
Wenn man von Süden in den kleinen, nicht einmal 200 Einwohner zählenden Ort einfährt, sieht man das Forsthaus in all seiner Pracht vor sich liegen. Über dem Jägerzaun hängen Dutzende alter Kaffeekannen, und der Holztisch vor der Tür ist liebevoll mit Sektgläsern angerichtet. Es ist das erste Mal, dass das 650 Jahre alte Forsthaus am Tag des offenen Denkmals seine Pforten öffnet und Führungen anbietet.
„Ich bin stolz auf dieses wunderbare Haus“, begrüßt Henriette Dornberger die Gäste, die schon am Morgen zahlreich erschienen sind. Seit 2013 betreibt Dornberger hier immer sonntags ihr eigenes Café und lädt die Gäste zum Verweilen ein. In Eigenarbeit hat sie das einstige Forsthaus in ein Schmuckstück verwandelt und dabei auf kreative Weise versucht, das „Alte und Historische“ herauszukitzeln.
Stück für Stück wachgeküsst
„Ich habe das Haus Stück für Stück wachgeküsst“, sagt sie lächelnd. So legte sie beispielsweise an den Wänden Zeugnisse verschiedener Epochen frei und stieß beim Abschleifen auf Wandmalerei. Auf dem Dachboden fand sie Kassenbücher des Holzhandels aus den Jahren 1920 bis 1952 und ein „Forsttagebuch“. Auch das konnten sich die Besucher am Tag des offenen Denkmals ansehen.
Schon als Dornberger 2011 von Hofheim nach Wetzhausen zog, hatte sie ein Auge auf das Forsthaus geworfen. Damals habe es leer gestanden und es sei ein wenig heruntergekommen gewesen. Als es 2012 verkauft werden sollte, fasste sich die heute 64-Jährige ein Herz und fragte an, ob sie es mieten könne.
Bald kam die Zusage von Besitzer Johannes von Truchseß, der dem alten Adelsgeschlecht angehört. Von seiner Familie wurde das Forsthaus über Jahrhunderte lang verwaltet, es wurden Förster eingestellt, die „Entwickler und Hüter des Waldes“ waren. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Forsthaus dann bis zu fünf Familien gleichzeitig als Herberge, erzählt Dornberger ihren Besuchern.
Bunt ging es auch in den 1980er-Jahren zu, „denn da bewohnten mehrere Nachwuchskünstler das Haus als WG“. Einige seien Mitbegründer des Theaters von Maßbach. Zuletzt wurde das Forsthaus vom Sohn eines ehemaligen Gutsverwalters bewohnt.
Sofort beeindruckt hatten Dornberger die Steinfliesen im Flur, die im Original erhalten sind. Aber auch der Kamin hat es ihr angetan, der im Obergeschoss an kalten Wintertagen wohlige Wärme verschafft. „Der morbide Charme des Hauses liegt genau darin, dass es nicht perfekt ist.“
Wertvoller Treppenaufgang
Laut des Amtes für Denkmalpflege ist das Wertvollste der Treppenaufgang. Steil und uneben geht es nach oben: „Verweilen Sie hier und streicheln Sie das Geländer“, rät Dornberger ihren Gästen. Sie sei dem Amt sehr dankbar, dass es der Nutzungsänderung für das Forsthaus sofort zugestimmt habe. Vom Familienhaus zum gastronomischen Betrieb – da sei jede Menge Papierkram nötig gewesen.
Das Projekt hat sich gelohnt, wie auch Freiherr von Truchseß neidlos feststellt: „Henriette hat einfach einen Blick dafür, wie sie den Bestand des Forsthauses erhalten kann“, sagt er. Abgesehen vom Erhalt der Bausubstanz und dem Freilegen verschiedener Schichten hat sich Dornberger ihrem Steckenpferd – der Gestaltung – verschrieben.
Liebevolle Einrichtung
Liebevoll hat sie jedes Zimmer individuell eingerichtet – mit alten Möbeln, Porzellan, Gemälden und jeder Menge an Accessoires. Auch Blumen gehören zur Deko und Elemente aus Holz. Nicht umsonst hat sie 2009 den Preis als „Meisterin der Tafelideen“ gewonnen. Das ist ein Preis für die Dekoration von Gasträumen, der alle zwei Jahre vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband ausgeschrieben wird.
Dabei hat Dornberger eigentlich Erzieherin gelernt. In die Kunst und Gestaltung ist sie vor über 20 Jahren gewechselt, „als Autodidaktin“, wie sie sagt. „Gesammelt und dekoriert habe ich aber schon immer gern.“
Wunderbar ist am Tag des offenen Denkmals auch ein Blick durch den Rundbogen in den Keller, der den Gästen des Cafés sonst verwehrt bleibt. „Hier wurden Wein und Wild aufbewahrt.“ Eine Besucherin aus der Rhön ist begeistert: „Man merkt die Leidenschaft, die hier drinsteckt.“ So genießen einige Gäste den Geist des Hauses auch noch bei Kloß und Sauerbraten oder Kaffee und Kuchen.
Hinweis: Das Café „Altes Forsthaus“ ist sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Adresse: Alter Schlossweg 2, 97488 Stadtlauringen-Wetzhausen.








ein wunderbar geschriebener Artikel.
Und ein Dank auch an die Mieterin, das Haus für den Denkmaltag geöffnet hat.