Es war seine erste große Liebe, die er als Mesner-Vertreter eines Nachts in den 70 Meter hohen Turm der Fürther Paulskirche führte. Für den damals 16-jährigen Volker Heißmann war es die erste romantische Verabredung, wäre da nicht der Pfarrer gewesen, der im Nachthemd seine Begleiterin erschreckte. Sie schrie: "Volker, ein Gespenst." Anekdoten zum Lachen, Schmunzeln und zum Nachdenken bot der Kabarettist kürzlich beim Kirchenkonzert in Alitzheim.
Die 200 Zuhörer in der Pfarrkirche St. Martin sind mucksmäuschenstill. Der Sound der Musiker des Pavel-Sandorf-Quartetts sorgen für Spannung. Durch den Mittelgang schreitet Volker Heißmann Richtung Altar und singt mit ergreifender Stimme den Gospelsong "Kumbaya, my Lord". Das rhythmische Fingerschnipsen des Publikums sorgt beim Sänger für Freude: "Endlich zurück in der Metropole Alitzheim."
Schon die ersten Worte des Entertainers machen deutlich: das Konzert wird heiter, besinnlich und unterhaltsam zugleich. 2013 sei er letztmals in dem Sulzheimer Ortsteil gewesen, erinnerte er. Er könne sich noch gut an den Auftritt in der Sporthalle erinnern: "Da gab es so viele Mucken." Schon in seiner Kindheit habe er eine enge Beziehung zur Kirche gefunden. Mit seiner hohen Stimme sang er beim Krippenspiel den Part der Maria im Chor. "Von der Maria zum Mariechen war es dann nimmer weit", scherzt das Multitalent und das Gelächter im Auditorium ist groß.
Stimmbruch mit 16 Jahren
Die Kirche sei für ihn ein Ort der Kraft, die Musik habe ihn von klein auf begeistert. Dies habe ihm das Lampenfieber genommen, das er nicht mehr kennt. Heißmann war ein Spätzünder in seiner Entwicklung. "Stimmbruch bekam ich erst mit knapp 16 Jahren. Solange habe ich die Maria beim Krippenspiel gesungen." Mit voluminöser Tenorstimme singt er ein Dreikönigslied von damals, heute zwei Oktaven tiefer. Schon mit 16 war er Vertreter des Mesners in der Paulskirche. Das hatte zwei Vorteile: "Acht Mark und 50 Pfennig die Stunde und der Schlüssel zur Kirche." Mit dem Türöffner konnte er sein Herzblatt überraschen. Später trug er als Kirchenvorstand Verantwortung.
Einfühlsam erzählt er seine Gedanken, die ihm bei dem Tod seines Vaters beschäftigt haben und den Trost, den er im Glauben gefunden hat. Beim Kirchenkonzert "Introitus Interruptus" wechseln Witz und innere Ruhe stetig ab. Der Gaudi folgen immer wieder ruhige Momente, wie beispielsweise bei dem Lied von Udo Jürgens "Was wichtig ist". Was wichtig sei, begreife man oft zu spät, besingt der Komödiant sein Leben mit eigenen Erfahrungen und Begegnungen.
Beim Gospel-Medley klatscht, bei "Von guten Mächten wunderbar geborgen" singt die ganze Kirche mit. Die vier Musiker der Band begleiten Heißmanns Lieder in Perfektion, mal leise oder lautstark, mal ruhig oder beschwingt. Das Gotteshaus besticht mit Klangvolumen. Pfarrer Andreas Engert spricht ein Segensgebet, bevor die Interpreten mit stehendem Beifall verabschiedet werden.