Das Museum Otto Schäfer präsentiert mit der Ausstellung „Bestseller der deutschen Literatur – Vom Narrenschiff bis Max und Moritz“ von 17. März bis 29. Juli ein gutes Dutzend Werke der deutschen Literatur, die seit dem ausgehenden Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts im Druck erschienen. Nicht alle Schriften waren von Anfang an Bestseller, haben sich aber zu Longsellern entwickelt.
Das Narrenschiff von Sebastian Brant hingegen war sofort ein Verkaufsschlager. Zur Fasnacht 1494 in Basel herausgegeben, wurde es in diesem Jahr bereits viermal nachgedruckt – in Nürnberg, Reutlingen und Augsburg. 38 deutsche oder niederdeutsche Ausgaben erschienen bis 1730, 23 lateinische Fassungen bis 1572, daneben etliche französische, englische und niederländische Übertragungen bis zum Ende des 17. Jahrhunderts. Faksimile-Editionen, Neudrucke und hochdeutsche Bearbeitungen sowie weitere Übersetzungen ins Italienische, Russische oder Japanische prägen das Bild im 19. und 20. Jahrhundert.
Auch Hans Sachs Spruchgedicht „Die Wittenbergisch Nachtigall“ aus dem Jahr 1523 verbreitete sich schnell und gehört zu den wichtigsten Propagandaschriften bei der Durchsetzung der Reformation und der Marke Luther. Das Gedicht des Nürnberger Schusters wurde häufig rezipiert und etwa von Wagner in seinen Meistersingern aufgegriffen oder diente Strindberg als Titel für sein Lutherdrama „Näktergalen i Wittenberg“. Grimmelshausens „Simplicissimus“ fehlt ebenso wenig wie das Nibelungenepos, das erstmals 1752 in einem Teildruck erschien. Lessings bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti“, Goethes empfindsamer Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, Schillers „Die Glocke“, das wohl am häufigsten parodierte Gedicht der deutschen Literatur, oder Bürgers Münchhausen markieren bereits das so produktive letzte Drittel des 18. Jahrhunderts. Eine besondere Stellung nimmt Goethes Drama „Faust I“ ein. Arnim, Brentano und die Gebrüder Grimm sind mit ihren Sammlungen „Des Knaben Wunderhorn“ und den Kinder- und Hausmärchen vertreten. Heines „Buch der Lieder“ und Eichendorffs „Taugenichts“ läuten das Ende der Schau ein, den Schlusspunkt setzt der Kinderbuchklassiker „Max und Moritz“.
Die Präsentation wird nicht nur die jeweilige Erstausgabe, sondern durch die Jahrhunderte auch besondere oder Gebrauchsausgaben zeigen. Raubdrucke, Gegenschriften, Vorläufer, Parodien und um die Gunst des Publikums konkurrierende Werke anderer Autoren werden ebenfalls ausgestellt und die Rezeption in Literatur und Bildender Kunst aufgezeigt.
Programm: Sonntag, 17. März, 15 Uhr, Führung mit Georg Drescher, Sonntag, 26. Mai, 11 Uhr, Midissage mit Lesung Hans Driesel. Öffnungszeiten: Samstag 14-17 Uhr, Sonn- und Feiertage 10-17 Uhr.