Christen im Beruf heißt die weltweit größte christliche Laienbewegung, die Schweinfurter Gruppe veranstaltet einmal im Monat ein Treffen mit einem besonderen Thema. Der Leiter der Gruppe, Dieter Zimmermann, stellte den Gastredner Ali Dini vor, dessen Lebensgeschichte sich vom radikalen Islamist zum christlichen Pastor entwickelt hatte. Im Naturfreundehaus hörten zahlreiche interessierte Besucher gebannt zu.
Ali Dini war zusammen mit Johannes Dappen von der Organisation AVC (Aktion für verfolgte Christen) nach Schweinfurt gereist. Er erzählte in gut verständlichem Englisch, Dappen übersetzte. Seine frühesten Erinnerungen könnten ein erstes gutes Argument für die in Deutschland wirksame Trennung von Staat und Kirche sein, für die weltanschauliche Neutralität der Politik. Denn im Iran seiner Kindheit seien in den Moscheen hinten die Kalaschnikows gelegen, erzählt Dini. Wenn ein Kind groß genug war, die Waffe zu halten, sei es als kampftauglich erklärt worden. Krieg habe für ihn von klein auf bedeutet, zu erfahren, wie der Tod sich ausbreitete. Die Differenzierung von „richtigen“ und „falschen“ Muslimen sei das Argument gewesen, mit dem die Kinder in den Krieg geschickt wurden.
Grausame Erlebnisse in der Kindheit
Dini war in Halabdscha, als am 16. März 1988 durch einen Giftgasangriff rund 5000 Menschen in der Stadt starben. Er schilderte eindrücklich, wie er seinen Gott nicht mehr fühlen konnte beim Anblick von zwei großen Haufen, die er für Puppen in kurdischer Tracht hielt und die sich beim genauen Hinsehen als Menschen erwiesen. Er erzählte von Herzrasen, vom Sterben seiner Freunde, von den Grausamkeiten des Krieges, von denen wir seit Jahren auch immer in der Zeitung lesen. Und er machte die Sinnlosigkeit des Krieges sehr klar.
Seine Erkenntnis war, dass nur ein toter Gott für ein solches Leben stehen konnte. Als er zurück in seinen Geburtsort kam, war er 18 und bei seiner Suche nach Frieden, Liebe und Sicherheit fand er als nächstes die Verheißungen des Geldes. Mit Drogenverkauf verdiente er zwar viel davon, fand jedoch weder Liebe noch Frieden. Vom Iran reiste er in die Türkei und nach Bulgarien, dort habe es in der Revolutionszeit um 1990 eine große Sehnsucht nach Demokratie gegeben. In dieser Phase der Anarchie verdiente er mit kriminellen Machenschaften Geld. Gleichzeitig aber habe sich in ihm eine große Depression ausgebreitet, da er immer mehr gefühlt habe, dass sein Platz in der Hölle sei. Und es habe für ihn keine Aussicht auf Erlösung gegeben. Schließlich saß er 14 Jahre in Bulgarien im Gefängnis wegen Mordes und Waffenbesitz.
Im Gefängnis zum Christentum gefunden
Dort hat er schließlich aber den christlichen Gott gefunden. Aus Langeweile sei er zu einem christlichen Gottesdienst mitgegangen und habe dort zum ersten Mal tiefen Frieden empfunden, „besser als jede Droge.“ Später habe er eine Bibel in persischer Sprache bekommen und so habe sich sein Weg in eine neue Richtung entwickelt. In Bulgarien ist er heute auch als christlicher Pastor in der Flüchtlingsarbeit aktiv. Die AVC leistet weltweit auch humanitäre Hilfe für Menschen in Not. Schon mehr als 200 Syrer sind in seiner Kirche zu Christen geworden, erzählt er. Zusammen mit Alexander Urumov hat Dini ein Buch über seine Lebensgeschichte geschrieben: „Der Unsterbliche“, erschienen im Verlag SCM Hänssler. Der Titel spielt einmal auf seinen Spitznamen an, den der Kriegsüberlebende von seinen Freunden bekommen hatte, zum anderen verweist er auf den christlichen Gott.
Christina Siebert spielte und sang in den Pausen mit wunderbar klarer Stimme unter anderem von der Geborgenheit, die der christliche Glaube hier und heute vermitteln kann.