabei geblieben und in Schwimmvereine gegangen. Nehmat zum Beispiel ist jetzt selber Rettungsschwimmer – Ziel erreicht!